Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2450) Die Einführung des Sattelstuhls in den 80er- Jahren war sofort ein Hit. Der Stuhl ist leicht verstellbar und bietet die Möglichkeit, in einer höheren Position zu sitzen. Dies ist vor allem vorteilhaft für nicht so große Zahn- ärzte und Zahnmedizinische Fachangestellte. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass man mit geneigten Oberschenkeln sitzen kann. Alles Eigenschaften, die der traditionelle Arbeits- stuhl nicht hat: Um bei diesem eine höhere Sitzhöhe zu erreichen, muss man nach vorne rutschen und sich auf den vorderen Sitzrand setzen [Hokwerda, 2007]. Dadurch geht der wichtige Kontakt mit der Rücken- lehne verloren. Woher aber kam das Bedürfnis, höher sitzen zu wollen? Grund ist, dass der Patienten- stuhl seit der Verbreitung der vierhändigen Behandlungsweise vor circa 50 Jahren als Liege unverändert mit einer festen Rücken- lehne, Sitzfläche und Beinstütze sowie mit einer verstellbaren Kopfstütze ausgestattet ist. Darunter befindet sich der ziemlich viel Raum einnehmende Sockel. Bei einem horizontal gelagerten Patienten gibt es des- halb zu wenig, meist sogar keinen Freiraum für die Beine des sitzenden Behandlungs- teams. Selbst die höchste Position der meis- ten Patientenstühle ist zu niedrig für einen großen Zahnarzt. Diese Bauweise beeinträchtigt die Arbeits- haltung des Behandlerteams oft enorm. Vor allem, wenn die Kopfstütze bei der Behand- lung im Oberkiefer eingestellt, in einer (für Rechtshändler) Neun- bis Elf-Uhr-Position behandelt und auf einem traditionellen Arbeitsstuhl mit horizontaler oder leicht nach vorne geneigter Sitzfläche gesessen wird. Es ist dann schwer, ohne körperliche Anstrengung den Mund des Patienten zu Taugt der Sattel in der Praxis? Paul Engels, Oene Hokwerda, Joseph Wouters, Rolf de Ruijter Der Sattelstuhl erfreut sich in Zahnarztpraxen und an den Universitäten zuneh- mender Beliebtheit. Im Vergleich zum konventionellen Arbeitsstuhl werden seine Vorteile primär mit den Vorzügen und dem Komfort eines Reitsattels begründet. Dieser Beitrag überprüft, ob diese Vorzüge den anatomisch-physiologischen Gegebenheiten gerecht werden. Foto: zm-mg Sattelstühle Im ersten Teil analysieren die Autoren die Haltung und die Bewegungen ei- nes Reiters, der in einem (englischen) Reitsattel sitzt. Im zweiten Teil werden die Arbeits- haltung und die Bewegungsfreiheit eines Zahnarztes untersucht, der auf einem Sattelstuhl behandelt. T ITELGESCHICHTE Trügerische Ähnlichkeit des Sattels unter Zahnarzt und Reiter 24 Zahnärztliche Ergonomie
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