Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23
zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2752) Univ.-Prof. Dr. med. dent. Henrik Dommisch 1996 bis 2002 Studium der Zahnmedizin an der Universität Kiel, 2002 Approbation, 2004 Promotion, 2008 Habilitation, Venia legendi an der Universität Bonn. Seit 2002 angestellt als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Poliklinik für Parodon- tologie, Zahnerhaltung und Präventive ZHK in Bonn, 2006 bis 2007 Postdoctoral Fellowship am Department of Oral Biology University of Washington (Seattle), seit 2007 Affiliate Assistant Professor, Department of Oral Health Sciences, University of Washington (Seattle), seit 2013 dort Affiliate Associate Professor, 2010 bis 2014 OA in der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive ZHK in Bonn, seit 2014 Leiter der Abteilung für Parodontologie und Synoptische Zahnmedizin an der Charité. Spezialisierungen: 2010 Spezialist für Parodontologie ® der DGP, 2013 Spezialist für Endodontologie der DG Endo und Zahnärztliche Traumatologie tienten mit Gingivitis und Parodontitis sind lokal PMNs und damit die NET-Formations- rate sowie in diesem Zusammenhang die MPO erhöht [Freire and Van Dyke, 2013; Vitkov et al., 2009, Cooper et al., 2013]. Die erhöhte Konzentration der MPO kann in der Sulkusflüssigkeit entsprechend direkt nachgewiesen werden [Gomes et al., 2009; Leppilahti et al., 2014]. Einfluss der Parodontitistherapie auf die Rheumatoide Arthritis: Die Frage, ob die systematische Therapie der Parodontitis einen Einfluss auf den Verlauf der Rheuma- toiden Arthritis zeigen könnte, ist derzeit Gegenstand der Forschung [Kaur et al., 2014]. Es existieren einige Parameter, an denen die „Aktivität“ der Erkrankung nach- vollzogen werden kann. Diese Parameter werden als sogenannte „Disease Activity Score“ (Ranking der Erkrankungsaktivität) oder auch „DAS28“ bezeichnet [Fransen and van Riel, 2005]. Die Zahl 28 leitet sich von der Untersuchung von 28 Gelenken des menschlichen Körpers ab. Des Weiteren werden Parameter wie die Erythrozyten- sedimentationsrate (ESR), das akute Phase- Protein C-reaktives Protein (CRP), der Rheu- matoide Faktor (RF), der Tumor-Nekrose- Faktor alpha (TNF alpha), Interleukin 1 (IL-1) und IL-6 im Blut gemessen. Eine visuelle Analogskala wird zum Erfassen der generel- len Gesundheit verwendet [Fransen and van Riel, 2005]. Tatsächlich kann die systematische Therapie der Parodontitis zu einer Verbesserung dieser aufgeführten Parameter führen und somit möglicherweise den Verlauf der Erkrankung, vielleicht im Sinne einer Verlangsamung des Prozesses, positiv beeinflussen [Kaur et al., 2014]. Zusammenfassung und Auswirkung auf die Praxis Dieser Artikel zeigt, dass systemische Erkran- kungen durchaus von lokalen Entzündungen beeinflusst werden können (Abbildung 4). Die Parodontitis gehört zu den komplexen Entzündungserkrankungen, die durch mul- tiple ätiologische Faktoren charakterisiert ist. Dazu können auch systemische Erkran- kungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus gehören, die Verlauf, Schweregrad und Progression der Parodontitis beeinflussen können. Umgekehrt kann sich die bakteriell induzierte parodontale Entzündung auf den gesamten Organismus auswirken, indem parodontal-pathogene Bakterien und/oder Entzündungsmediatoren in der Blutbahn andere Organbereiche des Körpers er- reichen und dort pathologische Prozesse mit beeinflussen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Hinweise für einen Einfluss der Parodontitis auf weitere Erkrankungen wie zum Beispiel Krebserkrankungen, Atemwegserkrankun- gen, Nierenerkrankungen und Osteoporose in wissenschaftlichen Untersuchungen ge- funden werden konnten. Diesen Hinweisen wird in aktuellen wissenschaftlichen Studien nachgegangen. Für eine erfolgreich ge- löste Fortbildung erhal- ten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Parodontitis und Allgemeinerkrankungen CME AUF ZM - ONLINE Die dargestellten Untersuchungsergebnisse in Hinblick auf den Einfluss der Parodontitis- therapie auf die Blutzuckereinstellung von Patienten mit Diabetes mellitus, die Gefäß- wandeigenschaften bei Patienten mit kar- diovaskulären Erkrankungsformen bis hin zum positiven Effekt auf Faktoren des DAS28-Scores bei Patienten mit Rheumatoi- der Arthritis zeigen, dass die Behandlung dieser komplexen Entzündungserkrankung medizinisch unbedingt erforderlich ist. Für den zahnmedizinischen Alltag bedeutet dies eine gut koordinierte interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Humanmedizin, die zu einer umfassenden und kontrollierten Betreuung der Patienten mit Parodontitis beiträgt. Univ.-Prof. Dr. med. dent. Henrik Dommisch CharitéCentrum ZMK CC 3 Direktor der Abteilung für Parodontologie und Synoptische Zahnmedizin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin henrik.dommisch@charite.de PD Dr. Moritz Kebschull Oberarzt der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für ZMK Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, MS Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für ZMK Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: privat 54 Fortbildung Parodontologie
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