Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 107, Nr. 22, 16.11.2017, (2656) Zahnärztin Ulrike Uhlmann (Poliklinik für Zahnerhaltung, Johannes Gutenberg Univer- sität Mainz), Sarah Hiltner M. A. vom Dieter Scheffner Fachzentrum für Ausbildungs- forschung an der Charité Berlin und PD Dr. Dr. Christiane Gleissner (Poliklinik für Zahn- erhaltung, Johannes Gutenberg Universität Mainz) beteiligten sich mit einem gemein- samen Projekt an der Posterausstellung „... biologische und/oder soziokulturelle Unter- schiede zwischen den Geschlechtern mit Relevanz zur Prävention, Diagnostik und/ oder medizinischen Versorgung in Klinik oder Praxis“. Das vorgestellte Poster fand große Resonanz unter den Teilnehmern und wurde mit dem einzigen Posterpreis – dotiert mit 500 Euro – ausgezeichnet. Das preisgekrönte Projekt ist die Fortführung einer Untersuchung, die bereits vor zwei Jahren mit dem Posterpreis der „International Society of Gender Medicine“ ausgezeichnet worden war. Uhlmann hatte damals ein Bewertungssystem vorgestellt, das mit einer Zahl erfasst, inwieweit eine Publikation das Geschlecht als Forschungskategorie berück- sichtigt, und damit großes Interesse bei Wissenschaftlern und Praktikern geweckt. In dem aktuellen Projekt testete sie den Index zunächst an 310 zahnmedizinischen Ver- öffentlichungen (Bereich nicht-kariöse Zahn- halsdefekte). Nur ein Drittel der Arbeiten enthielt Gender-Aspekte Hiltner evaluierte 100 internistische Publika- tionen aus den Bereichen Kardiologie und Endokrinologie. Es zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Disziplinen und ein großer Nachholbedarf für die Zahn- medizin: Nur 31 Prozent der zahnärztlichen Forschungsarbeiten enthielten wenigstens Grundinformationen über geschlechts- spezifische Aspekte. Auffällig waren außer- dem erhebliche Mängel im Forschungs- design und bei der Datenanalyse. Dagegen erreichten über 77 Prozent der Veröffent- lichungen aus der Gendermedizin-Daten- bank das Level „hoch geschlechtersensibel“. Mit der Einschränkung, dass die Begriffe „sex“ und „gender“ in beiden Disziplinen unsystematisch verwendet wurden: Rein biologische Aspekte (sex) wurden häufiger mit „gender“ (soziales Geschlecht) bezeich- net. Auch dies wurde durch die Anwendung des GSSPI offenkundig. „Die geschlechtsspezifische Medizin hat ungefähr zwei Jahrzehnte Vorsprung, das schlägt sich in der Publikationspraxis nieder“, bilanzierte PD Dr. Dr. Christiane Gleissner, Präsidentin von Gender Dentistry Internatio- nal e. V. (GDI) und Betreuerin des Forschungs- projekts. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir sehr schnell die existierenden Lücken schließen können. Mit dem Bewertungs- system verfügen wir über ein Instrument, das uns bei der Aufarbeitung der Literatur gute Dienste leisten und gleichzeitig als Feedbacksystem für Autoren und Autorinnen eingesetzt werden kann.“ Gleissner: „Wir brauchen mehr Gendersensibilität in der Forschung, in allen Fächern. Ein validierter Index, wie wir ihn hier vorgestellt und getestet haben, ist die Grundlage dafür, dass die Praxen zuverlässige Daten erhalten, in welchen Bereichen sie geschlechter- spezifische Faktoren berücksichtigen müssen und wo vermutlich nicht.“ sf/pm Ulrike Uhlmann: „Gender Sensitivity in Scientific Publications Index (GSSPI) – Ein neues Bewertungssystem zur Bestimmung der Geschlechtersensibilität von wissenschaft- lichen Publikationen“ Zahnärztin erhält Posterpreis auf dem Deutschen Ärztinnenkongress Wie geschlechtersensibel sind wissenschaftliche Arbeiten? Unter dem Motto „Wir mischen uns ein“ tagte vom 5. bis zum 7. Oktober 2017 in Berlin der 35. Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB). Der einzige Posterpreis wurde dabei an eine Zahnärztin verliehen – für ein neues System zur Bestimmung der Geschlechtersensibilität von wissenschaftlichen Publikationen. Zahnärztin Ulrike Uhlmann (Mitte) wurde für die Vorstellung ihres Forschungsprojekts mit dem Posterpreis ausgezeichnet. Mit im Bild: DÄB-Präsidentin Dr. Christiane Groß (l.) und Kongress- leiterin Prof. Dr. Gabriele Kaczmarczyk. Das Poster finden Sie auf www.zm-online.de . Quelle: Uhlmann DÄB 94 Zahnmedizin
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