Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 107, Nr. 20, 16.10.2017, (2396) Schmerzen, Foetor ex ore und Sensibilitäts- störungen im Bereich der Unterlippe (auch als Vincent-Symptom bezeichnet) auftreten. Im weiteren Verlauf werden nun die wichtigsten Merkmale der aktuellen S3- Leitlinie „Bisphosphonat-assozierte Kiefer- nekrose (BP-ONJ) und andere Medikamen- ten-assozierte Kiefernekrosen“ dargelegt: In der Diagnostik kommt demnach neben der eingehenden oralen Inspektion der bildgebenden Untersuchung eine zentrale Bedeutung zu. Hierbei ist zu beachten, dass eine klassische konventionelle Panorama- schichtaufnahme als unzureichend gilt und – gerade auch im Sinne einer präoperativen Diagnostik – durch geeignete 3-D-Verfahren zu komplettieren ist. Außerdem wird emp- fohlen, eine histopathologische Aufarbeitung des Gewebes durchführen zu lassen, um zum einen maligne Prozesse ausschließen zu können und zum anderen die Diagnose zu sichern. Die Therapie der BP-ONJ ist primär chirur- gisch. Rein konservative Therapieansätze ohne plastische Deckung zeigen in bis zu 82 Prozent keine Heilung. Im Gegensatz dazu sind in der Literatur für eine vollständige Nekroseabtragung mit plastischer Deckung Heilungsraten von bis zu 90 Prozent be- schrieben worden. Weiterhin definiert die S3-Leitlinie eine sys- temische Antibiose und eine ausreichende Anästhesie als „obligatorisch ergänzende Maßnahme“, während eine supportive Lasertherapie, eine präoperative Fluores- zensmarkierung sowie die Änderung der Kostform als „fakultativ“ gesehen werden. Im Zentrum zur Vermeidung einer BP-ONJ steht der Zahnarzt. Bereits vor der geplanten Gabe osteoprotektiver Substanzen sollte die Planung einer Sanierung erfolgen. Hierbei stehen auch nicht-chirurgische Therapie- maßnahmen wie Motivation und Instruktion sowie regelmäßige Recall-Termine im Fokus. Dr. Dr. Paul Heymann Dr. Anne Attrodt Prof. Dr. Dr. Andreas Neff Dr. Dr. Christine Moll Dr. Ingo Fischer PD. Dr. Dr. Dr. Thomas Ziebart Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsklinikum Gießen und Marburg Standort Marburg Baldingerstraße, 35043 Marburg heymann.paul@gmail.com Die Bisphosponat-assozierte Kiefer- nekrose ist eine schwerwiegende Erkran- kung mit steigender Inzidenz. Eine OPG-Diagnostik ist bei Verdacht mit einer 3-D-Bildgebung zu komplet- tieren. Die Therapie ist meist chirurgisch. Der behandelnde Zahnarzt nimmt eine zentrale Rolle in Prävention, Therapie und Nachsorge ein. Fazit für die Praxis Abbildung 6a und 6b: OP-Situs in zwei Ebenen nach spannungsfreiem Wundverschluss Abbildung 8: OPG-Kontrolle: Defekt im Bereich des rechten Alveolarfortsatzes und der einge- brachten Verbandsplatte, Osteosyntheseschraube in Projektion auf die rechte Kieferhöhle Fotos: Heymann, MKG Marburg Abbildung 7: Eingebrachte Verbandsplatte mit Jodoformtamponade Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 106 Zahnmedizin

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