Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2446) Fotos: zm-mg Herr Dr. Schinnenburg, Sie sind vor 36 Jahren in die FDP eingetreten. Was hätte der damals 22-jährige Wieland gesagt, wenn man ihm prognostiziert hätte, dass er mal dem Bundestag an- gehören würde? Dr. Wieland Schinnenburg: Völlig ausge- schlossen! Wirklich undenkbar. Selbst die Hamburger Bürgerschaft war für mich schon eine große Ehre und es gab mir immer so ein Kribbeln, Abgeordneter in einem Landesparlament zu sein. Jetzt im Bundesparlament zu sitzen, ist natürlich noch einmal eine ganz andere Nummer. Wie werden Ihre ersten Wochen als Abgeordneter aussehen? Knapp drei Wochen werde ich ja auch noch als Zahnarzt tätig sein. Danach wird meine Praxis zurückgebaut, die Handwerker habe ich schon beauftragt. Und dann werde ich immer öfter in Berlin sein. Im Moment ist ? ? Zahnarzt Dr. Wieland Schinnenburg wird Mitglied im Deutschen Bundestag „Man braucht Mut. Und den hab ich.“ 18. Oktober, 15:50 Uhr – sechs Tage vor der konstituierenden Sitzung des 19. Deutschen Bundestags. Dr. Wieland Schinnenburg wird wehmütig, wenn er daran denkt, keine kaputten Zähne mehr reparieren zu können. Andererseits freut er sich darauf, die AfD im Bundestag „auseinanderzunehmen“ und gegen die Budgetierung im Gesundheitswesen zu kämpfen. das nur tageweise der Fall. Morgen bin ich zum Beispiel wieder in der Praxis, übermorgen wieder in Berlin. Mein letzter Arbeitstag als Zahnarzt ist der 5. November, ein Sonntag. Ganz zum Schluss mache ich noch einmal Notdienst. Werden Sie die Tätigkeit vermissen? Die Behandlung selbst ja und auch viele meiner Patienten, die jetzt noch einmal vorbeikommen und mir Glück wünschen. Einen kaputten Zahn würde ich immer noch unheimlich gerne reparieren. Was ich wenig vermisse, ist die Bürokratie, also dass ich fast die Hälfte der Zeit in meiner Zahnarztpraxis nicht mit schönen Brücken und Kronen, sondern mit irgendwelchen Widrigkeiten verbracht habe. Einen Teil des Inventars habe ich schon verkauft, den Rest werde ich jetzt noch verkaufen und dann wird die Praxis geschlossen. ? Haben Sie Ihr Abgeordnetenbüro schon bezogen und schon Mitarbeiter gefunden? Teilweise. Ich habe ja zwei Büros, eins in Hamburg, eins in Berlin. Und ich hatte auch in der Bürgerschaft schon zwei Mitarbeiter, die jetzt mein Hamburger Wahlkreisbüro führen werden. Für Berlin habe ich gerade heute Mittag eine Büroleiterin eingestellt, eine sehr erfahrene Frau, die den ganzen Politikbetrieb in Berlin gut kennt. Da wird sicherlich noch jemand dazukommen. Sie haben eine ungewöhnliche Vita: Zwei Jahre nach der Gründung Ihrer Praxis haben Sie ein Jura-Studium begonnen, sind heute Volljurist mit eigener Kanzlei. Wie kam es dazu? Aus Interesse. Ich habe das ursprünglich gemacht im Sinne eines Studium generale. Und da ich damals schon ein politisch inte- ressierter Mensch war, habe mich für Ver- fassungsrecht interessiert und deshalb dann den kleinen Schein in „Öffentlichem Recht“ gemacht. So bin ich da reingerutscht. Dann habe ich von Semester zu Semester neu ent- schieden, noch ein bisschen was zu machen. Ich hatte also gar nicht das primäre Ziel, in Jura den Abschluss zu machen. Am Ende benötigten Sie nur fünf Jahre bis zum ersten Staatsexamen. Ja, ich war am Ende sogar ein Semester schneller fertig als die anderen, obwohl ich nebenbei noch eine Zahnarztpraxis hatte. Ich war immer schon gut organisiert, schon während des Zahnmedizinstudiums saß ich im Studentenparlament und im Bundes- vorstand der Jungen Liberalen, damals zusammen mit Guido Westerwelle. In einer Jamaika-Koalition wären Sie in der Regierungsverantwortung und gleichzeitig Teil eines politischen Ex- periments. Was kommt da auf Sie zu? Es wird nicht einfach sein. Mit den Grünen und der CSU – mit der Betonung auf „S“ – haben wir ganz gewaltig Probleme. Wir sind ? ? ? ? 20 Politik
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