Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2204) Dieses Ergebnis weist für die Gruppe 2 auf ein 3,7-fach höheres Risiko für Komplikatio- nen hin. Da Dentin flexibler ist als Schmelz, scheint das Versagensrisiko anzusteigen, wenn das Bonding auf einem ausgedehnten Dentin-Areal erfolgt. Die Preisverleihung an die Autoren und die Laudatio durch Dr. Bernd Reiss, 1. Vorsitzen- der der AG Keramik, erfolgte am 14. Sep- tember 2017 in Hamburg im Rahmen der Jahrestagungen von DGÄZ, DGOI, DGCZ auf dem 17. Keramiksymposium. Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahn- heilkundev e. V. Kontaktadresse: Manfred Kern, Schriftführung AG Keramik Postfach 100 117, 76255 Ettlingen info@ag-keramik.de www.ag-keramik.de Die Teams, deren Videos in diesem Jahr prämiert wurden, haben die Eingliederung von bisserhöhenden Kronen und von minimalinvasiven Adhäsivbrücken im Frontzahnbereich – unter Zuhilfenahme von Schlüsseln zur exakten Positionierung – fokussiert. Dieses Vorgehen ermöglicht eine passgenauere Eingliederung der Res- taurationen, so dass ein späteres Einschlei- fen beziehungsweise das Beseitigen von Störkontakten weitgehend entfallen oder nur minimalen Aufwand erfordern. Aufgrund der innovativen Behandlungs- weise und der geschickten visuellen Um- setzung wurde der 1. Preis zu gleichen Teilen an zwei Teams zu vergeben: Für das Videothema „Positionierungs- schlüssel für das sichere Einsetzen und Ver-kleben von zwei 1flügeligen Adhäsiv- brücken“ wurde die Zahnärztin Christine Yazigi, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik der Universität Kiel, ausgezeichnet. Ebenso wurde dem Team der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der Universität Tübingen, Zahnarzt Hanno M. Hagen und Dr. Andreas Prutscher, der 1. Preis für das Videothema „Passungskontrolle und ge- führtes Einkleben mittels Schlüssel von 28 Kronen bei Amelogenesis Imperfecta“ zu- erkannt. Die zahntechnische Ausführung erfolgte durch ZTM Benjamin Votteler, Pfullingen. Schlüssel für Frontzahn-Adhäsivbrücken Yazigi wählte die prothetische Versorgung mit 1flügeligen, vollkeramischen Freiend- Adhäsivbrücken aus verblendetem Zirkoni- umdioxid – eine wenig invasive Therapie- form für den Lückenschluss im Frontzahn- bereich. Bei dieser Versorgungsart wird mit einem Klebeflügel eine hoch belastbare, extrakoronale Restauration adhäsiv am kariesfreien Pfeilerzahn befestigt. Klinischer Nutzen ist, dass auf eine Verblockung von Pfeilerzähnen verzichtet werden kann und keine Parallelisierung von Pfeilerzähnen er- forderlich ist. Die geringe Invasivität mittels seichter, schmelzbegrenzter Veneer-Präpa- ration zur Schaffung einer palatinalen Klebe- basis verhindert eine Pulpairritation. Dieses Verfahren ist die therapeutische Alternative zum Einzelzahn-Implantat, etwa bei engen Platzverhältnissen oder bei angulierten Wurzeln kariesfreier Nachbarzähne. Für die exakte Positionierung der zwei Adhäsivbrüken fertigte Yazigi Schlüssel aus Resin mit körperlichen Fassungen der Pontics. Nach Korundstrahlung der Klebe- flächen erfolgte der Auftrag des Befesti- gungsklebers. Der Positionierungsschlüssel nahm die Adhäsivbrücken auf und platzierte die Flügel exakt auf den Retentionsnoppen im Tuberkulum. Nach sieben Minuten unter Glyceringel als Inhibierungsschutz endete die adhäsive Polymerisation. Der Nutzen des Schlüssel liegt darin, dass die Position der Restaurationen vorab funktionell ge- prüft und im Rahmen der Eingliederung gleichzeitig und exakt platziert sowie über den gesamten Abbindevorgang unverän- dert gehalten werden kann. Einsetzschlüssel für Einzelkronen Die Produktion des Videos durch Zahnarzt Hagen erfolgte während der Behandlung einer jungen Patientin mit Amelogenesis Imperfecta mit stark abradierten Zähnen und funktionellen Defiziten durch Dr. Prutscher. Der Therapieplan sah vor, 28 Einzelkronen aus Vollkeramik einzugliedern. Mit einem funktionellen Wax-up, erstellt durch Zahn- techniker und Zahnarzt, wurden die Res- taurationen gestaltet und eine Bisserhöhung eingeplant. Die Einsetzschlüssel aus licht- härtendem Löffelkunststoff wurden auf den fertigen Kronen gefertigt, zusätzlich unterfüttert mit Autopolymerisat. Mit den Schlüsseln konnte die Position und somit die Passung der Kronen im Mund geprüft werden. Im Rahmen der Eingliederung wurden die einzelnen Lithiumdisilikat-Kro- nen beim adhäsiven Einsetzen durch den Einsetzschlüssel geführt und exakt positio- niert. Zur Photo-Polymerisation blieb der Schlüssel unter okklusaler Belastung in situ, um die Kronen in der definierten Position zu halten. Das Anpassen von Approximal- kontakten während des Einsetzvorgangs war weitgehend zu vernachlässigen, eben- so die Optimierung der Okklusion, als alle Kronen in situ waren. Der Nutzen des Einsetzschlüssels besteht darin, dass die Position der Kronen exakt in den Mund übertragen und deren Lage vor der Befestigung geprüft werden kann. Während der Befestigung wird diese Posi- tion unverrückbar unter axialer Belastung gehalten. Der Behandler hat von Anfang an Kontrolle über Passung und Ausrichtung aller Kronen zueinander im Mund. Es gibt weniger Summationseffekte beim Einsetzen in der approximalen Passung – ebenso eine geringere Diskrepanz okklusal nach der Be- festigung. Dadurch wird das Einschleifen reduziert, was wiederum zu einer Qualitäts- steigerung und zu Zeitersparnis führt. Manfred Kern AG-Keramik-Videopreis 2017 Foto: Christine Yazigi Foto: Hagen / Prutscher 50 Zahnmedizin
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