Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2180) Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, wie wir uns gefühlt haben, als wir im Mai 1990 in einem Kreis engagierter Kollegen beschlossen hatten, eine Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt e. V. beim Kreisgericht Sten- dal eintragen zu lassen, um einer Kammer- gründung durch „gewendete“ führende Leute aus den alten Strukturen zuvorzukom- men. Die Urkunde ist auf den 11. Mai 1990 datiert. Die Eintragung trug die Nummer 16. Wir hatten damals nur höchst unvoll- kommene Vorstellungen davon, was eine Zahnärztekammer aus- macht, welche Rolle sie spielen würde und welche Aufgaben auf uns warten würden. Aber wir wussten sehr wohl, was wir wollten: nämlich unseren Patienten in freier Berufsausübung eine Zahnheilkunde auf demmodernsten Stand der Wissenschaft angedeihen lassen. Neulich habe ich eine nette Internet-Notiz gelesen: „Christoph Kolumbus – er wusste nicht, wohin die Reise ging, er wusste nicht, wo er war, als er angekommen war. Und als er zurückkam, wusste er nicht, wo er gewesen war – und das alles mit geborgtem Geld.“ – So ungefähr kann man auch die Kammergründung in Sachsen-Anhalt beschreiben. Mit Überzeugung und Enthusiasmus sind wir ans Werk gegangen, und der Erfolg hat uns Recht gegeben. Ich erinnere mich noch gut: Bei der ersten Vorstandssitzung der Zahn- ärztekammer Sachsen-An- halt e. V. in Dessau sprach mich der damalige nieder- sächsische Kammerpräsi- dent Dr. Erich Bunke an, ob wir denn überhaupt Geld hätten. Auf mein etwas be- tretenes Kopfschütteln hin sicherte er mir eine Sofort- Unterstützung von 40.000 D-Mark zu, mit dem Hinweis: „Wenn Sie mal Geld haben, geben Sie es uns zinslos zurück.“ Heute nennt man so etwas Konjunktur- programm, denn ich glaube, neben dieser freundlichen Geste stand auch ein nachvoll- ziehbarer und durchaus verständlicher Selbsterhaltungstrieb dahinter: Stellen Sie sich vor, wir wären alle nach Niedersachsen gegangen … Kollegen aus Niedersachsen waren zur Stelle, um unsere ersten Schritte zu begleiten – sie halfen den frisch gekürten Standesvertretern, zu verstehen, was Berufspolitik ist, aber sie halfen auch den wissbegierigen Zahnärzten, sich in dem bis dahin unbekannten Gesund- heitssystem zurechtzufinden. Viele Hospita- tionen in niedersächsischen Praxen, aber auch in Zahnarztpraxen in anderen Bundes- ländern boten damals Orientierungshilfen und trugen dazu bei, dass sich in Sachsen- Anhalt so schnell wie in keinem anderen neuen Bundesland Zahnärzte in das kalte Wasser der eigenen Niederlassung stürzten: Dr. Frank Dreihaupt „Zinslos ins kalte Wasser“ Foto: ZÄK SA Wissen Sie noch, wie das damals war – die Vereinigung in blühende Zahn- arztlandschaften? Zwei Zeitzeugen, Dr. Frank Dreihaupt und Dr. Karl Horst Schirbort, blicken zurück – und nach vorn. 27 Jahre nach der Wie war es damals? Dreihaupt erinnert sich, wie 1991 die Zahnärztekammergründung in Sachsen-Anhalt gelang, welche Rolle die Patenschaft durch die Kammer Niedersachsen spielte und wo man Lehrgeld zahlen musste. 26 Gesellschaft

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