Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2482) Ein 25-jähriger Patient stellte sich zur Abklä- rung einer schmerzhaften, zyklisch-erosiven, therapierefraktären Veränderung der Gingiva regio 13–23, die anamnestisch bereits seit circa 1,5 Jahren vorhanden gewesen sei, vor. Er gab einen Morbus Crohn als Nebener- krankung an, wobei dieser – zum Zeitpunkt der Untersuchung – gut unter Kontrolle sei. Durchfälle bestünden aktuell nicht, eine anti- inflammatorische Therapie werde auf Wunsch des Patienten nicht mehr durchgeführt. Bei nachgewiesenem Befall des Dünndarms, des Kolons mit Fisteln zum Magen sowie perianal war nach dem ersten Schub 2009 eine immunsuppressive Therapie mit Azathioprin begonnen worden. Da dieses Medikament jedoch eine nur geringe Wirkung gezeigt hatte, wurde 2010 auf Infliximab (Remicade®), einen TNF-alpha-Blocker, umgestellt. 2013 erfolgte eine erneute Um- stellung auf Adalimumab (Humira®), eben- falls ein monoklonaler Antikörper gegen TNF-alpha, bevor der Patient die Therapie beendete. Der Patient vermutete einen zeit- lichen Zusammenhang zwischen der oralen Läsion und einer Infektion mit Rota-Viren, die ebenfalls vor 1,5 Jahren stattgefunden habe. Mehrere alio loco durchgeführte Therapieversuche, unter anderem mit Clin- damycin bei mikrobiologischem Nachweis von Prevotella denticolla, einem gram- negativen, obligat anaeroben Bakterium, sowie orale Hygienisierungsmaßnahmen hatten keinen Erfolg gezeigt und waren schließlich unterlassen worden. Neben der beschriebenen Läsion fanden sich oral leicht hyperplastische, papulöse Veränderungen der Gingiva vestibulär und palatinal ohne Hinweise auf Ulzerationen (Abbildungen 1 und 2). Vom klinischen As- pekt war der Befund daher gut vereinbar mit oralen Veränderungen infolge eines Morbus Crohn. Weiterhin gab der Patient eine Rötung an der Glans penis an. Der letzte Versuch einer MRT-basierten Dünndarm- untersuchung sowie einer Koloskopie und Gastroskopie scheiterte 2016 an der Com- pliance des Patienten. Zur Diagnosesicherung bei der oralen Läsion empfahlen wir eine Probeentnahme der Mund- schleimhaut sowie weiterführende serolo- gische Untersuchungen. Die Stanzbiopsien Besonderer Fall mit CME Orale Manifestationen des Morbus Crohn Peer W. Kämmerer, Ingo Buttchereit, Jan Liese Dieser Fall schildert einen jungen Patienten, der sich bei mehreren Zahnärzten um Rat bei persistierendem Brennen und „Bläschen“ der Gingiva im Oberkiefer bemüht hatte, bis endlich die Korrelation zwischen dem bekannten Morbus Crohn und der oralen Symptomatik gefunden werden konnte. Abbildung 1: Zirkuläre, gerötete Läsionen regio 13–23 mit begleitender Inflammation der vestibulären Gingiva Alle Fotos: P. Kämmerer Abbildung 2: Hyperplastisch-granulomatöse Veränderung palatinal Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Auf Seite 50 dieser Ausgabe fin- den Sie ein Repetitorium zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und deren oralen Manifestationen. 56 Zahnmedizin

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