Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2258) Neues und Bewährtes aus Medizin, Praxis und Forschung. Angststörung: Menschen mit einer Angst- störung haben vor Dingen oder Situationen Angst, die für andere völlig normal und kei- neswegs bedrohlich sind. Sie überschätzen Gefahren und es fehlt ihnen an adäquaten Bewältigungsstrategien. Unbehandelt kann die Angststörung chroni- fizieren: Es kommt zur „Angst vor der Angst" und somit zu einer Erwartungsangst, die ihrer- seits häufig zu einem Vermeidungsverhalten führt. Als Folge ziehen sich die Betroffenen oft immer mehr aus dem Leben zurück. Sie leiden häufig unter mangelndem Vertrauen in die eigene Stärke und unter dem Gefühl des Aus- geliefertseins, wie die Organisation „Neuro- logen und Psychiater im Netz“ mitteilt. Al- lerdings wird bei jedem Zweiten die Angst- erkrankung nicht erkannt – und folglich nicht behandelt, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psycho- somatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Charakteristische Symptome einer Angst- erkrankung sind neben den genannten Auf- fälligkeiten körperliche Veränderungen wie Übelkeit, Herzrasen, Atemnot, Kopf- und/ oder Rückenschmerzen sowie Schlafstörun- gen. Die Symptomatik kann so ausgeprägt sein, dass die Betreffenden sich aus dem sozialen Leben weitgehend zurückziehen und möglicherweise zu Alkohol oder Drogen greifen, um ihre Angst zu bekämpfen. Da es fließende Übergänge zwischen nor- malen und krankhaften Angstreaktionen gibt, ist es schwierig zu beantworten, ab wann Angst als Krankheit anzusehen ist. Eine manifeste Erkrankung liegt aber zweifelsfrei vor, wenn die Angst keine Schutzfunktion mehr besitzt, sondern zu einem eigenständigen Erleben wird, wenn sie das Leben des Betreffenden beherrscht, ihn in seiner normalen Lebensführung be- einträchtigt und er nicht mehr in der Lage ist, die Angst zu bewältigen. Panik, Hitzewallungen und Atemnot Panikstörung: Eine weit verbreitet Angst- erkrankung sind Panikstörungen. Die Be- troffenen werden von Panikattacken regel- recht „überfallen“. Diese gehen gemäß der Leitlinie zu Angsterkrankungen üblicher- weise mit körperlichen Symptomen einher: Herzrasen, ein unregelmäßiger Herzschlag, Schwitzen, Zittern, Mundtrockenheit, Atem- not, Erstickungsgefühle, Schmerzen, Enge in der Brust, Übelkeit, Schwindel, Unsicher- heit, ein Gefühl, dass Dinge unwirklich sind und wie im Traum erlebt werden oder dass man selbst „nicht richtig da“ ist, Hitzewal- lungen oder Kälteschauer, Taubheitsgefühle sowie Angst, die Kontrolle zu verlieren und „wahnsinnig” oder ohnmächtig zu werden, bis hin zur Todesangst. Repetitorium Angststörungen Wenn Angst die Kontrolle übernimmt Unwohlsein, Unruhe und feuchte Hände sind Zeichen, dass der Patient Angst hat. Doch solche Reaktionen sind ohne Krankheitswert. An krankhafter Angst dagegen leiden bis zu 15 Prozent der Bevölkerung. Wie Angststörungen das Leben zum Teil massiv beeinträchtigen. Foto: william87_Fotolia Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen – sie sind weiter verbreitet als Depressionen. In Europa lei- den rund 60 Millionen Menschen an einer Angsterkrankung, in Deutschland sind es Schätzungen zufolge rund zwölf Millionen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen. Angsterkrankungen und Depressionen kön- nen unter Umständen allerdings schwer voneinander abzugrenzen sein, und es kann durchaus zu Überlappungen kommen. 104 Medizin

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