Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2530) Partsch wurde am 1. Januar 1855 im schlesi- schen Schreiberhau (heute: Szklarska Porba) als vierter und letzter Sohn geboren. Sein Vater war als Geschäftsführer der örtlichen Glashütte („Josephinenhütte“) tätig [Wül- fing, 1953; Herfert, 1954/55]. Der junge Carl besuchte von 1866 bis 1872 das Mathias-Gymnasium in Breslau und nachfolgend das Gymnasium in Hirschberg, wo er auch die Reifeprüfung ablegte. An- schließend studierte er von 1874 bis 1878 in Breslau Medizin. Hier hörte Partsch unter anderem Vorlesungen bei den Professoren Rudolf Heidenhain (Physiologie), Julius Friedrich Cohnheim (Pathologie) und Her- mann Fischer (Chirurgie) [Wülfing, 1953; Herfert, 1954/55]. Seine zweite Leidenschaft war das Turnen: Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des im November 1875 etablierten ATV („Aka- demischer Turnverein“) Breslau [Herfert, 1954/55; Altherrenbund des ATB, 1983]. Im Februar 1879 erhielt Partsch in Breslau nach bestandenem Staatsexamen die ärzt- liche Approbation. Schon im März 1879 nahm er eine Tätigkeit als Assistenzarzt an der dortigen Chirurgischen Universitätsklinik auf. Bereits ein Jahr später, 1880, konnte er hier seine Promotion zum Thema „Ueber den feineren Bau der Milchdrüse“ abschließen [Partsch, 1880]. 1883 heiratete Carl Partsch Klara Haertel, die drei Kinder gebar und ihn neben der Kindererziehung bei seinen Studien – zum Beispiel durch die Herstellung histologischer Schnitte – unterstützte [Wülfing, 1953]. 1884 konnte er sich in Breslau mit der Arbeit „Das Carcinom und seine operative Behandlung“ für das Fach Chirurgie habi- litieren [Partsch, 1884; Wülfing, 1953; Her- fert, 1954/55; Benz, 2001]. Zwei Jahre später, 1886, ließ Partsch sich als praktischer Arzt in Breslau nieder. Er hielt jedoch weiterhin Kontakt zur Universitäts- medizin. Im April 1890 wurde ihm der Ruf auf ein Extraordinariat (außerordentliche Professur) erteilt, den er annahm. Besagte Ernennung war mit der Übernahme der Lei- tung des zahnärztlichen Universitätsinstituts am Burgfeld in Breslau verbunden. Dem Institut mangelte es allerdings an Ausstat- tung und finanziellem Budget, so dass Partsch vielfach auf Eigeninitiativen ange- wiesen war. Nach wie vor stand die Zahn- heilkunde als „immatures Fach“ – sprich als Fach, dessen Studium noch nicht an den Nachweis des Abiturs geknüpft war – in einem geringen Ansehen [Wülfing, 1953; Herfert, 1954/55]. Partsch gehörte somit zu der ersten Generation von Kieferchirurgen, die aus der operativen Medizin kamen und sich nachfolgend auf die Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie spezialisierten – zu einer Zeit, als die Zahnheilkunde noch nicht aka- demisch war und (noch) nicht als zwingende Voraussetzung für eine kieferchirurgische Karriere angesehen wurde. In Ermanglung geeigneter Räumlichkeiten hielt Partsch seine ersten Lehrveranstaltungen in einer Privatwohnung ab [Herfert, 1954/55]. Hier machte er die angehenden Zahnärzte auch mit der oralen Mikroskopie und der Pa- thologie vertraut. Zudem übertrug er viele Untersuchungsmethoden aus der Medizin (Inspektion, Palpation, Perkussion) auf die Zahnheilkunde und erwarb sich den Ruf eines didaktisch hervorragenden Hochschullehrers [Parreidt, 1909; Herfert, 1954/55]. Ein besonderes Ärgernis sah Partsch in dem Umstand, dass die Universität ihm „die Ein- richtung einer Bettenstation in Verbindung mit dem Zahnärztlichen Institut“ verweigerte. Wohl vor diesem Hintergrund erklärt sich die Tatsache, dass Partsch 1895 zusätzlich die Position des chirurgischen Chefarztes des „Klosterhospitals der Barmherzigen Brüder“ übernahm. Hier konnte er größere Eingriffe an stationären Patienten vornehmen [Wül- fing, 1953; Herfert, 1954/55]. Seit 1915 fungierte er als zweiter Vorsitzen- der des Ausschusses der Deutschen Turner- schaft. Zudem wurde er 1920 Vorsitzender der schlesischen Ärztekammer, der er seit 1893 angehörte [Pagel, 1901; Wülfing, 1953; Herfert, 1954/55]. 1921 erreichte Partsch den Höhepunkt sei- ner akademischen Kariere: Ihm wurde eine ordentliche Professur verliehen. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits 66 Jahre alt war, konnte er nur noch zwei Jahre als Ordinarius wirken. 1923 legte er mit der Emeritierung die Leitung des zahnärztlichen Instituts nie- der, zwei Jahre später trat er auch als Chef- arzt des vorgenannten Hospitals zurück. Partsch starb am 6. September 1932 in Wegbereiter der Zahnheilkunde – Teil 7 Carl Partsch – Nestor der Kieferchirurgie Der Chirurg und Zahnarzt Carl Partsch gilt als Wegbereiter der zahnärztlichen Chirurgie. Zudem ist er Namengeber mehrerer operativer Verfahren und Instrumente (Partsch I, Partsch II, Bogenschnitt nach Partsch, Partsch-Löffel), war Vorkämpfer für diagnostische Standards und für das Abitur als Voraussetzung für das Zahnmedizinstudium – und für mehr (Hochschul)Sport. Quelle: Holzhauer 1962 Der QR-Code führt zu den ersten Teilen der Serie „Wegbereiter der Zahnheilkunde“. 104 Gesellschaft

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