Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2114) Anlass für den Besuch beim Hausarzt dar – ohne dass aus Patientensicht ein wirklicher Behandlungsbedarf vorlag. Besonders häu- fig war dies im Kontext grippaler Infekte. Facharzt: Hier lassen sich zwei unterschiedliche Zu- gangsstrategien beschreiben. Eine hausärzt- lich orientierte Gruppe sucht einen Facharzt in der Regel nur dann auf, wenn eine ent- sprechende Überweisung des Hausarztes ausgestellt wurde. Die zweite Gruppe wendet sich direkt an den Facharzt, wenn sich die Beschwerden – nach eigenem Ermessen – einer medizi- nischen Fachrichtung zuordnen lassen. Dabei folgt diese Gruppe offenbar der An- nahme, dass eine fachärztliche Behandlung grundsätzlich die hochwertigere Versor- gungsvariante darstellt. Bereitschaftsdienst der KV: Die Mehrheit der Teilnehmer gab an, den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen und die Rufnummer 116117 nicht zu kennen. Auf Rückfrage waren die Notdienstpraxen in den einzelnen Regionen aber durchaus bekannt. Die Befragten konn- ten diese jedoch nicht den KVen zuordnen. Viele Teilnehmer hatten große Schwierig- keiten, einzuschätzen, wann sie den Bereit- schaftsdienst und wann die Notfallambu- lanz eines Krankenhauses nutzen sollen. Einigen war überhaupt nicht bekannt, dass eine Notfallversorgung im ambulanten wie im stationären Sektor existiert. Verwirrung entstand auch dann, wenn der Bereit- schaftsdienst räumlich im Gebäude eines Krankenhauses untergebracht war. Diejenigen, die schon einmal den Bereit- schaftsdienst in Anspruch genommen ha- ben, schilderten meist positive Erfahrungen. Das gilt vor allem für solche Regionen, in denen neben Notfallpraxen auch ein Fahr- dienst angeboten wird. Kritiker thematisierten eine fehlende Spezia- lisierung der im Bereitschaftsdienst tätigen Ärzte sowie eine begrenzte Verfügbarkeit medizinischer Geräte. Notfallambulanz im Krankenhaus: Viele Teilnehmer beschrieben ein eher düs- teres Bild der Notfallambulanzen mit sehr langen Wartezeiten, mangelnder Hygiene und einer wenig patientenfreundlichen Kommunikation. Sie gaben an, die Notfall- ambulanz eines Krankenhauses nur im Aus- nahmefall zu nutzen – etwa bei lebens- bedrohlichen Zuständen. Andere wiederum lobten die diagnostischen Möglichkeiten wie auch die fachärztliche Versorgung rund um die Uhr. Sie gaben häufig an, die Notfallambulanz auch mit leichteren Beschwerden in Anspruch zu nehmen – zum Teil auch, um den Gang zu unterschiedlichen niedergelassenen Fach- ärzten zu ersparen oder keine zeitlichen Einschränkungen während der Arbeitszeit hinnehmen zu müssen. Notruf 112: Auch hier zeigte sich ein geteiltes Bild: Eine Gruppe wählt den Notruf nach eigenen An- gaben nur im äußersten Notfall, etwa beim Verdacht auf einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Einzelne Teilnehmer schilderten hingegen Nutzungsmuster, die im Sinne einer Fehl- nutzung interpretiert werden können, etwa zur Verkürzung der Wartezeiten oder als telefonische Beratung bei gesundheitlichen Problemen. Gesundheitskompetenz und Kommunika- tion: Während sich die Teilnehmer insgesamt mit der Sprache und der Ausdrucksweise ihrer niedergelassenen Ärzte zufrieden zeigten, wünschte sich die Mehrheit dennoch aus- führlichere Informationen und mehr Zeit für Kommunikation. Anders im Krankenhaus: Hier berichteten die Teilnehmer von einer unzulänglichen Kommunikationspraxis und wünschten sich einen respektvolleren Umgang. Verständ- nisschwierigkeiten beschrieben sie bei der Lektüre von Arztbriefen. Dabei gaben die meisten an, diese zu lesen, obwohl ihnen dies eigentlich nicht zusteht. Auch bei weiteren Feldern beschrieben die Teilnehmer Verständnisschwierigkeiten. Dies betraf insbesondere den Schriftverkehr der Krankenkasse oder Anträge und For- mulare der Kostenträger. Weitere Bereiche betrafen die Interpretation von Laborwer- ten, die Deutung von Häufigkeitsangaben in Packungsbeilagen oder die Angabe von Gebührenziffern und Steigerungssätzen in privatärztlichen Rechnungen. Nutzung des Internets: Für die meisten Teilnehmer war die Nutzung des Internets in Gesundheitsfragen eine Selbstverständlichkeit, für einen Großteil war Google dabei der zentrale Ausgangs- punkt. Ein häufiger Nutzungsanlass war die Nachbereitung eines Arztbesuchs, aber auch bereits im Vorfeld eines Arztbesuchs suchen viele nach möglichen Diagnosen, fragen Zweitmeinungen nach, vergleichen Ärzte und Krankenhäuser und tauschen Er- fahrungen mit anderen Betroffenen aus. Der größte Teil der Nutzung erfolgt nach Angaben der Teilnehmer „heimlich“, das heißt, die behandelnden Ärzte werden weder über die Nutzung informiert noch werden sie mit den Ergebnissen einer Recherche konfrontiert. Viele Teilnehmer be- klagten die unüberschaubare Informations- flut und den hohen Anteil werblicher Infor- mationen im Netz und wünschen sich mehr Möglichkeiten und Unterstützung bei der Suche nach seriösen Quellen. pr Zentrale Ergebnisse der KBV-Versicher- tenbefragung von 6.000 Patienten: 90 Prozent der Befragten haben das Vertrauensverhältnis zu ihren Ärzten mit „gut“ bis „sehr gut“ bewertet. Sehr gute Noten erhielt auch die Kom- munikation. Die Zahl der Arztbesuche steigt, mehr Versicherte müssen auf Termine in Arzt- praxen warten und es gibt weniger Un- terschiede bei den Wartezeiten zwischen GKV- und PKV-Patienten. Ein Großteil der Patienten informiert sich vor und nach dem Arztbesuch im In- ternet, wünscht sich aber zuverlässigere Informationsquellen. Die bundesdeutsche Bereitschafts- dienstnummer 116117 muss bekannter gemacht werden. Zu viele Patienten ge- hen in die Notfallambulanz, obwohl sie keine Notfälle sind. Mehr unter: https://www.zm-online.de/ news/politik/vertragsaerzte-ziehen- pkv-versicherte-nicht-vor/ Was noch besser werden muss KBV-Versichertenbefragung 104 Politik
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