Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 107, Nr. 18, 16.9.2017, (2108) Ihre 50. Jahrestagung ist mit dem Titel „Funktion im Fokus“ überschrieben. Steht die Funktion heute zu wenig im Fokus der Zahnärzte? Prof. Ingrid Peroz: Wir haben diesen Titel gewählt, um unsere Funktion als „Die Funk- tionsgesellschaft“ unter den Fachgesell- schaften der DGZMK zu unterstreichen. Die DGFDT sieht ihre Aufgabe nicht nur darin, die Diagnostik und Therapie dysfunktionell erkrankter Patienten zu vermitteln und wis- senschaftlich zu begleiten, sondern auch darin, die orale Physiologie und Kaufunktion ebenso wie die funktionelle Rehabilitation zu beleuchten. Für unsere Jubiläumsveranstaltung haben wir daher keine Kosten und Mühen gescheut, um einen international renommierten Gast- referenten einzuladen, Prof. Dr. Jeffrey Okeson aus Lexington (USA). Er ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Funktion und wird in mehreren Hauptvorträgen und einem Seminar die ganze Spannbreite der Thematik darlegen. Den Mitgliedern unserer Fachgesellschaft ist die Funktion selbstredend äußerst wichtig. Sie ist es jedoch für jeden Zahnarzt und sollte auch in der Hochzeit von Digitalisie- rung, Implantologie und Vollkeramik nicht vernachlässigt werden. Die Digitalisierung muss neben der Statik auch die Funktion ab- bilden können, neue Materialien verzeihen keine okklusalen Fehler und Implantate sind nicht mobil im Knochen verankert. Wie steht Ihre Gesellschaft zur neuen Approbationsordnung für Zahnärzte? Wird sie verabschiedet, so kommt es zu einer erheblichen Kürzung der vorklinischen Kurse. Die DGFDT sorgt sich in der Tat, ob dann noch Kenntnisse und Fertigkeiten zur Funktion ausreichend vermittelt werden. Die kritische Herangehensweise sowohl in der Planung und Durchführung als auch in der Qualitätskontrolle an eine prothetische Rehabilitation ist eine ganz andere, wenn man die zahntechnischen Arbeitsprozesse kennt und weiß, was sich wie optimieren lässt und was eben nicht. Hier wird es die Aufgabe der DGFDT sein, die Lehrenden entsprechend zu sensibilisieren und den Absolventen durch postgraduale Weiterbil- dungsangebote Hilfestellungen zu geben. Die Umsetzung der Funktionslehre ist zwar eine grundlegende Voraussetzung für eine gute prothetische Versorgung, jedoch ist sie noch nicht immer in aller Konsequenz in jeder Praxis ange- kommen. Wie hat sich durch die Arbeit der Gesellschaft das Bewusst- sein des Praktikers verändert? Da der Präsident und der Vizepräsident der DGFDT stets mit einem Hochschullehrer und mit einem niedergelassenen Zahnarzt besetzt sind, hat die DGFDT Standbeine sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis. Daher war die DGFDT an der Kon- zeption des nationalen, kompetenzbasierten Lernzielkatalogs für die Zahnmedizin betei- ligt und hat damit festgelegt, welche Kennt- nisse und Fähigkeiten ein Absolvent bereits mit in die Praxis bringen soll. Durch die Herausgabe eigener Wissen- schaftlicher Mitteilungen und Leitlinien so- wie die Beteiligung an Leitlinien anderer Fachgesellschaften, hat die DGFDT Einfluss genommen auf Rahmenbedingungen und Handlungsempfehlungen für praktizierende Ärzte und Zahnärzte. Dazu gehören z. B. die Tinnitus-Leitlinie, die Leitlinie zur Vollkeramik, zur digitalen dentalen Volumentomografie ebenso wie die S2k-Leitlinie zur instrumen- tellen zahnärztlichen Funktionsdiagnostik. Das bilinguale Journal of Craniomandibular Function (CMF) stellt einen weiteren Bau- stein dar, Zahnärzte über die neuesten Erkenntnisse zur Funktion zu informieren. Durch den Alex-Motsch-Preis motiviert die DGFDT zur Publikation wissenschaftlicher Forschungsarbeiten ebenso wie zur Dar- stellung von Praxiskonzepten oder Fallvor- stellungen aus der Praxis und fördert so den Erkenntnisgewinn aus der Forschung wie aus der Erfahrung von Kolleginnen und Kollegen. Die DGFDT bietet zudem über die APW strukturierte Fortbildungen (CMD-Curricu- lum) sowie Kontinua an, um mögliche Defizite aufzuarbeiten aber auch um sich auf diesem Fachgebiet zu spezialisieren. Eine derartige Spezialisierung findet in der Spezialistenprüfung ihren Höhepunkt. Der dafür ausgearbeitete, nach Wissen und Fertigkeiten differenzierte Stoffkatalog ist meines Wissens einmalig für eine deutsche zahnärztliche Fachgesellschaft. ? ? ? Vor der 50. DGFDT-Jahrestagung „Eine gute Funktionsdiagnostik ist nicht von bildgebenden Geräten abhängig“ Was in der Funktionsdiagnostik heute wirklich zählt, schildert Prof. Ingrid Peroz, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT), im Vorfeld der 50. DGFDT-Jahrestagung. Prof. Dr. Ingrid Peroz ist Oberärztin im Arbeitsbereich Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre am Charitézentrum für ZMK-Heilkunde in Berlin. Foto: privat 98 Zahnmedizin

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