Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 107, Nr. 20, 16.10.2017, (2394) Oberkiefervestibulum (Abbildung 6). Nach spannungsfreiem, speicheldichtem Wund- verschluss wurde eine Verbandsplatte mit- tels Jodoformvaseline durch eine Schraube am Gaumen knöchern fixiert (Abbildung 7). Daran schloss sich ein fünftägiger stationärer Aufenthalt unter strikter Ernährung mittels Magensonde sowie breiter intravenöser anti- biotischer Abdeckung durch Clindamycin 600 mg 1–1–1 an. Zudem wurde eine postoperative Röntgen- kontrolle mittels OPG durchgeführt (Ab- bildung 8). Bei optimaler Mundhygiene war der Heilungsverlauf Stadien-gerecht, ohne dass Dehiszensen oder eine Infektion aufgetreten wären. Diskussion Chemisch gesehen handelt es sich bei Bisphosphonaten um Pyrophosphatanaloga, bei denen die zentrale P-O-P-Bindung durch eine P-C-P-Bindung ersetzt worden ist. Dies führt zu einer Resistenz gegen chemische Hydrolyse durch Osteoklasten [Green, 2004]. Die Substituenten des zentralen Kohlenstoffs (auch als R1 und R2 bezeichnet) sind maßgeblich für die weitere Klassifizierung verantwortlich. Man unterscheidet je nach Existenz von Stickstoff in den oben be- schriebenen Seitenketten zwischen stick- stoffhaltigen (Alendronate, Ibandronate und Zolendronate) und stickstofffreien (Clodronatem, Tiludronate und Etidronate) Bisphosphonaten [Russell et al., 1999]. Klinische Indikationen sind verschiedene Knochenerkrankungen wie Morbus Paget, postmenopausale Osteoporose [Handler, 2008], das multiple Myelom [Kyle et al., 2004] und ossär metastasierte Karzinome [Roodman, 2004]. Die Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrose (BP-ONJ) wird im englischen Sprach- gebrauch auch als BRONJ = Bisphosphonat related ostenecrosis of the jaws bezeichnet. Sie wird durch folgende Klinik definiert: mehr als acht Wochen freiliegender Knochen, Bisphosphonat-Medikation in der Anamnese und keine Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich [Ruggiero et al., 2009]. Als weitere wichtige Symptome können Zahnlockerungen, Fisteln, Abbildung 2: OPG mit Osteolyse im Bereich der Oberkieferfront Regio 12 Abbildung 3: Computertomografie (axiale Schichtung): Pfeilmarkierung des Sequesters im Bereich der Oberkieferfront Abbildung 4: Computertomografie (koronare Schichtung): Pfeilmarkierung des Sequesters im Bereich der Oberkieferfront Abbildung 5: a = Zustand nach vestibulärer und palatinaler Aufklappung und Extraktion der Zähne 13 und 12 mit Blick auf den Oberkiefersequester (Pfeil), b = Zustand nach Sequesterotomie und aufwendiger modellierender Osteotomie 104 Zahnmedizin

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