Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 107, Nr. 20, 16.10.2017, (2381) beleuchteten Krankenhauszimmer liegt und permanent müde ist.“ Wie sich das Pilot- projekt auf die Patienten auswirkt, wird weiter erforscht. Die ersten Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten Studie dokumentieren schon mal die deutliche Geräuschreduktion in den beiden Zimmern gegenüber einer herkömmlichen Intensivstation. Das Konzept der heilenden Architektur ist in Deutschland noch vergleichsweise neu. Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin wollen das ändern. Dort gibt es das Fachgebiet „Entwerfen von Krankenhäusern und Bauten des Gesundheitswesens“ unter der Leitung von Prof. Christine Nickl-Weller. Zum Schwerpunkt Healing Architecture ar- beitet dort auch die Architektin Stefanie Matthys. „In den skandinavischen Ländern oder im angelsächsischen Raum existieren schon gut etablierte Forschungsinstitute, in denen die Wechselwirkung zwischen Architektur und Design untersucht und in praktikable Konzepte umgesetzt wird“, so Matthys. „Da sind wir in Deutschland noch weit zurück. An der TU Berlin arbeiten wir aber daran, das ‘European Network Archi- tecture for Health‘ (ENAH) aufzubauen, um europäische Wissenschaftler und Institutio- nen zusammenzubringen.“ Für Betreiber von Krankenhäusern, Inhaber von Praxen und Gesundheitseinrichtungen wird es immer mehr zum Anliegen, eine mitarbeiter- und patientenfreundliche Um- gebung zu schaffen. Einerseits. Andererseits ist die Landschaft der Gesundheitsbauten hierzulande noch stark von den 1960er- bis 70er-Jahren geprägt. Damals standen Funk- tionalität und Effizienz bei der Planung an erster Stelle. Das Ergebnis waren klotz- ähnliche Krankenhausmaschinerien, in denen sich die Patienten auf den immer gleichen Fluren verirrten. Auch heute werden bei Investitionsentscheidungen nicht immer unbedingt die Erfahrungen von Ärzten, Pflegepersonal oder gar Patienten und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse einbezogen. Und wenn dann noch das Kostenargument kommt ... Healing Architecture ist Qualitätssicherung „Gute Architektur ist nicht unbedingt teurer als schlechte“, sagt Matthys. „Bei Gesund- heitsbauten fallen die Baukosten gegenüber den langfristigen Betriebskosten wenig ins Gewicht. Mit einem Patienten, der in einer gesundheitsfördernden Umgebung schneller genesen kann und weniger Rückfälle erleidet, sparen die Häuser auf lange Sicht Geld.“ Studien und mehr Aufmerksamkeit für das Thema können helfen, damit sich eine ganz- Die Lichtdecke wölbt sich von Kopf bis Fuß über den Patienten und füllt so das komplette Blickfeld aus. Lichtstärke und -stimmungen wechseln im Laufe des Tages. Auch die Live-Daten des Deutschen Wetterdienstes können eingespielt werden. Foto: T. Hein

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