Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2118) Miller wurde am 1. August 1853 in Alexan- dria, Ohio, als US-Amerikaner geboren – mit deutschen Wurzeln: Sein Urgroßvater lebte bis zu seiner Emigration in die USA in Deutschland. Und Miller, Sohn der Land- wirte John H. und Nancy L. Miller, sollte als Erwachsener in das Land seiner Vor- fahren zurückkehren und dort als Zahnarzt arbeiten. Doch zunächst zog Miller 1865 vom dörf- lichen Alexandria in die nahe gelegene Stadt Newark, wo er die weiterführende Schule besuchte und 1871 abschloss. Er schrieb sich mit 18 Jahren an der University of Michigan in Ann Arbor ein, studierte Chemie, Physik und Mathematik und er- langte im Juni 1875 den Baccalaureus Artium [Parreidt, 1909; Holzhauer, 1962]. Danach studierte er in Europa weiter. Nach- dem er das Wintersemester 1875/76 an der Universität Edinburgh verbracht hatte, ging Miller nach Berlin, wo er unter anderem Vor- lesungen in Chemie und Physik besuchte, um seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu vertiefen. Schenkt man zeitgenössischen Ausführungen Glauben, verlor Miller in die- ser Zeit „durch unglückliche Transaktionen“ seiner Bank seine gesamten Ersparnisse und musste sich fortan – trotz schwächelnder Gesundheit – mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten [Holzhauer, 1962]. In dieser Zeit lernte Miller den renommier- ten Francis Peabody Abbot kennen, der in New York Zahnheilkunde studiert und sich zwischenzeitlich in Berlin niedergelassen hatte. Abbot leitete dort eine Vereinigung US-amerikanischer Immigranten, mit der auch Miller in Kontakt kam. Abbot fand Gefallen an dem jungen Mann und machte ihn mit seiner Tochter Caroline bekannt. Und Abbot weckte Millers Interesse an der Zahnheilkunde. 1877 ging Miller zurück in die USA. Bis 1878 studierte er zunächst am Pennsylvania College of Dental Surgery, von 1878 bis 1879 dann im neuen Dental Department der University of Pennsylvania. Er promovierte 1879 mit einer preis- gekrönten Arbeit über die „Konservierende Behandlung der Zahnpulpa“. Im selben Jahr kehrte er nach Berlin zurück und wurde in der zahnärztlichen Praxis von Abbot tätig. Am 26. Oktober heiratete er Caroline Abbot [Holzhauer, 1962; Dieck, 1908; Parreidt, 1909; Hoffmann-Axthelm, 1996]. Parallel zu seiner Praxistätigkeit bil- dete er sich in den 1880er-Jahren unter anderem bei den Berliner Hochschullehrern Oskar Liebreich, Emil Heinrich du Bois- Reymond und Robert Koch in der Medizin weiter [Parreidt, 1909]. Als im Herbst 1884 das Zahnärztliche Institut an der Universität Berlin errichtet wurde, übernahm Friedrich Busch die Instituts- leitung. Miller wurde seinerseits als einer sei- ner drei Stellvertreter zum Titularprofessor ernannt. Es folgte eine rund zwei Jahrzehnte anhaltende Phase hoher wissenschaftlicher Produktivität, die zu zahlreichen, zumeist deutschsprachigen Publikationen führte. Außerdem erwarb Miller 1887/88 den me- dizinischen Doktorgrad [Holzhauer, 1962; Dieck, 1908; Parreidt, 1909; Hoffmann- Axthelm, 1996]. Anfang der 1890er-Jahre wurde Miller zum außerordentlichen Professor ernannt. Nun erst, 1894, trat er in den Central-Verein deutscher Zahnärzte ein (CVdZ, heute: DGZMK). 1898 wurde ihm die Goldene Medaille des Vereins verliehen und er wurde zum zweiten Vorsitzenden ernannt. Seit 1900 stand Miller dann – als erster und bis heute einziger Ausländer – dem CVdZ vor [Groß/Schäfer, 2009]. Miller blieb bis 1906 Präsident des CVdZ. Zwei Jahre vorher wurde er 1904 zum Präsidenten der Fédération Dentaire Inter- nationale (F.D.I.) gewählt [Maretzky/Venter, 1974]. In dieser Zeit wurde Miller die Leitung der Zahnmedizinischen Fakultät der University of Michigan angetragen. Und tat- sächlich fasste Miller 1906 den Entschluss, dem Ruf in die Staaten zu folgen. Nachdem deutlich geworden war, dass er sich nicht umstimmen ließ, verlieh ihm der CVdZ 1906 die Ehrenmitgliedschaft. Bei seinem Abschied in Berlin wurde ihm der Titel „Ge- heimer Medizinalrat“ zuerkannt [Holzhauer, 1962; Groß/Schäfer, 2009; Tschernitschek et al., 2007]. Doch Miller war kaum in den USA angekom- men, da erkrankte er an einer Appendizitis, die zu einem Blinddarmdurchbruch und in der Folge zu einer Peritonitis führte. Eine im City Hospital in Newark durchgeführte Wegbereiter der Zahnheilkunde – Teil 6 Willoughby Dayton Miller – Erklärer der Karies Schon durch seine amerikanische Staatsbürgerschaft unterscheidet sich Willoughby Dayton Miller von den übrigen Wegbereitern der deutschen Zahn- heilkunde. Der Miller-Preis, der wichtigste zahnärztliche Wissenschaftspreis in Deutschland, geht auf ihn zurück. Der QR-Code führt zu den ersten Teilen der Serie „Wegbereiter der Zahnheilkunde“. Foto: The Dental cosmos - Wikimedia 108 Gesellschaft

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