Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 107, Nr. 20, 16.10.2017, (2320) Wer mit der Zahnbürste Monster jagen, Flieger steuern oder gar Bilder malen will, kann das mit der Variante „Playbrush“ ver- suchen. Der Kunststoffaufsatz funktioniert auf vielen Handzahnbürsten, nicht aber auf elektrischen Modellen. Dazu gehört eine App. Beides hat die Stiftung Warentest in diesem Jahr in einem Schnelltest unter- sucht. Getestet wurde die App „Utoothia“: In einer Variante kämpft ein Ritter mit einem Laserstrahl gegen schädliche Bakterien- Monster. Die Bürste muss den Monstern in alle Richtungen folgen. Bewegt man die Bürste zu langsam oder zu schnell, er- scheint eine Warnung auf dem Handy- display. Macht der Putzer seine Aufgabe gut, wird er gelobt. Ziel ist es, beim Spielen möglichst viele Punkte zu sammeln und dabei gleichzeitig alle Zähne zu erreichen. Drei Erwachsene und drei Kinder im Vor- schulalter haben das Produkt genutzt und wurden von Experten aus dem Fachgebiet „Gebrauchstauglichkeit“ beobachtet: Der Aufsatz erschwerte demnach vor allem den kleinen Testern das Halten der Zahn- bürste. Durch den Aufsatz verdreifache sich ungefähr das Gewicht, je nach Zahnbürste. Die jungen Tester hätten primär auf das Spielgeschehen geachtet. Problematisch: Playbrush lasse sich austricksen. Nicht kon- trollierbar sei, ob die Bürste tatsächlich im Mund bewegt wird und die Borsten dabei Kontakt mit den Zähnen haben. Spielpunkte ließen sich auch sammeln, wenn die Zahn- büste außerhalb des Mundes bewegt wird. Und um die Hinweise, die während des Spiels auf dem Display angezeigt werden, zu berücksichtigen, müsse man eben lesen können. Und Stiftung Warentest bemängelte noch etwas anderes: Die via Bluetooth übersen- deten persönlichen Daten könnten Rück- schlüsse auf den Nutzer zulassen. Sowohl die Android- als auch die iOS-App bewerte- ten die Tester im Datensendeverhalten als sehr kritisch, weil sie den Benutzernamen unverschlüsselt an den App-Anbieter über- mitteln. Hier gebe es datenschutzfreund- lichere Alternativen, bei Android beispiels- weise die Instance-ID, die immer wieder neu generiert wird. Fazit: Die Kinder, die gut allein putzen, bräuchten Playbrush demnach nicht. Bei hartnäckigen Putzverweigerern könne der Aufsatz eine spielerische Motivationshilfe sein. Über kurz oder lang sollten Kinder aber lernen, dass Zähneputzen zu den alltäglichen Routinen gehört – auch ohne digitale Unterstützung. sf Motivationshilfe mit Mängeln S TIFTUNG W ARENTEST ZUR A PP „U TOOTHIA “ VON „P LAYBRUSH “ „Mit Playbrush wird 40% mehr Plaque als durch reguläres Putzen beseitigt.“ Mit diesem „dental fact“ wirbt Playbrush auf seiner Website. Digitale Mundgesundheitsförderung 30
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