Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2444) der GOÄ sollen in die GOZ überführt wer- den. Das Konzept des FVDZ soll weiter- entwickelt und in die Politik getragen werden. Die Delegierten bekräftigen diesen Weg und verabschiedeten Resolutionen, die die Patientensouveränität, die Freiberuflichkeit und die Zahnarztsouveränität stärken. Zu einem weiteren Kernthema der Diskus- sionen, der Qualitätssicherung (QS), hielt ZA Martin Hendges, stellvertretender Vor- sitzender der KZBV, ein Impulsreferat. Unter dem Thema QS würden derzeit im G-BA drei Themen behandelt: Qualitätsmanage- ment, die datengestützte Qualitätssicherung und die Qualitätsprüfung und -beurteilung. Aktuell wichtig für den Zahnarzt vor Ort sei die Qualitätsprüfung und -beurteilung. Der Gesetzgeber sieht hier eine Überprüfung der Leistung des einzelnen Zahnarztes in Stichproben vor. Derzeit ist dazu im G-BA eine Richtlinie in Arbeit. Die KZBV sei hier proaktiv im Sinne der Zahnärzte tätig, berichtete Hendges. Sie habe erfolgreich eigene Vorstellungen in die Verhandlungen eingebracht, die den Besonderheiten der Zahnmedizin Rechnung tragen. Die Richtlinie soll im Dezember verabschiedet werden und 2018 in Kraft treten. Die Delegierten forderten in einem Antrag die politischen Entscheidungsträger auf, die Besonderheiten in der zahnmedizinischen Versorgung im Bereich Qualitätssicherung stärker zu berücksichtigen. Evidenz – bestmöglich oder bestverfügbar? In einer emotional geführten Debatte ging es um das PAR-Konzept der deutschen Zahnärzteschaft. Im Ergebnis stellt sich die Hauptversammlung klar hinter das Konzept, sieht aber ebenso wie die KZBV und die BZÄK erheblichen Reformbedarf in der ver- tragszahnärztlichen Parodontitistherapie. Ewartet werde, dass bei der Überprüfung der Evidenz durch das IQWiG nicht aus- schließlich die bestmögliche, sondern auch die bestverfügbare Evidenz berücksichtigt wird, heißt es in dem gefassten Beschluss. Dann könne eine dem Stand der Wissen- schaft entsprechende Behandlungsstrategie, Entgegen dem allgemeinen Trend des Mitgliederschwunds in den Verbänden verbuchte der FVDZ in den vergangenen Jahren steigende Mitgliederzahlen um jährlich 2,5 bis 3 Prozent (Der Freie Zahnarzt 9/2015). Presseberichten zu- folge dürften es heute rund 20.000 sein. Ein Grund dafür ist sicherlich die intensive Nachwuchsförderung. Der FVDZ hat auf seiner Hauptversamm- lung ein berufsbegleitendes Existenz- gründerprogramm – exklusiv für seine Mitglieder und ohne Sponsoren – vorge- stellt. Start des Pilotprojekts ist nächstes Jahr. Unter dem Motto „Gut gerüstet in die Zukunft“ erhalten angehende Praxis- gründer und angestellte Zahnärzte zentrale Informationen zur beruflichen Orientierung. Zu den Inhalten gehören Betriebswirtschaft, Arbeits-, Berufs- und Vertragsrecht, Marketing und Personal- management. Angeboten werden zwölf Tagesseminare verteilt auf 18 Monate. Pro Tagesseminar werden sechs Fortbildungs- punkte vergeben. Die Seminargebühr ist im FVDZ-Mitgliedsbeitrag enthalten. Auf der Hauptversammlung wurde außer- dem beschlossen, dass die Studenten- beauftragen der FVDZ-Landesverbände in regelmäßigen Austausch mit dem Stu- dentenparlament des FVDZ treten sollen. Dieses versteht sich als Bindeglied zwischen dem FVDZ auf Landes- und Bundesebene sowie den zahnmedizinischen Hoch- schulen vor Ort. Die Studenten erhalten auch Rederecht in der HV. Nachwuchsförderung und Existenzgründerprogramm „Die Rolle von Eigenverantwortung und Subsidiarität in der zahnärztlichen Therapieentscheidung“ war Thema der Podiumsdiskussion zum Auftakt der Ver- sammlung. Fazit: „Eine gute Patienten- versorgung kann nicht durch staatlichen Dirigismus umgesetzt werden.“ ZA Harald Schrader, Bundesvorsitzender des FVDZ, betonte: „Wir wollen den Patienten in die Lage versetzen, eine Therapieentscheidung nach unserem Rat zu treffen. Diese muss frei sein im Rahmen dessen, was unsere Heilkunst ausmacht.“ Es gelte, den Patienten wieder ins Zentrum zu rücken. Dr. Peter Engel, Präsident der Bundes- zahnärztekammer, kritisierte, der Staat gängele den Berufsstand immer mehr: „Wir leben in einer Misstrauenskultur, wir meinen durch Kontrollmechanismen alles in den Griff zu bekommen.“ Scharf kritisierte er eine sich abzeichnende Ent- wicklung bei MVZ: Große internationale Finanzinvestoren würden in verschiedenen Ländern ganze Ketten aufkaufen – hier müsse man sehr wachsam sein. Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV, kritisierte vehement die Gänge- lung der Selbstverwaltung durch die Politik mit dem GKV-Selbstverwaltungs- stärkungsgesetz: „Dieses System ist kor- rumpiert, wir sind als Heilberufler kujoniert, man will uns nicht mehr!“ Der Zahnarzt könne unter dem wachsenden ökonomischen Druck den Patienten nicht mehr objektiv beraten. Prof. Dr. Michael Walther, Präsident der DGZMK, betonte den Handlungs- bedarf bei der Behandlung von Parodon- topathien. Bedarfe der Grundversorgung würden immer größer. Die Vertreter der Wissenschaft würden die Prozesse der Versorgung mit ihrer Expertise begleiten. Prof. Dr. Giovanni Maio, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Frei- burg, betonte, es sei ein Denkfehler, die Zahnmedizin nach ökonomischen Gesichtspunkten durchzustrukturieren: „Der Patient muss der Könnerschaft des Arztes vertrauen.“ Podiumsdiskussion 18 Politik
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