Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2572) Zahnärzte als Heilpraktiker – Homöopathie ist eine scheinbar perfekte Illusion Zahnärzte als Heilpraktiker – Ich weiß nicht, was soll es bedeuten? Zum Leserforum „Zahnärzte als Heilpraktiker“, zm 19, S. 10–18 Der Kollege Bertelsen formuliert eine Replik (Erwiderung). Was aber ist das für eine Replik, die auf nicht eine einzige spezifizierte Kritik antwortet? Keine Antwort auf den Vorwurf mangelnder sys- temischer Kenntnisse, mangeln- der immunologischer Kenntnisse einschließlich des Nichtwissens bezüglich antibiotischer Thera- pien. Die Ganzheitlichkeit von Herrn Dr. Bertelsen beschränkt sich auf Ober- und Unterkiefer. Auch dazu sagt er nichts. Für die polemischen und herab- würdigenden Vergleiche mit „hütchenspielenden Jahrmarkt- medizinern“ und für den Aus- druck „Jodeldiplom“ auch keiner- lei Entschuldigung, die auf jeden Fall angebrachter gewesen wäre als das Lamentieren über eine zu geringe Honorierung von (zahn-) ärztlichen Beratungen (Ä1). Die im Weiteren vom Kollegen er- wähnten „kritischen Zustände bei der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Bereichen“ waren nicht das Thema. Ablenken bringt uns nicht weiter. Er ver- dammt jedwede Komplementär- medizin, will aber, dass wir uns in Bezug auf ein erhöhtes Hono- rar an der „Homöopathischen Anamnese“ orientieren. Es sei an dieser Stelle Heinrich Heine zitiert: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten!“ Weiter sollen wir uns nach Bertelsen ausschließlich an der „Kassen(Zahn-)medizin“ orien- tieren. Das Gleiche gilt für die Patienten. Gute Nacht Therapie- freiheit! Man kann dem Kollegen nur wünschen, dass die Patienten von seinem Schrifttum nichts er- fahren. Sollte er stellvertretend für die zu fordernde Seriosität sowohl des Münsteraner Kreises als auch des Deutschen Netz- werks Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) stehen, dann sollten beide schnellstens aufgelöst werden. Eine Distanzierung von den weder Ethik noch Fachlich- keit ausstrahlenden Äußerungen ihres Mitglieds fehlt bis heute. Wir warten! Als Anmerkung sei noch gesagt, dass die von Bertelsen erwähnte „Säfte- oder Krasenlehre“ zuletzt vom Wiener Ordinarius Carl Rokitansky (Zweite Wiener Schule – Morphopathologie) propagiert wurde, der allerdings als Zeit- genosse Rudolph Virchows 1804 geboren wurde und nicht im Mittelalter. Denkt man an die moderne Medizin und an die inzwischen von vielen Wissen- schaftlern anerkannte, erwei- ternde Matrix-Wissenschaft mit ihrem interzellulären Raum und ihrer interstitiellen Flüssigkeit, dann gewinnt die Krasenlehre in abgewandelter Form (Permeabi- litätslehre – Zuntz, Kreidl, Mandl, heute: Ernst Gellhorn, Bruno Huber) durchaus wieder an Aktualität. Nur wissen sollte man davon und in seiner Unwissenheit nicht leichtfertig daherreden. Zum Schluss noch eine Frage: Was für ein Geist herrscht in der deutschen Zahnmedizin, wenn der eine oder andere Kollege als Leserbriefschreiber es nicht wagt, mit seinem Namen und seiner Adresse zu zeichnen? Dr. Peter Ohnsorge, Würzburg Seit geraumer Zeit wird das The- ma Homöopathie und Alternativ- medizin wieder in den Medien aufgegriffen. Auch in den vor- herigen zm gab es diverse Kommentare über den Sinn oder Unsinn der Alternativmedizin. Natürlich gibt es auch in meinem Berufsalltag als Zahnarzt immer mal wieder Fragen von Patienten bezüglich Homöopathie und an- deren alternativen Behandlungs- methoden. Dabei fiel mir auf, dass Menschen überaus fasziniert sind von den naturnahen Heils- versprechen, wenn auch die tatsächlichen Hintergründe der alternativmedizinischen Metho- den kaum bekannt sind und selten hinterfragt werden. Kurzum: Ich begann zu recher- chieren und arbeitete mich tiefer in die alternative Medizin ein und verfasste eine kleine Lektüre: „Der wahrscheinlich teuerste Zucker der Welt – Was Sie über Homöopathie und Alternativ- medizin wissen sollten“. Mit diesem kleinen Buch möchte ich weder gegen die Alternativ- medizin wettern noch Menschen davon abhalten. Es geht mir lediglich um Aufklärung. Mit kri- tischen Fragen und sarkastischen Beispielen kann jeder den Nut- zen der alternativmedizinischen Therapien selbst hinterfragen. Doch lassen Sie mich eines vor- weg sagen: Wir lassen uns alle gerne verzaubern, doch jede gute Illusion hat ihren Preis. Dr. Oliver Grunau, Olpe PS: Möglicherweise ist es für die zm-Leser interessant, die Ansich- ten über das kontroverse Thema aus der Perspektive eines Zahn- arztes zu lesen. Ich habe dazu ein kleines Büchlein für Patienten ge- schrieben: „Der wahrscheinlich teuerste Zucker der Welt. Was Sie über Homöopathie und Alterna- tivmedizin wissen sollten“. Das Buch kann über Amazon als Taschenbuch und als eBook bezogen werden. Zu den Beiträgen „Heilpraktiker: Befähigen oder abschaffen?“, „Entweder Heiler oder Zahnarzt“ und „Heilpraktiker weisen Kritik zurück“ , zm 17/2017, S. 26–27 und S. 85 10 Leserforum

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