Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23
zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2751) zur sekundären Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen beitragen kann – allerdings ist hier der Nachweis in Interventionsstudien aus Designgründen sehr schwierig [Kebschull and Jepsen, 2011; Jepsen et al., 2011; Tonetti, 2009: Kebschull et al., 2010]. Parodontitis und Rheuma Bei der Rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine komplexe Autoimmunerkrankung, die durch Infiltration von Immunzellen (Makrophagen und T-Zellen) in die Synovial- membran der Gelenke charakterisiert ist. In der Folge kommt es zur Hyperplasie der Synovialmembran, zur Knorpel-Degradation sowie -erosion und schließlich zu einer er- heblichen Einschränkung der Gelenkfunktion. Die Patienten sind im Alltag und damit in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt [Looper et al., 2012; Christodoulou and Choy, 2006; Firestein, 2003]. Einfluss der Parodontitis auf Rheumatoide Arthritis: In den vergangenen Jahren konnten Erkenntnisse hinsichtlich epidemiologischer und klinischer Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Rheumatoider Arthritis (RA) in zahlreichen Studien bestätigt werden [Leech and Bartold, 2015]. Grundlagenwis- senschaftliche Untersuchungen haben sich mit den molekularen Mechanismen be- schäftigt, um Hinweise darauf zu erhalten, wie es zu einem Einfluss der Parodontitis auf die RA kommen kann. Beide Erkrankungen zeigen zwar starke Ähnlichkeiten hinsichtlich der inflammatorischen Genese, jedoch sind die molekularen Zusammenhänge weniger offensichtlich. Für die RA ist die Bildung von Autoantikörpern charakteristisch und diese können oftmals bereits lange vor der kli- nischen Manifestation der Erkrankungen nachgewiesen werden [Bright et al., 2015]. Die genauen Abläufe im Rahmen der Ätio- pathogenese der RA sind bislang nicht ab- schließend geklärt. Patienten mit RA zeigen Autoantikörper gegen den Fc-Abschnitt von Immunglobulin G, den sogenannten Rheumatoiden Faktor (RF) [Wegner et al., 2010a]. Zur Antikörperbildung tragen biochemische Prozesse wie Carbamylation und Citrullina- tion erheblich bei [Holers, 2013; Demoruelle et al., 2014]. Die Citrullination ist eine enzy- matische Reaktion zur post-translationalen Modifikation, bei der die Aminosäure Arginin zu Citrullin konvertiert wird. Dieser Prozess spielt eine wichtige Rolle in der Ätiopatho- genese der RA und wird durch ein spezifisches Enzym, die Peptidylarginindeiminase (PAD), initiiert [Vossenaar et al., 2003]. Es existieren mindestens fünf unterschiedliche Formen der PAD, die in verschiedenen Geweben unterschiedliche Funktionen übernehmen [Bicker and Thompson, 2013]. Die Citrulli- nation von Proteinen durch PADs hält in Gelenkräumen die Immunreaktion aufrecht und kann zu Cross-Reaktivität führen [Masson-Bessiere et al., 2001]. Einen wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen Parodontitis und RA stellt P. gingivalis dar. Tatsächlich exprimiert P. gin- givalis ebenfalls eine PAD, die zur Immun- toleranz führen und eine latente Anti- körperreaktion gegen citrullinierte Proteine bewirken kann [Rosenstein et al., 2004]. Weiterhin synthetisiert P. gingivalis ein Enzym, die Enolase, das nach Auto-Citrul- linierung zur Antikörperbildung führen kann. Diese cross-reagieren mit Antikörpern gegen die alpha-Enolase von Patienten mit RA [Lundberg et al., 2008]. Die PAD von P. gingivalis kann sowohl bakterielle als auch humane Peptide wie Fibrinogen und alpha-Enolase citrullinieren [Wegner et al., 2010b], ist jedoch evolutionär nicht mit der menschlichen PAD verwandt [McGraw et al., 1999]. Ein weiterer wichtiger Faktor, der zur Anti- körperbildung beiträgt, ist die sogenannte Carbamylation [Klareskog et al., 2014]. Diese Reaktion tritt im Rahmen von Entzündungs- reaktionen während der Freisetzung der Myeloperoxidase (MPO) von neutrophilen Granulozyten (PMNs) auf [Wang et al., 2007]. Die MPO spielt eine wichtige Rolle in der sogenannten NET-Formation von PMNs und beide Level, der MPO und der NETs, führen zur Erhöhung der Carbamylationsrate von Proteinen [Wang et al., 2009; Brinkmann et al., 2004; Parker et al., 2012]. Antikörper gegen carbamylierte Proteine werden in 45 Prozent der Patienten mit RA gefunden [Shi et al., 2011; Willemze et al., 2012]. Bei Pa-
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