Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23

zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2710) All American Smile – Wir sind froh, hier praktizieren zu können Zum Beitrag: „All American Smile“, zm 19/2017, S. 40–46. Zahnarzt im Bundestag – Auf die Wortwahl achten Zum Beitrag: „Zahnarzt Dr. Wieland Schinnenburg wird Mitglied im Deutschen Bundestag: ‚Man braucht Mut. Und den hab ich.‘“, zm 21/2017, S. 20–22. Landzahnärzte – Eine gesicherte Versorgung sehe ich nicht Zum Beitrag: „Ärztedichte im internationalen Vergleich: Landärzte fehlen in jedem Land“, zm 21/2017, S. 90–91. Mit Erstaunen – wenn ich ehrlich bin sogar mit einem gewissen Entsetzen – habe ich ihren Artikel über die regionale Situation der zahnärztlichen Versorgung in den zm gelesen. Denn dieser Artikel sendet an unsere Politik ein verheerendes Signal. Er sug- geriert allen, die zahnärztliche Versorgung auf dem Land sei mittelfristig gesichert. Leider sieht die tatsächliche Situation völlig anders aus. Ich selbst lebe in Mansfeld-Südharz in einer struk- turell benachteiligten Region. Seit Jahren suche ich für meine Zahnarztpraxis in Kelbra hände- ringend einen Nachfolger. Ich weiß gar nicht, bei wie vielen Praxisbörsen ich gelistet und an- gemeldet bin. Die jungen Kolle- gen, sofern sie sich überhaupt noch niederlassen wollen, möch- ten nicht aufs Land und schon gar nicht in strukturell schwache Regionen. Wenn hier keine An- reize geschaffen werden, können wir die zahnärztliche Versorgung auf dem Lande langfristig ver- gessen. In unserem Ort hat be- reits die zweite Praxis ohne Nachfolger geschlossen. Jetzt hat es den Nachbarort getroffen. In zwei bis drei Jahren wird es in unserem Ort und dann auch in der Region keinen Zahnarzt mehr geben. Das Argument, die Patienten können dann ja in die Kreisstadt gehen, zieht auch nicht. Auch hier werden ca. 50 % der Praxen in den nächsten 5–10 Jahren schließen, weil der über- wiegende Anteil der Kollegen mindestens 50 bzw. 60 Jahre alt ist. Die konkreten Zahlen für die Kreisstelle Sangerhaussen sehen folgendermaßen aus: 46 aktive Kollegen, davon sind 21 bereits über 60 Jahre alt, weitere 7 über 55 und 7 Kollegen über 50. Das sind 76 % aller Kollegen, die in absehbarer Zeit Ihre Praxen schließen werden. Werden solche Standorte „abgewickelt“, ist es um so schwerer, wieder einen Kollegen neu anzusiedeln. Unsere Praxen wären für ca. 50.000 bis 100.000 Euro zu bekommen. Eine Neugründung kostet ein vielfaches. Ganz zu schweigen, von den gut ausgebildeten Fachkräften (ZMFs), die dann ebenfalls abgewandert sind. Es ist ja nicht so, dass man in diesen Praxen kein Geld verdienen kann, ganz im Gegenteil. Da der nächste Kollege nicht eine Straße weiter sitzt, sind der Umsatz und die berühmte Scheinzahl deutlich höher als in den meisten städ- tischen Praxen. In unserer Kreis- stellenversammlung haben wir dieses Thema im letzten Monat diskutiert. Eine Ursache dürfte im Numerus Clausus liegen. Dieser ermöglicht den fleißigen, streb- samen Mädchen mit Durch- schnitt 1,0 einen Studienplatz für Zahnmedizin. Ich möchte diesen Frauen nicht zu nahe treten, aber viele haben oft nicht den Mut für eine Praxisübernahme und selbstständige Führung einer Zahnarztpraxis auf dem Lande. Kompliment! Ein wirklich guter Artikel. Wir möchten in den USA weder studiert haben noch prak- tizieren (aus den geschilderten Gründen) – und wir sind froh, dass wir hier in Deutschland eine Prophylaxe-orientierte Praxis – ganz ohne Zahnersatz – führen können, ohne uns zu verbiegen. Wir werden davon zwar nicht reich (das ist auch nicht unbe- dingt das Ziel), aber wir können davon leben und haben auch noch Freiräume (manchmal mehr als die Kollegen). Außerdem macht es Freude, wirklich „Arzt zu sein“ und das absolut mehrheitliche Patienteninteresse (langfristiger Zahnerhalt) um- setzen zu können. PS: Zeit für Hobbys bleibt gelegentlich auch noch ... ;-). Dr. Regine und Dr. Wolfgang Carl, St. Ingbert Per QR-Code gelangen Sie zu allen Leser- briefen auf zm-online. Das sagen Ihre Kollegen LESERBRIEFE AUF ZM - ONLINE Oder wollen dies vielleicht auch aufgrund der Familienplanung nicht. Hier ist auch nicht der nächste Chirurg, der mal schnell den vereiterten Zahn therapiert, zur Stelle. Hier ist der Allrounder gefragt, der fit in der Chirurgie ist und die Kinder genauso be- handelt wie die Totalprothese der Rentnerin. Ich möchte mit meinem Beitrag die Politiker und unsere Standesvertreter für die Probleme, die auf unsere Menschen in den struktur- schwachen Regionen unseres Landes zukommen werden, sen- sibilisieren. Es ist 5 vor 12 – viel- leicht auch schon 5 nach 12! Dr. Wolf Treppschuh, Kelbra Foto: zm-mg Dem Volksvertreter und Kollegen Dr. Schinnenburg hätte es gut angestanden, sich einer ange- messeneren Ausdrucksweise zu bedienen. Mein Vorschlag wäre gewesen: „Kariöse Zähne behan- deln“ anstatt „kaputte Zähne reparieren“. Wir sind ja keine Zahnklempner. Dr. Ingo Steinbach, Bonn 12 Leserforum

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