Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2637) Fall 2: Ein 72-jähriger Patient mit einer seit weni- gen Wochen progredienten, schmerzhaften tumorösen Schleimhautveränderung im Be- reich des dorsalen Unterkiefers rechts stellte sich Anfang April 2016 in unserer Ambulanz vor. Anamnese: Anamnestisch berichtete der Patient, dass diese Raumforderung vor etwa sechs Wochen spontan entstanden, seitdem größenprogredient und mit zunehmendem Foetor ex ore einhergegangen sei. Bis auf eine arterielle Hypertonie und Herz- rhythmusstörungen ergaben sich keine weiteren Vorerkrankungen. Intraoral zeigte sich eine höchst malignomverdächtige Schleimhautwucherung regio 46 bis 048 (Abbildung 5) mit beginnender Vincent- Symptomatik rechts. Das Tumorstaging (Hals-, Thorax- und Ab- domen-CT mit Kontrastmittel, Probebiopsie, Oesophagogastroduodenoskopie sowie HNO- ärztliche Spiegeluntersuchung) zeigte radio- logisch eine weichteildichte, osteolytische Raumforderung mit zentralen nekrotischen Anteilen im Bereich des aufsteigenden Unterkieferasts rechts mit einem Größen- ausmaß von etwa 1,8 cm x 1,2 cm und Destruktion der lingualen Kortikalis sowie eine 3,8 cm x 3,6 cm große, deutlich in- homogene, malignomverdächtige Raum- forderung im Bereich des rechten oberen Nierenpols. Die Biopsie ergab histologisch einen malignen Prozess mit partieller klarzelliger Differenzie- rung, so dass von einer Metastase eines RCC ausgegangen werden musste. Die konsiliarische Vorstellung des Patienten zur weiteren Befundabklärung und Therapie in der Klinik für Urologie erfolgte in domo, wo die Tumornephrektomie rechts durch- geführt wurde. Histologisch ergab sich ein gering differenziertes, klarzelliges RCC mit bereits vorliegenden venösen Tumorzell- zapfen (pT3a, L0, V1, G3, R0, cN0, M1). Im Rahmen der weiteren Diagnostik erfolgte eine Skelettszintigrafie (Abbildung 7), wobei eine frakturgefährdete Metastase im rech- ten proximalen Femurschaft diagnostiziert wurde. Therapie: Am elften postoperativen Tag nach der Tumornephrektomie wurde die Stabilisierung des proximalen Femurschafts mittels Osteosynthese in Form eines PFNA- Nagels (Proximaler Femurnagel Antirotation) in der Klinik für Orthopädie und Unfall- chirurgie durchgeführt. Am vierten postoperativen Tag übernahmen wir erneut den Patienten von den Unfall- chirurgen zur weiteren Therapie des oralen Befunds. Nach ausführlicher Besprechung der Therapieoptionen und -möglichkeiten wurde die orale radikale Tumorresektion unter Ein- bezug des Unterkiefers mit einer Kontinuitäts- resektion im Bereich des dorsalen Unter- kiefers rechts durchgeführt (Abbildung 8). Abbildung 3: Fall 1: exzidierte Nierenzellkarzinommetastase Abbildung 4: Fall 1: histomorphologischer Aspekt der Nierenzell- karzinommetastase mit soliden, klarzelligen Karzinomverbänden (*), infiltrierend gegen ortsständige, quergestreifte Wangenmuskulatur (schwarzer Pfeil) wachsend (HE-Färbung) Foto: Gerharz Abbildung 5: Fall 2: Ausgangsbefund (a) und intraoperativer Befund (b) a b 75
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