Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2483) des Gaumens und der vestibulären Gingiva erbrachten den histologischen Nachweis von oberflächlich perivaskulär gelegenen, kräftig lymphozytären, granulomatösen Infiltraten und passten somit zu einer mukokutanen Manifestation des bekannten Morbus Crohn. Serologisch ließen sich bis auf eine Vitamin- B12-Negativbalance, die in der Folge substi- tuiert wurde, keine Auffälligkeiten nachweisen, insbesondere keine Autoantikörper. Die Therapie bestand daher initial nach Abschluss der Wundheilung aus lokalen Steroiden zunächst als Applikation von Triamcinolonacetonid (Volon-A-Haftsalbe) sowie einer begleitenden antimykotischen Therapie mit Amphotericin-B-Lutschtablet- ten (Ampho Moronal; 3 x d). Bei fehlender Wirksamkeit der Haftsalbe erfolgte bei einem Nachsorgeintervall von zwei Monaten die Umstellung auf ein höherpotentes Gluko- kortikoid (Clobetasol). Unter dieser Medika- tion zeigte sich ein schneller Rückgang der Beschwerden und der oralen Manifestation des Morbus Crohn (Abbildung 3). Diskussion Die unspezifischen, isolierten gingivalen Mundschleimhautveränderungen mit aus- geprägten Beschwerden waren für die allein klinische Diagnosestellung zunächst irre- führend, zumal eine simultane Läsion der Genitalschleimhaut bestand. Eine genitale Mitbeteiligung findet man häufig beim oralen Lichen planus oder beim Morbus Behcet. Klinische Hinweise auf eine orofaziale Granulomatose (wie eine Lippenschwellung) fehlten. Die weiterführende diagnostische Abklärung war daher vor allem auf den Aus- schluss von Autoimmunmukositiden oder arzneimittelassoziierten Mundschleimhaut- veränderungen ausgerichtet. Der Sammelbegriff orofaziale Granulomatose beschreibt Erkrankungen verschiedenster Ätiologien, die insbesondere durch anfall- artige Schwellungen vor allem der Lippen (Cheilitis granulomatosa) in Verbindung mit ulzerösen oder vesikulären Veränderungen der Haut und/oder Mundschleimhaut ge- kennzeichnet sind. Es kann sich dabei um primär-idiopathische Formen handeln, wie das sehr selten vorkommende Melkersson- Rosenthal-Syndrom. Für dieses ist die Trias Lingua plicata, anfallsartig auftretende Schwellungen des Gesichts inklusive Cheilitis granulomatosa sowie eine vorüber- gehende periphere Facialisparese charakte- ristisch. Langsam zentrifugal wachsende Plaques, die sich rot- bis hellbraun, partiell mit gelblichen Flecken, darstellen, können Abbild einer sogenannten Granulomatosis disciformis chronica et progressiva (Synonym: Miescher-Granulomatosis) sein. Sekundäre 57

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