Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2112) Die Untersuchung „Patientenperspektiven 2017“ fand ergänzend zur jährlichen reprä- sentativen Versichertenbefragung der KBV statt, die Ende August der Presse in Berlin vorgestellt wurde. Die qualitative Unter- suchung wurde von der Patientenprojekte GmbH unter Leitung ihres Geschäftsführers Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler durchgeführt. Sie skizziert die Sichtweisen von Patienten über versorgungsrelevante Themen – auf Basis von geführten Gruppendiskussionen. Hier die Kernergebnisse: Selbstbehandlung und Zuwartung: Eine Gruppe von Teilnehmern gab an, gerade bei leichteren Beschwerden nicht direkt zum Arzt zu gehen, sondern zunächst abzu- warten und gegebenenfalls auf Hausmittel zurückzugreifen. Diese Gruppe vertritt die Auffassung, dass nicht alle gesundheitlichen Probleme ärztlicher Hilfe bedürfen. Eine ebenso große Gruppe von Teilnehmern konsultiert auch bei leichten Beschwerden einen Arzt, um eine schwerwiegende Er- krankung auszuschließen. Ein häufig ange- führter Grund war die Notwendigkeit, eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung beim Arbeitgeber vorlegen zu müssen. Hausarzt: In Bezug auf die Hausärzte gab es in den Diskussionen unterschiedliche Rollen- zuschreibungen. Eine größere Gruppe be- trachtet den Hausarzt als zentrale Anlauf- stelle und Eingangstor in das Gesund- heitssystem. Ein besonderer Stellenwert kommt dem ausgeprägten Vertrauens- verhältnis zu. Eine kleinere Gruppe von Teilnehmern sucht dagegen Allgemeinmediziner nur bei be- stimmten Indikationen oder Beschwerde- bildern auf. Gleichzeitig nehmen diese fach- ärztliche Leistungen auch direkt, ohne Über- weisung in Anspruch. In der Untersuchung wird dazu angemerkt, dass medizinische Befunde und Informationen bei diesen Per- sonen an keiner zentralen Stelle zusammen- laufen oder gespeichert werden. Das Ausstellen von Attesten und Arbeits- unfähigkeitsbescheinigungen stellt aus Sicht der Teilnehmer sehr häufig den primären Umfrage zum Versorgungsalltag Die Perspektive der Patienten Welche Rolle spielen Haus- und Facharzt? Wo sind die Unterschiede zwischen Bereitschaftsdienst und Notfallambulanz? Was halten Patienten von der Kommunikation mit ihrem Arzt und wie nutzen sie das Internet? Antworten dazu gibt eine neue Untersuchung im Auftrag der KBV, die die Sichtweisen und Erfahrungen von Patienten im Versorgungsalltag beleuchtet. Bei der Umfrage im Auftrag der KBV ging es – im Gegensatz zur KBV-Ver- sichertenbefragung – nicht darum, be- völkerungsrepräsentative Aussagen zu generieren. Vielmehr ging es darum, Einstellungen und Handlungsmuster von Patienten zu erschließen. Dazu wurden 32 Teilnehmer in vier Gruppen in Hamburg, Münster, Dresden und München befragt, und zwar auf Basis eines einheitlichen Gesprächsleitfadens mit Gruppendiskussion. Wie tickt der Patient? Patientenperspektiven 2017 Foto: Fotolia_Robert Kneschke „Bei dem Bereitschafts- dienst sind oft Ärzte, die sich gar nicht richtig auskennen. Wie soll denn ein Augenarzt oder ein Psychotherapeut meine Atemnot behandeln? Im Krankenhaus sind das Fach- ärzte.“ „Wenn ich unsicher bin, was ich habe, gehe ich zum Hausarzt. Aber wenn ich zum Beispiel umgeknickt bin, dann gehe ich gleich zum Orthopäden.“ „Ich schaue erstmal im Internet nach, was es sein könnte. Meistens gibt es da auch Behandlungstipps und Hausmittel.“ „Ich würde dem Arzt niemals die Diagnose mit- teilen, die ich aus dem Internet habe. Ich habe gehört, die Ärzte hassen das wie die Pest.“ 102 Politik

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