Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2255) Die (bittere) Erkenntnis: Botschaften, die Zahnärzten und Praxispersonal schon längst in Fleisch und Blut übergegangen sind und die aus dem „Effeff“ vorgetragen werden können, sind der breiten Öffentlichkeit nicht zwangsläufig bekannt. Das zeigte auch die diesjährige Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit. Eingeladen in die Bundespressekonferenz versammelte sich die Berliner Kita „Kreuzberger Krümel“ zum Gruppenfoto. Eltern und Betreuerinnen konnten dabei ihre Fragen an die Experten richten – Fragen, die zeigen, dass Zähne- putzen im Kleinkindalter oftmals keine Selbstverständlichkeit ist: „Wie bekomme ich mein Kind dazu, den Mund aufzumachen?“, „Wie viel Zahnpasta muss ich nehmen, um richtig zu putzen?“, „Wie oft am Tag soll ich meinem Kind die Zähne putzen?“ Die gemeinsame Botschaft der Experten lautete daher: Es ist notwendig, sich noch stärker für die Mundgesundheit der Jüngs- ten zu engagieren! Die Gruppenprophylaxe muss gestärkt und auf die Jüngsten aus- geweitet werden! Zudem sind vernetzte Strategien aller Akteure notwendig, um gefährdete Gruppen zu erreichen! Fluoridgehalt in Kinderzahnpasta anheben Für Prof. Christian Splieth spielt der Fluorid- gehalt in Kinderzahnpasten eine große Rolle. Die hierzulande vergleichsweise niedrig konzentrierte Kinderzahnpasta sollte – wie in anderen Ländern auch – im Fluoridgehalt angehoben werden. Ferner sollte eine Gruppenprophylaxe greifen, die auch die Kleinsten erreicht. Außerdem sollten in diesem Rahmen Prophylaxeleistungen vom ersten Zahn an in der zahnärztlichen Regel- versorgung erstattet werden. Splieth fordert dazu ein Aktionsprogramm „Gesunde Milchzähne“. Prof. Dr. Dietmar Oesterreich verwies auf die Bevölkerungsgruppen, die an der um- fassenden Präventionsarbeit zu wenig parti- zipieren. Betroffen seien zum Beispiel Klein- kinder, Kinder und Jugendliche in prekären Lebenslagen, mit Migrationshintergrund oder auch mit einer Behinderung. Früh- kindliche Karies tangiere besonders diese Familien in sozial schwierigen Lebenslagen. „Ursachen für die frühkindliche Karies sind exzessives Trinken von zucker- und säure- haltigen Getränken aus Saugerflaschen und Trinkhilfen – verbunden mit einer nicht aus- reichend durchgeführten Mundhygiene im frühen Kindesalter. Um das verändern zu können, brauchen wir fachübergreifende Konzepte“, forderte Oesterreich. nb Veranstaltet wird die Pressekonferenz jedes Jahr vom „Aktionskreis zum Tag der Zahn- gesundheit“, dem rund 30 Mitglieder aus Gesundheitswesen und Politik angehören. 101
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