Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2476) Chronisch anhaltende oder rezidivierend auftretende Durchfälle sind das Leitsymptom chronisch entzündlicher Darmerkrankungen. Die CED umfassen verschiedene Krankheits- bilder wie den Morbus Crohn, die Colitis ulcerosa und die Colitis indeterminata, bei der nicht zwischen den beiden Erkrankungen differenziert werden kann, und als seltene Form die mikroskopische Kolitis. Betroffen sind in erster Linie jüngere Men- schen, die Krankheiten treten meist erstmals zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr auf. Es gibt einen zweiten Häufigkeitsgipfel um das 60. Lebensjahr herum. Die CED waren früher nahezu unbekannt, erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts wer- den sie systematisch beobachtet. Seither nimmt die Zahl der Erkrankungen offenbar stetig zu, am höchsten ist sie derzeit nach Informationen des „Kompetenznetz Darm- erkrankungen“ in Nordeuropa. Die Zahl der Erkrankten wird hierzulande auf etwa 400.000 geschätzt. Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig betroffen. CED sind bislang nicht heilbar, allerdings lassen sich die Krankheitsschübe in aller Regel gut behandeln, und es kann oftmals eine lange Remissionsdauer erwirkt werden. Genetische Prädisposition und Umweltfaktoren Die Pathogenese der CED ist noch weit- gehend unklar. Es gibt offenbar eine ausge- prägte genetische Komponente, wobei ver- schiedene Gene als ursächlich diskutiert werden. Mittlerweile sind mehr als 260 Suszeptibilitätsgene bekannt. Daneben scheinen auch Umweltfaktoren bedeutsam zu sein. Die Liste der maßgeb- lichen Faktoren reicht von der Entbindung (spontan oder als Kaiserschnitt) über die Frage, ob gestillt wurde oder nicht, bis hin zur häuslichen Hygiene, Infektionen, der Einnahme von Antibiotika, Rauchen, der Ernährung und Stress. In jüngster Zeit wird zudem auch ein Einfluss der Mikroflora des Darms diskutiert. So gibt es Hinweise, wo- nach die Zusammensetzung des Mikrobioms mit dem Befallsmuster der CED korreliert. Zwillingsstudien deuten auf eine größere Bedeutung der genetischen Prädisposition beim Morbus Crohn hin – und von Umwelt- faktoren im Fall einer Colitis ulcerosa. Die (frühere) Annahme, es handele sich beim Morbus Crohn und bei der Colitis ulcerosa um Autoimmunerkrankungen, gilt inzwischen als überholt. Experten gehen vielmehr von einer Barrierestörung aus, die das Eindringen bakterieller Keime in die Darmwand erlaubt, was die Inflammation triggern kann. Morbus Crohn Die wohl bekannteste CED-Form ist der Morbus Crohn, was vor allem durch die oft schwere Verlaufsform bedingt sein dürfte. Die Erkrankung verläuft in Schüben, wobei zwischen zwei Krankheitsschüben zum Teil lange Remissionszeiten liegen können. Die Inzidenz des Morbus Crohn wird derzeit mit 2 bis 3 auf 100.000 Einwohner/Jahr an- gegeben, die Prävalenz wird auf 250 bis 500 pro 100.000 geschätzt. Die Erkrankung manifestiert sich zunächst meist mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Gewichts- verlust, Leibschmerzen, Blähungen und nicht- blutigen, dünnflüssigen Durchfällen. Es kann zudem zu Fieber kommen sowie zu Bauch- krämpfen, Übelkeit und Erbrechen. Bei Kindern und Jugendlichen sind außerdem Wachstums- störungen ein häufiges Phänomen. Beim Morbus Crohn sind anders als bei der Colitis ulcerosa alle Schichten der Darm- Repetitorium: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Alarm im Darm Die Häufigkeit chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zugenommen. Anders als die Colitis ulcerosa kann der Morbus Crohn auch für die Zahnmedizin relevant sein, da sich die Entzündungsreaktionen im gesamten Gastrointestinaltrakt bis zum Ösophagus und im Mundbereich manifestieren können. Foto: bilderzwerg – stock.adobe – Fotolia 50 Medizin

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