Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2640) zytoreduktive Nephrektomie vor einer systemischen Therapie propagiert. Metastasen im Kopf- und Halsbereich sollten aufgrund der Einschränkungen der Lebens- qualität und den mit ihnen verbundenen Morbiditäten bevorzugt chirurgisch thera- piert werden [Ozkiris et al., 2011]. Dies zeigte sich postoperativ auch bei unseren beiden Patienten. Im Fall inoperabler RCC sind diese palliativ mit einer medikamentösen Tumortherapie mit TKI und eventueller Strahlentherapie zu behandeln, wobei sie sich zumeist jedoch als äußerst chemo- und strahlentherapie- resistent erweisen [Motzer et al., 1997]. Die Überlebensrate bei RCC ist sowohl typ- als auch stadienabhängig und liegt bei klarzelligen RCC bei 44 bis 69 Prozent, bei papillären RCC bei 82 bis 92 Prozent sowie bei chromophobzelligen RCC bei 78 bis 92 Prozent nach jeweils fünf Jahren [Low et al., 2016]. So versterben nach dem Auftreten von Metastasen im Kopf- und Halsbereich trotz palliativer medikamentöser Therapie ein Großteil der Patienten bereits innerhalb des ersten Jahres [Ahmadnia et al., 2013]. Die chirurgische Therapie ist daher weniger onkologisch kurativ, sondern eher als sup- portive Maßnahme zu betrachten. Darüber hinaus sind die Metastasen des RCC meist gut vaskularisiert, so dass diese unter stationären Bedingungen und unter strenger Blutstillung zu resezieren sind. Das rasche Wachstum kann die Patienten zum einen psychisch stark belasten und zu uner- wartet starken Blutungen führen. Felix Paulßen von Beck PD Dr. Dr. Thomas Mücke Klinik für MKG-Chirurgie, plastische und ästhetische Operationen Malteser Krankenhaus St. Josefshospital Kurfürstenstr. 69, 47829 Krefeld-Uerdingen Felix.Paulssen@malteser.org PD Dr. med. Marcus Horstmann Klinik für Urologie und Kinderurologie, Malteser Krankenhaus St. Josefshospital Kurfürstenstr. 69, 47829 Krefeld-Uerdingen Prof. Dr. med. Claus Dieter Gerharz Institut für Pathologie Evangelisches Krankenhaus BETHESDA zu Duisburg GmbH Heerstr. 219, 47053 Duisburg Die Symptomtrias des RCC beinhaltet eine plötzlich auftretende, schmerzlose Hämaturie, Flankenschmerzen sowie eine palpable tumoröse Schwellung im Nierenbereich. Die Inzidenz liegt hierzulande zwischen 10 und 22 Fällen pro 100.000 Personen, wobei Männer nahezu doppelt so häufig betroffen sind. Im Anfangsstadium bleibt das RCC lange symptomlos, weshalb es zumeist erst im fortgeschrittenen oder – wie in 30 bis 40 Prozent der Erstdiagnosen – imme- tastasierten Stadium diagnostiziert wird. Die Primärmetastasierung erfolgt in die Lunge, das Skelett, die Leber und das Hirn. In seltenen Fällen beziehungsweise im fortgeschrittenen Stadium können Metastasen auch im Bereich der Mund- höhle auftreten. Im Fall einer histologisch klarzelligen metastatischen Läsion im Kopf- und Hals- bereich sollte immer an ein RCC gedacht werden. Metastasen im Kopf- und Halsbereich sollten bevorzugt chirurgisch therapiert werden, hierbei ist jedoch die Blutungs- neigung zu beachten. Die Lebenserwartung liegt im fort- geschrittenen beziehungsweise metas- tasierten Stadium aufgrund des äußerst schlechten Ansprechens von RCC auf eine palliative medikamentöse Tumortherapie mit TKI und Strahlentherapie trotz starker Fortschritte in den vergangenen Jahren bisweilen nur im Bereich von Monaten bis wenigen Jahren. Fazit für die Praxis Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 11: Fall 2: intraorale Situation zwei Monate post- operativ Foto: Paulßen von Beck et al. Abbildung 10: Fall 2: histomorphologischer Aspekt der Metastase eines soliden, klar- zelligen Nierenzellkar- zinoms (eosinophile Variante) in der Man- dibula (HE-Färbung) Foto: Gerharz 78 Zahnmedizin

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