Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2652) Ein einjähriges Mädchen erschien mit seinen besorgten Eltern in der allgemeinen Sprech- stunde der MKG-Chirurgie Rostock. Die Mutter berichtete von einer tastbaren, aber bei Inspektion nicht sichtbaren Raumforde- rung im Bereich der Glabella. In den vergan- genen Monaten sei es zu einer dezenten Progredienz gekommen, weshalb eine Ab- klärung und eine chirurgische Entfernung gewünscht wurden. Klinisch zeigte sich eine circa 0,5 cm x 0,6 cm große, nicht verschiebliche und nicht druckdolente Raumforderung im Bereich der medianen Glabella. Sonografisch konnte ein mit einer Kapsel umgebener, nicht infiltrierend wachsender, inhomogener Tumor mit dorsalem Schall- schatten nachgewiesen werden (Abbildung 1). Gemeinsam mit den Eltern wurde entschieden, eine MRT-Untersuchung in Intubationsnarkose durchzuführen und anschließend – bei Bedarf in derselben Narkose – die anscheinend benigne Raum- forderung zu entfernen. Im MRT bestätigte sich das Vorliegen einer umschrieben-bekapselten, rundlichen For- mation median an der Glabella. Der Tumor war inhomogen hypointens in der T1- und hyperintens in der T2-Wichtung (Abbil- dungen 2 und 3). Des Weiteren stellte sich eine leicht imprimierte Tabula externa der angrenzenden Kalotte ohne Nachweis einer intrakraniellen Ausdehnung dar (Abbildung 4). Somit erhärtete sich der Verdacht auf Vorliegen einer Epidermoid- beziehungs- weise einer Dermoidzyste und nach Rück- sprache mit den Eltern erfolgte die chirur- gische Entfernung. Hierbei wurde über einen minimalen, hori- zontal über der Glabella gelegten Schnitt die Freilegung und In-toto-Entfernung einer gelblich-kugeligen Formation durchgeführt (Abbildungen 5 und 6). Die histopathologische Aufbereitung er- brachte den Nachweis einer Epidermoid- zyste ohne floride Entzündungszeichen. Nach einer kurzen Überwachungsphase wurde die kleine Patientin in die post- operative ambulante Nachsorge entlassen. Die weitere Wundheilung war komplika- tionslos (Abbildung 7). Diskussion Zysten der Weichteile werden im Allgemei- nen an ihrem klinischen Aussehen, an ihrer Lokalisation und an ihren Symptomen er- kannt. Ihr Ursprung kann traumatisch oder entwicklungsbedingt sein. Sie erscheinen normalerweise als schmerzlose Schwellung mit Ausdehnung in die angrenzenden Weichteile. Die Konsistenz der Läsion wird zuerst durch Palpation untersucht, während für weitere Informationen – wie im vorlie- genden Fall – ein Ultraschall sinnvoll ist. Abschließend kann ein CT oder MRI einen detaillierteren Blick auf die Läsionsränder erlauben. Bei der Epidermoidzyste (Synonyme: „echtes“ Atherom, epidermale Zyste) handelt es Besonderer Fall mit CME Kindliche Epidermoidzyste an der Glabella Peer W. Kämmerer, Bassam Saka Die besorgten Eltern eines einjährigen Mädchens wendeten sich an die Uniklinik, da ihnen eine progredient wachsende Raumforderung der Glabella aufgefallen war. Nach einer MRT-Untersuchung wurde der Befund, der sich als harmlose Epidermoidzyste herausstellte, entfernt. Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Alle Fotos: P. Kämmerer 90 Zahnmedizin
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