Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2636) Fall 1: Anfang Februar 2016 stellte sich notfall- mäßig ein 75-jähriger Patient mit einer rezi- divierenden intraoralen Blutung in unserer Ambulanz vor. Anamnese: Klinisch zeigte sich im Bereich der rechten Wangenschleimhaut eine diffu- se Blutung aus einer exophytisch imponie- renden tumorösen Veränderung mit Kon- takt zur Okklusionsebene (Abbildung 1), des Weiteren war ein sanierungsbedürftiges Restgebiss ersichtlich. Anamnestisch berich- tete der Patient über eine durchgeführte Nephrektomie rechts aufgrund eines klar- zelligen Nierenzellkarzinoms (renal cell can- cer; RCC) im Jahr 2004 (T2, N0, M0, R0, G2). Acht Jahre später wurde im Rahmen der Nachsorge eine pulmonale Metastasie- rung diagnostiziert. Die anschließende palliative Tyrosinkinase- inhibitor(TKI)-Therapie führte zu einer par- tiellen pulmonalen Remission. 2015 kam es zu einer ossären Metastasierung. Als weitere Vorerkrankungen sind zum Vorstellungszeit- punkt eine chronische Niereninsuffizienz, ei- ne hochgradige Herzinsuffizienz nach einem Herzinfarkt sowie eine Hypothyreose zu anamnestizieren. Der Patient hatte die in- traorale Raumforderung mit größenprogre- dientem Verlauf bereits vor drei Wochen be- merkt. Therapie: Durch uns erfolgte die elektro- koagulatorische Blutstillung mit anschließen- der stationärer Aufnahme zur Überwachung und zum Staging. Im angefertigten CT zeigte sich die kontrastmittelaufnehmende, diffus abgrenzbare rundliche Struktur im Bereich der Wange rechts ohne Infiltration des Alveolarfortsatzes (Abbildung 2). Aufgrund des raschen Tumorwachstums und der ungünstigen Lokalisation auf Höhe der Okklusionsebene führten wir eine radi- kale Tumorresektion (Abbildung 3) im Sinne eines ausgedehnten Tumordebulkings mit gleichzeitiger Zahnsanierung durch. Histologisch ergab sich ein nicht in sano reseziertes, mäßig differenziertes, solides, nicht-kleinzelliges Karzinom vom klarzelligen Typ (Abbildung 4), das als Metastase des anamnestisch bekannten RCC anzusehen ist (TNM-Klassifikation (7. Auflage): pM1(SKI), R1). Die postoperative Wundheilung verlief sta- diengerecht, so dass wir den Patienten am dritten postoperativen Tag in die ambulante onkologische Weiterbehandlung entlassen konnten. MKG-Chirurgie Nierenzellkrebsmetastasen in der Mundhöhle Felix Paulßen von Beck, Marcus Horstmann, Claus Dieter Gerharz, Thomas Mücke Anhand zweier Fälle soll verdeutlicht werden, dass die Mundhöhle zwar eine seltene, aber dennoch potenzielle Lokalisation für Metastasen sein kann. Die beschriebenen Patienten leiden an klarzelligen Nierenzellkarzinomen, die sowohl primär als auch sekundär in die Mundhöhle metastasieren können. Abbildung 1: Fall 1: Ausgangsbefund Alle Fotos: Paulßen von Beck et al. Abbildung 2: Fall 1: Das NNH-CT zeigt die kontrastmittelaufnehmende tumoröse Raumforderung im Bereich der rechten Wange in axialer (a) und coronarer Schichtung (b). a b 74 Zahnmedizin

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