Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2236) Eine 26-jährige Frau wurde nach einem Fahrradunfall in Begleitung der Polizei in unsere interdisziplinäre Notfallaufnahme mit multiplen und ausgeprägten extra- und intraoralen Weichteilverletzungen sowie einer Alveolarfortsatzfraktur des Ober- und des Unterkiefers eingeliefert. Die Patientin war stark desorientiert und agitiert. Die Fremdanamnese war bis auf einen langjährigen Crystal-Meth-Abusus, der polizeilich bestätigt wurde, unauffällig. In der CT-Kopf/Hals-Untersuchung konnten intrazerebrale Verletzungen ausgeschlos- sen, der zusätzliche klinische Verdacht einer Nasenbeinfraktur konnte bestätigt werden. Die weitere klinische Inspektion ergab intraoral den Befund eines kariös tief zer- störten Restzahngebisses mit multiplen, teils gelockerten, nicht erhaltungswürdigen Zähnen. Zunächst erfolgte nach gründlicher Reinigung der Wunden und einer Tetanusauffrischung in Lokalanästhesie die mehrschichtige plas- tische Rekonstruktion der extra- und der intra- oralen Weichteilverletzungen mit gleichzei- tigem Beginn einer intravenösen (i.v.) Anti- biotikagabe (Unacid R ). Im Anschluss wurde die Patientin zur weiteren Überwachung auf die Intensivstation verlegt. 24 Stunden später konnte sie bei deutlich verbessertem Allgemeinzustand auf unsere periphere Station rückverlegt werden. Dort verließ sie die Klinik ohne weitere therapeu- tische Maßnahmen – gegen ausdrücklichen ärztlichen Rat. Die weiteren engmaschigen Nachsorgetermine wurden von ihr zunächst nicht wahrgenommen. Der besondere Fall Meth Mouth Andreas Pabst, Juan Carlos Castillo-Duque, Richard Werkmeister Weltweit sind geschätzt circa 35 Millionen Menschen abhängig von Crystal Meth. Innerhalb kürzester Zeit macht die Droge abhängig und zerstört den Körper, unter anderem auch die Zähne. Hier die orale Situation einer jungen Patientin von 26 Jahren. Abbildung 1: Klinische Situation einige Tage nach dem Unfall und erfolgter Erstversorgung: Sowohl an der Ober- und an der Unterlippe als auch im Ober- und im Unterkiefervestibu- lum zeigen sich Wund- heilungsstörungen (weiße Pfeile). Zudem ein kariös tief zerstörtes Restgebiss mit zahl- reichen kariösen Läsionen (weißer Kreis) sowie eine Vielzahl nicht erhaltungswürdiger, gelockerter Zähne. Alle Fotos: Pabst et al. 82 Zahnmedizin
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