Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23

zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2748) schaft (DDG) eine Leitlinie „Diabetes und Parodontitis“ vorbereitet [http://www.awmf . org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/083–015. html, Registriernummer: 083–015], um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hausärzten/Internisten beziehungsweise Diabetologen und den parodontologisch tätigen Zahnärzten beziehungsweise Paro- dontologen bei der Betreuung von Patien- ten mit Diabetes und/oder Parodontitis zu verbessern. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf der Früherkennung von Risikopatienten durch Screeningmaßnahmen liegen. Parodontitis und kardio- vaskuläre Erkrankungen Kardiovaskuläre Erkrankungen: Es existiert eine Reihe unterschiedlicher Formen kardio- vaskulärer Erkrankungen. Am bekanntesten ist die Atherosklerose, die im Verlauf der Erkrankung zu Gefäßlumenverengungen durch die verdickten Gefäßwände sowie zur Abnahme der Gefäßelastizität und in der Folge zu thrombembolischen Ereig- nissen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führt. Der Zusammenhang zwischen kardio- vaskulären Erkrankungen und Parodontitis konnte in epidemiologischen Studien, in In-vitro- und in In-vivo-Untersuchungen ge- zeigt werden [Tonetti et al., 2013]. Darüber hinaus gibt es deutliche Hinweise, dass beide Erkrankungen gemeinsame genetische Risikofaktoren aufzeigen [Schaefer et al., 2015; Bochenek et al., 2013; Schaefer et al., 2009]. Einfluss der Parodontitis auf Atherosklerose: Die im Zuge der Parodontitistherapie auf- tretende Bakteriämie [Castillo et al., 2011; Zhang et al., 2013] steht seit Längerem im Verdacht, die Ätiopathogenese der Athero- sklerose negativ zu beeinflussen. Eine Reihe von Studien stellte, unabhängig von anderen Co-Faktoren, eine Assoziation zwischen Pa- rodontitis und kardiovaskulären Erkrankun- gen fest [Mustapha et al., 2007; Janket et al., 2003; Friedewald et al., 2009; Humphrey et al., 2008; Bahekar et al., 2007; Han and Wang, 2013]. Ebenfalls wurden Zusammen- hänge zwischen Parodontitis und koronarer Herzkrankheit sowie Schlaganfall als Folge- erkrankungen von Gefäßveränderungen be- schrieben (Abbildung 3) [Grau et al., 2004; Jimenez et al., 2009; Dietrich et al., 2008; Jepsen et al., 2015; Kebschull and Jepsen, 2011]. In diesem Kontext wurde die Rolle paro- dontal-pathogener Bakterien näher unter- sucht. Ergebnis: Es besteht eine Assoziation zwischen spezifischen parodontalen Bakte- rien (wie Porphyromonas gingivalis, Aggre- gatibacter actinomycetemcomitans, Tanne- rella forsythia) und den klinischen Folgen kardiovaskulärer Erkrankungen sowie der Gefäßwandstärke [Iwai, 2009; Desvarieux et al., 2005; Nonnenmacher et al., 2007, Spahr et al., 2006; Renvert et al., 2006; Kozarov, 2012]. Hierbei können parodontal- pathogene Bakterien die vaskulären Gewebe auf unterschiedliche Art und Weise beein- flussen. So fördert das Schlüsselbakterium P. gingivalis direkt den Tod der Gefäß- endothelzellen [Bugueno et al., 2016] und inhibiert die proliferative Aktivität [Bartruff et al., 2005]. Auch Fusobacterium nucleatum inhibiert die Proliferation von endothelialen Zellen und behindert Prozesse der Angio- genese [Mendes et al., 2016]. Bakterien des dentalen Biofilms wie P. gingivalis, Eikenella corrodens und Prevotella inter- media können darüber hinaus in Endothel- zellen eindringen und somit intrazelluläre Entzündungsprozesse vermitteln [Dorn et al., 2001; Dorn et al., 1999; Khlgatian et al., Abbildung 3: Schematische Abbildung der pathogenetischen Zusammenhänge zwischen Parodontitis und kardiovaskuläre Erkrankungen Quelle: mit freundlicher Genehmigung: Quintessenz-Verlag, [Yoshie et al., 2013] 50 Fortbildung Parodontologie

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