Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2638) Zur Stabilisierung des Unterkiefers wurde eine Rekonstruktionsplatte (Synthes) einge- bracht (Abbildung 9). Nach zusätzlichem selektiven Lymphknotenpicking rechts konnte der entstandene intraorale Defekt mit einem mikrovaskulär reanastomosierten Radialistransplantat gedeckt werden. Bei sanatio per primam intentionem entließen wir den Patienten am 18. postoperativen Tag mit der urologischen Empfehlung für eine palliative Systemtherapie mit einem TKI und Radiatio der Femurmetastasenregion. Abbildung 11 dokumentiert die intraorale Situation zwei Monate postoperativ. Diskussion Etwa drei Prozent aller adulten Malignome sind Nierentumore, bei denen in 85 Prozent der Fälle ein RCC vorliegt. Die klassische klinische Symptomtrias des RCC beinhaltet eine plötzlich auftretende, nicht schmerz- hafte Hämaturie mit Flankenschmerzen und eine palpable, tumoröse Schwellung im Nierenbereich [Eble et al., 2004; Suh et al., 2009; Balaban et al., 2016]. RCC werden entsprechend der aktuellen WHO-Klassifikation aus dem Jahr 2016 anhand ihres Ausgangsgewebes und ihrer histologischen Erscheinung weitestgehend in klarzellige (70 Prozent), papilläre (10 bis 15 Prozent) und chromophobzellige RCC (5 Prozent) sowie in Sammelrohrkarzinome (Ductus-Bellini-Karzinom; 1 Prozent) einge- teilt [Eble et al., 2004; Humphrey et al., 2016; Low et al., 2016]. Im Jahr 2008 lag die Inzidenz, hierzulande an einem RCC zu erkranken, bei 22 Fällen pro 100.000 Männern und bei 10 Fällen pro 100.000 Frauen [Ljungberg et al., 2011]. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen der fünften und der sechsten Lebensdekade [Suh et al., 2009; Balaban et al., 2016]. Zu den Risikofaktoren zählen neben einem fortgeschrittenen Lebensalter ein bestehender Nikotinabusus, Adipositas, eine chronische Nierenerkrankung, eine arterielle Hypertonie, der Kontakt mit chemischen Substanzen wie Benzol, Asbest, Cadmium, Vinylchlorid oder Pflanzenschutzmitteln. Aber auch ge- netisch bedingte Syndrome wie der von- Hippel-Lindau oder der Birt-Hogg-Dubé gelten als Risikofaktor [Eble et al., 2004; Low et al., 2016]. Bezogen auf das Wachstumsverhalten, den Metastasierungszeitpunkt sowie das Metas- tasierungsgebiet lässt sich der klinische Verlauf von RCC schwer vorhersagen [Schantz et al., 1976]. So finden sich neben Berichten über Spontanremissionen eines RCC ebenfalls solche über Metastasenbil- dungen nach langjährig angenommener Abbildung 6: Fall 2: Das Hals-CT zeigt die kontrastmittelaufnehmende tumoröse Raumforderung mit ossärer Destruktion im Bereich des distalen Unterkiefers in axialer (a) und sagittaler Schich- tung (c) sowie die native Situation in coronarer Schichtung (b). Abbildung 7: Fall 2: Befund der Skelettszintigrafie vor (a) und nach Radionuklid-Gabe (b) Abbildung 8: Fall 2: der kontinuitätsresezierte Unterkiefer mit der exzidierten Metastase c a a b b 76 Zahnmedizin
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