Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2162) Dr. Wolfgang Eßer Vorstandsvorsitzender der KZBV Foto: KZBV-Baumann ´ Das Vertrauen der Bevölkerung ist nicht vom Himmel gefallen. Es fußt auf unserem täglichen, ehrlichen Bemühen um das Wohlergehen unserer Patienten. Deutschland hat gewählt. Angesichts der nun zu bespielenden Aufgabenfelder und der kommenden 19. Legislaturperiode des Bundestages möchte ich Ihnen die drei großen Ds in Erinnung rufen. Sie stehen auf der politischen Agenda der KZBV ganz oben: Digitalisierung, Datensicherheit und Demografie. Themen, deren Gestaltung von enormer Bedeutung für die Zahnärzte- schaft ist. Denn dabei geht es nicht nur um all die Aufwände und Kosten rund um die Einführung der Gesundheitskarte, sondern auch und gerade um unsere Patienten. Das ist die zweite Seite ein und derselben Medaille. All die Diskussionen um die Digitalisierung im Gesundheitswesen, die Datensicherheit und das überbordende digitale Informationsangebot haben ihren Widerhall in der Bevölkerung. Die kürzlich veröffentlichte Bevölkerungsbefragung „Wünsche an das Gesundheitssystem Sep- tember 2017“, die im Auftrag von Price- WaterhouseCoopers durchgeführt wurde, fügt interessante Facetten hinzu. Nun sind Befragungen dem Grundsatz nach keine Studien. Dennoch schmälert es weder die daraus zu ziehenden Erkenntnisse noch deren Qualität. So zeigte sich in der Befragung, dass drei Viertel der Deutschen mit der Qualität der medizinischen Ver- sorgung zufrieden sind. Bei den privat Versicherten sind sogar knapp 90 Prozent einigermaßen bis sehr zufrieden. So weit, so gut. Interessant sind jedoch die Antworten auf die Frage „Wo ist der größte Hand- lungsbedarf?“ An erster Stelle wurde mit 58 Prozent der schnellere Zugang zu Terminen bei Fachärzten genannt, danach folgte bereits mit 47 Prozent die Sicherung der ärztlichen Versorgung auch in ländlichen Regionen. Und wie sieht die Bevölkerung das Dauer- thema Digitalisierung im Gesundheitswesen? Deutlich anders jedenfalls als die Beteiligten. Denn aus Sicht der Befragten ist hier nicht der größte Handlungsbedarf gegeben, lediglich für 12 Prozent ist der Ausbau der Digitalisierung der Medizin – wie zum Bei- spiel Videosprechstunde, elektronischer Medikationsplan, Telemonitoring – und weiterer innovativer Versorgungsformen vorrangig. Doppelt so viel Zustimmung gab es dagegen für eine engere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versor- gung. Was ja immerhin auch eine Frage der Verbesserung der digitalen Kommunikation im Gesundheitswesen ist. Zumindest kommt die elektronische Patientenakte gut an, vor allem bei Älteren ist der Zuspruch mit 67 Prozent am höchsten. Nicht einmal jeder Zehnte lehnt die ePA ab. Wer dagegen ist, hat vor allem Bedenken aufgrund des möglichen Datenmissbrauchs. So verwun- dert es dann auch nicht, dass 50 Prozent der Befragten erwarten, dass Praxen, Krankenhäuser und Krankenversicherungen die Daten besser schützen und mehr in die IT-Sicherheit investieren müssen. Wer nun glaubt, dass beim Wissen um die eigene Gesundheit und den dazu not- wendigen Informationen die große Stunde von Dr. Google schlägt, wird über die gegebenen Antworten verblüfft sein. Zumindest zum heutigen Zeitpunkt kann man mitnichten sagen, dass die diesbezüg- lichen digitalen Angebote die Heilberufler ersetzen. Der Hausarzt ist mit 70 Prozent die am häufigsten genutzte Quelle für Gesundheitsinformationen, danach folgen das Internet mit 49 Prozent und der Fach- arzt mit 43 Prozent. Geht es aber um die Vertrauenswürdigkeit der Information verändert sich das Bild erheblich. Die Heil- berufler erreichen mit 68 und 60 Prozent die höchsten Werte, das Internet sackt auf 17 Prozent ab. Wenn das Internet nicht genutzt wird, geben 74 Prozent an, dass sie die Seriosität der Quelle nicht beurteilen können. All das zeigt einmal mehr, welches „Vertrauenspfund“ wir als Heilberufler in den Händen halten. Dieses Vertrauen ist nicht vom Himmel gefallen, sondern fußt auf unserem täglichen, ehrlichen Bemühen um das Wohlergehen unserer Patienten. Daran wird die Digitalisierung nichts ändern, wohl aber an der Art und Weise der Kom- munikation und Dokumentation. Diese Potenziale müssen wir nutzen – zur Stärkung der Patientenkompetenz, zur Schaffung eines gleichberechtigten Zugangs zu Gesundheitsinformationen und zu einer effizienteren Patientenversorgung. Die Befragung zeigt, dass die politische Agenda der KZBV richtig gesetzt ist. Die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und auf konsequente Datensicherheit für die Zahnärzte und die Patienten zu setzen, ist wichtiger denn je. Aus Patientenperspektive wird der demografische Wandel die Digita- lisierung mit Sicherheit nicht bremsen ... Weil man uns vertraut 8 Leitartikel

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