Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 107, Nr. 20, 16.10.2017, (2318) stellte eine belgische Arbeitsgruppe um Panic et al. [2014] bei einer Untersuchung an 190 Schulkindern fest, dass abschreckende Bil- der (von kariösen Zähnen) die Kinder dazu verleiteten, sich häufiger für einen gesunden Snack (Apfel) als für einen ungesunden Snack (Süßigkeit) zu entscheiden – im Ver- gleich dazu, wenn nicht-abschreckende Bil- der von gesunden Zähnen gezeigt wurden. Allerdings war der Effekt der Abschreckung nur gegeben, wenn die Kinder danach nicht durch eine Informationsbroschüre oder ein mundgesundheitsförderndes Serious Game abgelenkt wurden. Mehr Selfies = weniger Plaque Im Bereich der nicht-spielebasierten, digi- talen Motivationshilfen konnten Zotti et al. [2016] bei 80 Jugendlichen im Rahmen der kieferorthopädischen Therapie zeigen, dass Teilnehmer, die regelmäßig Selfies von ihren Zähnen in einer WhatsApp-Gruppe verschickten, signifikant geringere Plaque- und Gingivitiswerte aufzeigten. Li et al. [2016] untersuchten, ebenfalls bei kiefer- orthopädischen Patienten, die Wirkung einer Smartphone-Chatgruppe, in der regelmäßig Gesundheitshinweise und Erinnerungen ge- sendet wurden. Sie konnten bezüglich der Plaque- und Gingivitiswerte keinen Unter- schied zwischen der Chat-Gruppe und der Kontrollgruppe feststellen. Allerdings zeigten die Teilnehmer der Chat-Gruppe weniger Fehltermine und ein zuverlässigeres Erschei- nen zu den Terminen. Underwood et al. [2015] untersuchten in einer Anwender- befragung von 189 Teilnehmern die Erfah- rungen mit der Brush-DJ-Applikation. Die App informiert die Anwender regelmäßig via „Push-up“-Meldungen (kleine Informa- tionsmeldungen auf dem Display) über Empfehlungen und Informationen zur Mundhygiene. Ein Großteil der Befragten berichtete, länger zu putzen und auch Freunden die App zu empfehlen. Allerdings gab es in der Untersuchung keine Kontroll- gruppe und keine klinischen Ergebnisse. Neben der Literaturrecherche mittels Pub- med wurde noch eine Handsuche durchge- führt. Im deutschsprachigen Raum konnte eine Greifswalder Arbeitsgruppe um Höfer et al. [2017] an 49 Vorschulkindern zeigen, dass ein applikationsgestüztes Zahnputz- spiel (Rainbow, Vigilant) sowohl die Plaque- als auch die Gingivitiswerte signifikant senken konnte im Vergleich zu einer Zahn- bürste ohne applikationsgestütztes Spiel. Die Werte der Experimentalgruppe waren dabei nach sechs Wochen mit Applikation wie auch weitere sechs Wochen ohne Appli- kation besser im Vergleich zur Kontroll- gruppe. Weiterhin konnte eine vorläufige Studie zum Spiel „Brush Up“ (http://www. brushupgame.com/ ) gefunden werden, de- ren Ergebnisse allerdings noch nicht publi- ziert sind [Jacobson et al., unpublished]. In Untersuchung einer eigenen Arbeitsgruppe befindet sich das Spiel „Protectus“ (www. tajono.de ). Limitationen von digitalen Motivationshilfen können in der einseitigen Betonung der extrinsischen Motivation liegen. Fällt die digitale Motivationshilfe unter bestimmten Umständen weg (etwa bei einem Camping- Urlaub), kann die Motivation unter Umstän- den eingeschränkt sein. Die Beeinflussung von Wissens- und Technikaspekten (wie dem Schutz der Zähne durch flouridierendes Zähneputzen oder den Zusammenhang zwischen Zucker und Karies beziehungs- weise das Erlernen von bestimmten Putz- techniken) kann hingegen als stabil betrach- tet werden. Fazit Im Bereich der Serious Games in der Oral- prophylaxe lassen sich viele interessante Projekte finden, mit allerdings nur wenigen Untersuchungen zu den Effekten dieser Spiele. Im Gegensatz dazu zeigen Studien zu applikati- onsbasierten Motivations- beziehungs- weise Putz- technikhilfen erste positive und vielver- sprechende Ergebnisse. Dr. Johan Peter Wölber Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg johan.woelber@uniklinik-freiburg.de Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Bei „Protectus“ hat der Spieler die Aufgabe, stilisierte Zähne vor herab- fallenden Nahrungsmitteln durch Reinigung zu schützen. Foto: Screenshot_Protectus Bei der „Disney Magic Timer App“ muss man zwei Minuten den Schaum wegschrubben, dann wird das Bild sichtbar. Foto: Disney Magic Timer_2 Foto: privat Digitale Mundgesundheitsförderung 28
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