Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2202) In der 17. Session des „Forschungspreises Vollkeramik“, ausgeschrieben von der AG Keramik, entschloss sich die Jury, den 1. Preis dem Autorenteam PD Dr. Sven Rinke, Universität Göttingen und Praxis in Hanau, sowie PD Dr. Dirk Ziebolz, Universität Leip- zig, für die Arbeit „Klinische Bewährung ex- tendierter keramischer Veneers nach einer Beobachtungszeit von 7 Jahren“ zuzuerken- nen. Die statistische Berechnung wurde durch Xenia Schulz MSc, Institut für Medizi- nische Statistik, Universität Göttingen, vor- genommen. Anlass für die Untersuchung boten syste- matische Reviews mit Feldspat- und glas- keramischen Veneers, die Misserfolgsraten zwischen fünf Prozent und 36 Prozent aus- wiesen. Die Heterogenität der Daten basierte auf verschiedenen Misserfolgskriterien: Präparationsdesign, adhäsive Befestigungs- techniken und patientenindividuelle Fak- toren (Alter, Bruxismus etc). Aufgrund der Indikationserweiterungen werden auch aggressive Präparationsdesigns mit exten- dierten Veneers und eine vermehrte Exposition von Dentin beschrieben. Hierbei wurden ausgedehnte Areale exponierten Dentins als Ursache eines klinischen Ver- sagens beobachtet. Dennoch sind Studien zu extendierten Ve- neers auf freigelegtem Dentin rar. Obwohl der Effekt des exponierten Dentins auf die klinische Versagensrate unklar bleibt, wurde diskutiert, dass die Keramikauswahl bei dieser Indikation sehr wichtig sein kann. Postuliert wurde, dass extendierte Veneers von einer festigkeitsgesteigerten Glaskeramik profitieren könnten, da höhere Zug- und Schubspannungen in Bereichen auftreten, in denen die Keramik nicht unterstützt wird. Dies ist besonders wichtig, wenn ein Ver- bund mit flexibleren Substraten, wie etwa Dentin, eingegangen wird. Deshalb werden Glaskeramiken mit verbesserten Biegefestig- keiten (> 120 MPa) für Veneers mit Risiko- indikation empfohlen (verbleibender Zahn- schmelz < 50 Prozent). Klinisches Prozedere Rinke und Ziebolz versorgten 101 Zähne mit extendierten Frontzahn-Veneers aus heißgepresster Glaskeramik (Cergo, Dents- ply-Sirona). Unterschiedliche Präp-Designs nutzten folgende Präparationstiefen: Hohl- kehle labial 0,3 mm, Labialabtrag mindes- tens 0,5 mm, inzisaler Abstand 1,0 mm, Inzisalkante leicht angeschrägt, horizontale Rillenschnitttiefe 0,5 mm. Bei der Präpara- tion kam es zur Freilegung von Dentin mit Anteilen von 50 Prozent und mehr, vor allem im zervikalen Bereich und bei fehlge- stellten Zähnen. Aufgrund der unterschied- lichen Dentinflächen wurde die Zahnhart- substanz mit Dentin-Bonding vorbereitet, die Keramikflächen wurden nach HF-Ätzung silanisiert, mit Bonding versehen und mit dualhärtendem Kompositzement befestigt. Ergebnisse Die Nachuntersuchungen zeigten nach sie- ben Jahren mittlerer Beobachtungszeit eine Overall-Überlebensrate von 93,6 Prozent. Häufigste Komplikation war die Dezemen- tierung. Die spezifische Überlebensrate der extendierten Veneers lag bei 95 Prozent im OK, bei 91,2 Prozent im UK. Fälle mit mehr als 50 Prozent exponiertem Dentin zeigten im Vergleich zu weniger als 50 Pro- zent Dentinanteil kein erhöhtes Risiko voll- ständiger Veneer-Verluste. Die Erfolgsrate von Veneers mit weniger als 50 Prozent exponiertem Dentin betrug 94,3 Prozent – hingegen sank die Erfolgsrate mit mehr als 50 Prozent Dentinanteil auf 71,8 Prozent (Abbildung oben). Auszeichnungen der AG Keramik Erhöhtes Risiko für Veneers auf exponiertem Dentin Der Forschungspreis 2017 der AG Keramik geht an Sven Rinke (Göttingen/Hanau) und Dirk Ziebolz (Leipzig). Die Preisträger untersuchten Keramikrestaurationen auf differenzierten Substraten. Die Sieger: (v.l.n.r.): Dr. Andreas Prutscher, Zahnarzt Hanno Hagen, Zahnärztin Christine Yazigi (Videopreis), PD Dr. Sven Rinke (Forschungspreis), Laudator Dr. Bernd Reiss, Vors. AG Keramik. AG Keramik Erfolgswahrscheinlichkeit der Veneers mit un- terschiedlichen Anteilen exponierten Dentins. Quelle: Rinke, Ziebolz 48 Zahnmedizin

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