Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 107, Nr. 20, 16.10.2017, (2400) fünf Tage pro Monat mittellose Kinder kos- tenlos zu behandeln. Dabei war der Entschluss, seine Praxis kom- plett zu verschenken, zunächst gar nicht Zieglers Ziel. Eineinhalb Jahre hatte er er- folglos nach einem Nachfolger gesucht, als sein Sohn im Internet auf die ortsansässige Hilfsorganisation stieß. Und als dieser las, dass die Oberschwabenklinik bereits 300 Krankenhausbetten an H.O.P.E gespendet hatte, bot er kurzerhand die gesamte Praxis- einrichtung seiner Eltern an. „Das war schon ein überraschendes Angebot“, erinnert sich Ponto, dessen Engagement mit einer Packung Mullbinden für ein Kranken- haus begann. Mittlerweile hat er zusammen mit ehrenamtlichen Helfern in Wangen und Lemberg nach eigenen Angaben rund 120 Tonnen Hilfsgüter – von Verbandsmaterial bis Krankenhausbetten – in die Ukraine ge- bracht. Mehr als 30-mal war er in dieser Zeit vor Ort, immer in seiner Freizeit und auf eigene Kosten, wie er betont. „Das erste Mal war ich eigentlich wegen eines Fußball- spiels in der Ukraine. Bayern München gegen Donezk“, erzählte Ponto jüngst der Schwäbischen Zeitung. Bei dieser Reise lernte er dann Familien mit schwerst verbrannten Kindern kennen, die alle Verbrauchsmateria- lien und jede Behandlung aus eigener Tasche zahlen mussten. Besonders problematisch: Da in den ukrainischen Karpaten noch oft mit offenem Feuer gekocht wird und offene Stromleitungen keine Seltenheit sind, kom- men starke Verbrennungen bei Kindern häufig vor, erklärt Ponto. Das durchschnittlich zwölf Jahre alte Inven- tar einer kompletten Zahnarztpraxis passte zunächst nicht ins „Beuteschema“ der Hilfs- organisation. Doch dann vermittelte ein be- freundeter Chirurg aus der Ukraine Ponto den Kontakt zu Zahnärzten aus Lemberg. „Irgendwie lag die Lösung immer nahe“ Kommendes Jahr möchte Ziegler dann mit seiner Frau Doris, die als gelernte Kranken- schwester ebenfalls viele Jahre mit in der Praxis arbeitete, den neuen Standort „seiner“ Praxis einmal besuchen. Schon jetzt ist das Paar mit der außergewöhnlichen Praxisabgabe sehr zufrieden. „Bei meinen Patienten fand die Aktion große Resonanz“, sagt Siegfried Ziegler. Und da das Paar sich schon immer im sozialen, kirchlichen und kulturellen Bereich der Stadt Wangen ehren- amtlich engagiert habe, lag die letztlich gefundene Lösung irgendwie immer nahe. mg Auch Zieglers Abdrucklöffel, Instrumente, Hygienestrecke und der Empfangstresen gingen – in Einzelteile zerlegt – per Transporter auf die Reise nach Lemberg. Der Verein „H.O.P.E. – we help children e. V.“ wurde Mitte 2015 gegründet und hat seinen Sitz in Wangen im Allgäu. Vorsitzender des Vereins ist Wolfgang Ponto, nach dessen Anga- ben der Verein bereits mehr als 120 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine ge- bracht hat. Diese stammen zumeist aus regional gesammelten Spenden und sollen die medizinische Versor- gung von kranken und behinderten Kindern und damit das Leben ihrer Familien in der Ukraine verbessern. Die Organisation H.O.P.E HILFE FÜR DIE UKRAINE 110 Gesellschaft

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