Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 107, Nr. 21, 1.11.2017, (2516) „Ärzte sind in allen betrachteten OECD-Län- dern regional ungleich verteilt, unabhängig von der Finanzierung und Organisation der Gesundheitsversorgung. Deutschland bildet hier keine Ausnahme“ – zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Regionale Verteilung von Ärzten in Deutschland und anderen ausgewählten OECD-Ländern“ des Wissen- schaftlichen Instituts der privaten Kranken- versicherung (WIP). Im Klartext heißt das: Landärzte fehlen überall, in Deutschland und auch in anderen Ländern, die explizit auf eine hausarztzentrierte Versorgung setzen. Verglichen wurde in der Studie die Ärzte- dichte zwischen beziehungsweise in insge- samt 21 OECD-Ländern – von Australien über Finnland bis zu Korea und den USA. „Die getroffene Auswahl von Ländern orien- tiert sich dabei an einer mit Deutschland vergleichbaren Wirtschaftskraft“, heißt es im Studienpapier. Die betrachteten Länder weisen jedoch unterschiedliche Formen der Finanzierung des Gesundheitssystems und der Ärzte- vergütung auf. So steht Schweden mit einem überwiegend steuerfinanzierten Gesundheitssystem Luxemburg gegenüber, das überwiegend auf Beitragsfinanzierung setzt. Und in den Niederlanden werden Ärzte mit einer Mix aus Fall- beziehungs- weise Kopfpauschalen und Einzelleistungs- vergütungen entlohnt, während in Island fixe Gehälter verbreitet sind. Die Ärzteverteilung ist ungleichmäßig – überall Was die generelle Ärztedichte betrifft, ist diese in Österreich mit 5,2 Ärzten je 1.000 Einwohner am höchsten, gefolgt von Nor- wegen und der Schweiz. Deutschland liegt mit 4,1 Ärzten je 1.000 Einwohner auf Platz fünf nach Schweden und damit über dem Durchschnitt (3,4 Ärzte je 1.000 Einwohner). Schlusslichter bilden die USA und Kanada sowie Japan und Korea. Vor allem bei den Allgemeinärzten sind wir gut aufgestellt: Irland und Deutschland weisen laut Studie die meisten Allgemein- ärzte pro 1.000 Einwohner auf, gefolgt von Österreich, Australien, den Niederlanden und Frankreich. Auch Finnland, Kanada, die Schweiz und Belgien liegen noch über dem Durchschnitt von 1,1 Allgemeinärzten auf 1.000 Einwohner. Länder wie das Vereinigte Königreich, Schweden, Italien und Norwe- gen, die explizit auf eine hausarztzentrierte Versorgung setzen, haben dagegen unter- durchschnittlich viele Allgemeinärzte. Schlusslichter sind Island und die USA. Bei der Betrachtung der Facharztdichte führen Italien, Österreich und die Schweiz das Ranking an, Deutschland liegt mit 2,4 Fachärzten ebenfalls über dem Durchschnitt der betrachteten Länder, der bei 2,0 Fach- ärzten je 1.000 Einwohner liegt. Vergleichs- weise wenig Fachärzte pro 1.000 Einwohner gibt es in Kanada und Irland mit je 1,4 Fach- ärzten. Die Auswertungen der Daten – insbesondere die Bildung von Rangfolgen – sei jedoch „mit Vorsicht zu interpretieren“, schreibt Studien- autorin Dr. Christine Arentz in ihrem Diskus- sionspapier: „Unterschiedliche Ärztedichten können beispielsweise durch die unter- schiedliche Organisation der Leistungs- erbringung oder unterschiedliche Präferen- zen der Bevölkerung bedingt sein.“ Zudem könne insbesondere in der fachärztlichen Versorgung eine stärkere regionale Konzen- tration unter Umständen auch mit höherer Qualität einhergehen. Fest stehe jedoch, dass Ärzte in jedem der betrachteten OECD-Länder regional un- gleichmäßig verteilt sind und dies offen- Ärztedichte im internationalen Vergleich Landärzte fehlen in jedem Land Der oft diskutierte Mangel an Ärzten auf dem Land ist kein spezifisch deutsches Problem. Eine Studie zeigt: Weltweit lassen sich Mediziner generell lieber in Ballungsgebieten nieder – unabhängig von der Finanzierung der Gesundheits- systeme oder der Form der Ärztevergütung. Das Inserat ist schon zum vierten Mal geschaltet, doch es kommt nicht zum Verkauf? Als Land- arzt einen Nachfolger zu finden, ist schwer – nicht nur in Deutschland. Foto: zm-mg 90 Politik

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