Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2526) werden kann. Außerdem kann so eine maligne Läsion ausgeschlossen werden. Im Spätstadium zeigt sich histologisch eine Infiltration mit neutrophilen Granulozyten sowie Hämorrhagien [Su et al., 1986; Callen et al., 1998]. In der Serologie lassen sich keine spezi- fischen Veränderungen nachweisen. Be- schrieben sind jedoch unter anderem monoklonale Gammopathien und der Nachweis variabler Autoantikörper. Das PG ist in 50 bis 70 Prozent der Fälle mit systemischen Erkrankungen einschließlich chronisch-entzündlichen Darmerkrankun- gen, rheumatoider Arthritis und lympho- proliferativen Erkrankungen assoziiert. De- ren Abklärung sollte fester Bestandteil der Diagnostik sein [Androutsakos et al., 2015; Wayte et al., 1995; Török et al., 2000; Powel et al.,1985; Stolman et al.,1975; Bernstein et al., 2001]. Auch die Therapie muss für jeden Patienten je nach Lokalisation, Anzahl und Größe der Läsionen, der extrakutanen Manifestationen und weiterer assoziierter Erkrankungen wie PAPA (pyogenic arthritis, PG and acne), PASH (PG, acne and suppurative hidradeni- tis) oder PAPASH (pyogenic arthritis, acne, PG and suppurative hidradenitis) spezifisch angepasst werden [Cugno et al., 2017]. Nebenwirkungen der immunsuppressiven Therapie sowie Komorbiditäten müssen be- rücksichtigt werden. Besonders bei akuten und schnell wachsenden Prozessen wird eine zeitnahe systemische Therapie empfohlen [Alavi et al., 2017]. Die lokale Therapie ist nicht-chirurgisch und besteht aus der Wundpflege vorzugsweise mit nicht-haftenden Fettgazen. Kürettagen können in einigen Fällen die Wundheilung fördern. Operative Maßnahmen (wie mit Wunddebridement und Nekrosenabtragung) sind kontraindiziert, da sie als Trigger zu einer Verschlechterung und Größenzunahme der Läsion führen können. Neben den topischen und intraläsionalen Therapieoptionen, die im Frühstadium und bei milden Verlaufsformen teilweise aus- reichend sein können, sind bei fortgeschrit- tenen Defekten vorzugsweise systemische Therapieansätze erfolgsversprechend. Die Studienlage zeigt für systemische Gaben von Kortison-haltigen Präparaten und Cyclosporin A sowie Biologicals wie den TNF- Į -Inhibitor Infliximab aktuell die besten Ergebnisse. Zusätzliche Therapieoptionen stellen die TNF- Į -Inhibitoren Adalimumab und Etaner- cept, der Interleukin(IL)-12/23-Antikörper Ustekinumab, der IL-1-Rezeptor-Antagonist Anakinra und der IL-1 Į -Antikörper Canaki- numab dar [Quist et al., 2017]. Julius Steegmann Dr. Alexander Bartella Prof. Dr. Dr. Frank Hölzle PD Dr. Dr. Timm Steiner Klinik für MKG-Chirurgie Uniklinik RWTH Aachen Pauwelsstr. 30 , 52074 Aachen jsteegmann@ukaachen.de Prof. Jens-Malte Baron Klinik für Dermatologie und Allergologie – Hautklinik der Uniklinik RWTH Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen Dr. med. Claudio Cacchi Institut für Pathologie Uniklinik RWTH Aachen Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen Bei nicht abheilenden intra- oder extraoralen Wunden müssen systemische Erkrankungen interdisziplinär abgeklärt werden Chirurgische Interventionen sind bei Diagnosestellung eines Pyoderma gan- graenosums kontraindiziert. Bei anamnestischen Auffälligkeiten im Kopf-Hals-Bereich ist eine sorgfältige orale Untersuchung nicht erst zum Ausschluss anderer Ursachen, sondern bereits im Rahmen der Primärdiagnostik empfehlenswert. Fazit für die Praxis Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 6: Nach erneuter Größenzunahme zeigte sich unter zusätz- licher immunsuppressiver Therapie eine narbige Abheilungstendenz im Februar 2016. Fotos: Steegmann Abbildung 7: Erfolgreiche Defektabheilung ohne weitere chirurgische Intervention im Januar 2017 100 Zahnmedizin
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