Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2587) lagen dem Präsidenten der Bundeszahn- ärztekammer besonders am Herzen. „Die BZÄK ist auf allen Kanälen aktiv, um die ZApprO doch noch möglich zu machen.“ Wenn die ZApprO keine Zustimmung in der Länderkammer erhalte, gehe die zahn- medizinischen Ausbildungsbelange in den Masterplan Medizin 2020 ein – und unter. MVZ? Diese gerieten immer stärker ins Visier internationaler Kapitalgeber. „Es kann nicht angehen, dass Kaffee- und Schokoladen- firmen die Geldgeber für unseren Berufs- stand sind.“ Denn unter dem Primat einer optimalen Rendite auf das eingesetzte Kapital kann das Zahnarzt-Patienten-Ver- hältnis nur eines – nämlich leiden. Allerdings sind Themen wie Effi- zienzsteigerung, Kostenminimie- rung und Ein- schränkung nicht investorenspezifisch, sondern tauchen – sehr zum Leidwesen der BZÄK – auch immer stärker im G-BA auf.“ Engel forderte nach- drücklich von der Politik, dass sie die Trennung von Rechts- und Fachaufsicht im Sinne von Freiberuflichkeit und Eigen- verantwortlichkeit achte. „Sonst droht uns letztendlich die Entmündigung unserer Selbstverantwortung und ärztlichen Kom- petenz.“ Doch drohe die Entmündigung noch aus einer ganz anderen Ecke: Die EU-Kommission will nach wie vor mit dem Dienstleistungspaket für Wirtschafts- wachstum und Arbeitsplätze sorgen. Berufs- zugangs- und -ausübungsregeln werden dabei als Wachstumsbremsen und über- flüssige Markteingriffe eingestuft. Ob der Ruf an die deutsche Politik, wenigstens eine Bereichsausnahme für die Heilberufe zu schaffen, erhört wird? Politiker – angewiesen auf ein schönes Lächeln Sicher gibt es noch Chancen, denn: „Kaum einer ist auf ein schönes Lächeln mehr ange- wiesen als wir Politiker!“ Mit dieser Feststellung verband die baye- rische Gesundheits- ministerin Melanie Huml in ihrer Rede auch den Dank an die zahnmedizinische Profession für die hoch- wertige Ausbildung nach inter- nationalen Standards. Und das, so fügte sie hinzu, trotz der alten Approbations- ordnung. Im Hinblick auf die leidige Finanzierungsfrage für die mit der neuen ZApprO entstehenden Mehrkosten wurde die Ministerin sehr deutlich: „Ich finde es unredlich, die Zahnmedizin gegen die Humanmedizin auszuspielen. Und ich sage es bewusst als Ärztin.“ Ri Zum Festvortrag betrat John Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Berlin und langjähriger Spitzendiplomat, die Bühne, um „die atlantische Welt in einer Zeit des dramatischen Wandels“ zu erläutern. Was ist eigentlich los? Der Wandel sei das Hauptmerkmal unserer Zeit, alles werde infrage gestellt. Es gehe uns gut, doch wir fühlten uns schlecht. Weil wir glauben würden, dass alles den Bach runter- geht. Liegt es daran, dass die herkömmlichen Messlatten für Politik nicht mehr gelten? Man müsse, so Kornblum, Mit- leid mit den Politikern haben, die auch nicht mehr wüssten, wo oben und unten ist. Liegt es an der post- rationalen Zeit? Emotionen hätten Fakten ersetzt und die sozialen Medien ein neues Publikum für die Politik kreiert, so Kornblum. Der neue Populismus sei Symptom und nicht Ursache. Und eben nicht auf Deutschland beschränkt. Dazu müsse man auch nicht Trump als Beispiel anführen, schon der Blick nach Frankreich, Großbritannien und Polen reiche. Apropos Trump: Dieser habe die Republikanische Partei im Vorwahlkampf „gehighjacked“. Den derzeitigen amerikanischen Präsi- denten zeichne zudem ein besonderes Gespür für die verlorenen 30 bis 35 Prozent der amerikanischen Ge- sellschaft aus. Es gebe jetzt, so Kornblum, revolutionäre Prozesse. Leider sagte der Ex-Botschafter nicht, welche das sind und warum es dazu kommt. Und: Deutschland sei Teil einer viel größeren Entwicklung und stehe vor dem „Ende eines Traums“. Dank des besonderen Timbres seiner Stimme, deren knarzender, rauer Klang dieses „Alles-wird-gut-Gefühl“ bei den Zuhörern auslöst, brauchte es wohl auch keine Lösungen für all die von ihm angedeuteten politischen und gesell- schaftlichen Probleme. Alles wird gut! F ESTVORTRAG J OHN K ORNBLUM Der bayerische Zahnärztetag wurde gemeinsam mit der DGPro und dem BDIZ EDI ausgestaltet. Prof. Dr. Meike Stiesch, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahn- medizin und Biomaterialien, wies darauf hin, dass in Deutschland heute etwa 1,3 Million Implantate pro Jahr inseriert wer- den, wobei gerade bei alten Menschen die Inanspruchnahme von Implantaten zur Versorgung mit festsitzenden Konstrukten steigt. Aber: „Wir sehen uns nicht als Implantologen, sondern als im- plantologisch tätige Zahnärz- te“ sagte Dr. Ste- fan Liepe, Geschäfts- führer des Bundesverban- des der implantologisch tätigen Zahnärz- te in Europa. Möglicher Zahnerhalt stehe immer vor Ersatz. „Jeder Zahnarzt sollte die Möglichkeit haben, in seiner Praxis im- plantologisch tätig zu sein.“ DGPro und BDIZ EDI D IE M ITVERANSTALTER 25
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