Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2106) Autoren geben unterschiedliche Häufig- keiten bezüglich retinierter Zähne in der Gesamtpopulation an, während Tränkmann von 1,59 Prozent berichtet, sehen Gabka und Kaspa die Zahl der nicht regelgerecht durchbrechenden Zähne eher bei 20 Prozent [Gabka, 1975; Kaspa, 1975; Tränkmann, 1973]. Hierbei ist der Oberkiefer häufiger betroffen. Ohne Berücksichtigung der Weisheitszähne weisen die oberen Canini mit 44,8 Prozent bis 57,8 Prozent die größte Retentions- häufigkeit auf, gefolgt von den zweiten unteren Prämolaren mit 11,21 Prozent und den mittleren oberen Schneidezähnen mit 9,02 Prozent [Bishara, 1998; Gabka und Kaspar 1975; Stahl et al., 2003; Tränkmann, 1973]. Die Ätiologie der Zahnretention kann in lo- kale, anatomische und genetische Ursachen eingeteilt werden. Zu den lokalen Ursachen zählen neben Zysten oder Odontomen beispielsweise mechanische Behinderungen des Zahndurchbruchs wie überzählige Zahnanlagen, die in 28 bis 60 Prozent zu Durchbruchsstörungen führen [Tay et al., 1984]. Traumen sind ein weiterer wichtiger lokaler Auslöser für das Ausbleiben der regel- gerechten Einstellung bleibender Zähne. So führt die Intrusion eines Milchzahns infolge der Affektion der resorbierenden Milch- zahnwurzel auf die sich entwickelnde Zahn- krone des bleibenden Zahnes nicht selten zu einer Dilazeration des betreffenden Zahnes [Komposch und Anhalt, 1987]. Weiterhin bedingt die Wundheilung – nach dem früh- zeitigen Verlust eines Milchzahns (etwa durch eine Extraktion) – eine Veränderung der Weichgewebe sowie einen potenziellen Engstand, was beides ebenfalls zu einer Durchbruchsstörung führen kann [Becker, 1999]. Auschlaggebend für den Erfolg der Behand- lung ist in der Diagnostik die exakte Lokali- sation des Zahnes, an deren Anfang neben der visuellen und der palpatorischen Unter- suchung sicherlich das Orthopantomogramm steht. Ergänzend können neben orthogra- den auch exzentrische Zahnfilmaufnahmen angefertigt werden [Dietrich, 1986]. Das DVT als überlagerungsfreie, dreidimensio- nale Aufnahme stellt gerade in schwierigen Situationen eine entscheidende Ergänzung in der Diagnostik dar [Chaushu, 2004; Kim, 2003; Shinoda, 2004]. Nach Diagnose- stellung der Retention und/oder Verlagerung während des Zahnwechsels sollte zeitnah die Milchzahnextraktion stattfinden, um einer weiteren ungünstigen Entwicklung entgegenzuwirken [Ericson und Kurol, 1988]. Falls die Verlagerung erst nach Abschluss des Zahnwechsels auffällt und die entsprechenden Platzverhältnisse zur Einstellung nicht gegeben sind, sollte die Extraktion erfolgen [Watted et al., 1999]. Abschließend ist sicherlich noch der lange Behandlungszeitraum zu erwähnen. Hier ist eine umfangreiche Aufklärung der Eltern (und des Kindes) notwendig, um einen „informed consent“ zu erreichen. Dr. Dr. Philipp Kley Prof. Dr. Dr. Berthold Hell Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie Diakonieklinikum Jung-Stilling Wichernstr. 40, 57074 Siegen philipp.kley@diakonie-sw.de Dr. Martin und Dr. Ulrike Jenne KFO-Gemeinschaftspraxis Spandauer Str. 5, 57072 Siegen Dieser Fall zeigt, dass die massive Ver- lagerung eines bleibenden Zahnes keine Indikation zur operativen Entfernung sein muss. Im Einzelfall müssen die Risiken und die Möglichkeiten mit dem Patienten und interdisziplinär abgewogen werden. Begünstigend und Voraussetzung in diesem Fall war beispielsweise, dass die umgebenden Wurzeln kein Hindernis darstellten und dass der osmotische Druck aus der Zystenhöhle genommen wurde. So konnte durch die vorsichtige Bewe- gung des Zahnes durch das Zystenlumen eine Reossifikation desselben und eine Restitutio ad integrum erreicht werden. Fazit für die Praxis Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 9: Abschlussmodell in Okklusion – Ansicht von links Abbildung 10: Abschlussmodell in Okklusion – Ansicht von rechts Abbildung 11: Abschlussmodell, okklusale Ansicht Fotos: Dres. U. und M. Jenne Kfo-Gemeinschaftspraxis, Siegen 96 Zahnmedizin

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