Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2470) Hut gebracht werden müssen – die Arbeit von Dentista ist eben klassische Standes- politik, nur eben aus dem Blickwinkel der Zahnärztinnen. Was entgegnen Sie heute denen, die Dentista als „Frauenclub für softe Themen“ belächeln? Da lächle ich gern zurück und denke mir meinen Teil. Eines Tages stehen auch die Lächler an unserer Tür und wollen was ... Es kommt schon darauf an, wer so etwas sagt. Es gibt auch heute noch Zahnärztinnen, die finden einen Zusammenschluss von Kol- leginnen überflüssig, um es vorsichtig zu formulieren. Die Damen erinnere ich gerne daran, dass Wahlrecht, Studium und eigen- ständige Entscheidung zur Berufstätigkeit noch sehr, sehr junge Errungenschaften sind, die sie engagierten Frauen verdanken, die sich zusammengeschlossen und für Änderungen eingesetzt haben. Wir müssen heute zwar solche Grabenkämpfe nicht mehr führen, außer vielleicht an den Hoch- ? schulen zum Thema weibliche Karriere, aber es gibt genug Themen in der Standespolitik, auch im Bereich Beruf & Familie, die einer weiblichen Stimme bedürfen. Zumal bei dem hohen Anteil an Zahnärztinnen im Berufsstand – heute und in Zukunft. Was die männlichen Kritiker betrifft: Sie sind – zumindest inzwischen – weit seltener als in den ersten Jahren. Gerade aus der jüngeren Generation kommt enorm viel Rückenwind. Dentista hat viele Themen, die auch junge Zahnärzte, aber nicht nur die jungen, inte- ressieren. Was ein „softes“ Thema ist, wird sehr unterschiedlich gesehen. Wer irgend- wie versucht, seine Praxis am Laufen zu halten, wenn die angestellte Zahnärztin und eine ZFA schwangerschaftsbedingt von jetzt auf gleich ausfallen, für den sind GOZ und BEMA erst mal zweitrangig. Was bewegt oder gar umtreibt, ist oft sehr lebensphasen- abhängig. In der Standespolitik kann man die Frauen an zwei Händen abzählen. ? Macht Dentista hier gar keine Lobby- arbeit? Ja, doch, natürlich – aber auch hier arbeiten wir nicht aus der hohlen Hand heraus, son- dern bauen auf Daten und auch auf viele Diskussionen. Inzwischen gibt es dazu einiges an Erhebungen und „Stoff“, den es zu berücksichtigen gilt. Nicht nur unserer- seits. Es wird beispielsweise deutlich, dass man in den bestehenden Strukturen nicht einfach einen Mann gegen eine Frau aus- tauschen kann und schon läuft es. Schon die Strukturen sind zu hinterfragen. Der Umgang miteinander in einem Vorstand beispielsweise: Zahnärztinnen sind sehr an Sacharbeit interessiert und werden von Revierverhalten eher abgestoßen. Hierarchie ist von einem anderen Stern. Sie möchten auch etwas bewegen und sind oft frustriert, wenn die Mühlen so langsam mahlen. Sie möchten auch gern gefragt werden, ob sie mitarbeiten wollen – sich selbst in die Auswahl werfen mögen die wenigsten. Wettbewerb ist eh nicht so wirklich ein Privat können Frauen perfekt netzwerken – im Sinne von „wir kennen und wir helfen uns“. Geschäftlich tun sich viele immer noch schwer. Dabei wird diese unternehmerische Kompetenz für eine erfolg- reiche Zahnarztpraxis immer wichtiger. Als jüngstes unter den Zahnärztinnen- netzwerken sind wir zu Beginn oft be- lächelt worden. Oft auch – und das ist etwas, was mich an manchen Punkten nachdenklich gemacht hat – von anderen Frauen. Das Vernetzen von Menschen und das Vermitteln von erfolgsstiftenden Kompetenzen ist mir allerdings ein Herzensprojekt. Wenn es hilfreich ist, sich mit anderen Kolleginnen auszu- tauschen und Wissen als Unternehmerin aufzubauen – warum sollte es dann keine solchen Institutionen geben? Wäre es für die Zahnärztinnen nicht hilfreich, dann würde der Markt diese Einrichtungen von selbst eliminieren. Wir sehen unsere Aufgabe übrigens nicht darin, Männer und Frauen zu separieren. Vielmehr bieten wir zusätzlich zu allen heterogenen Möglichkeiten, eine homo- gene, in der eben genau diese Anders- artigkeit Raum findet. Claudia Huhn ist Initiatorin vom „Zahnärztinnennetzwerk“ www.zahnaerztinnen-netzwerk.de „Wir bieten eine zusätzliche homogene Möglichkeit!“ C LAUDIA H UHN Foto: privat Brauchen Zahnärztinnen noch eigene Verbände? 44 Politik

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