Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23

zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2754) „Das Hollywood-Lächeln ist nicht unsere Realität – darüber wollen wir hier gar nicht sprechen“, führte Prof. Dr. Sebastian Paris, wissenschaftlicher Direktor des Centrums 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin, als wissenschaftlicher Leiter in das Kongressthema ein. „Vielmehr geht es uns um den lebenslangen Erhalt eines schönes Lächelns in Brandenburg und Umgebung.“ Dafür stünden die bekannten Therapie- optionen zur Verfügung: vom Bleaching über Kompositrestaurationen oder Mikroabrasion bis hin zu Kronen, Veneers oder Implantaten. „Ziel sollte dabei immer sein, möglichst minimalinvasiv vorzugehen“, betonte Paris. „Je invasiver wir sind, desto schneller greift die Restaurationsspirale.“ Im Anschluss stellten die einzelnen Referenten die verschiedenen Therapieoptionen im Detail vor. Wie sich zum Beispiel White Spots als Folge einer KFO-Behandlung mit Brackets behan- deln lassen, zeigte Univ.-Prof. Dr. H. Meyer- Lückel. „In rund 35 Prozent der Fälle treten White Spots auf– bei denen es sich um eine Initialkaries handelt, die nicht kavitiert ist“, erklärte Meyer-Lückel, der Anfang November den Ruf auf den Lehrstuhl für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin der Uni- versität Bern in der Schweiz erhielt. „Diese un- kavitierten weißlichen Schmelzveränderungen lassen sich mithilfe der mikroinvasiven Karies- infiltration gut entfernen.“ Das Verfahren schließe die therapeutische Lücke zwischen nichtinvasiven Verfahren, wie etwa der Fluo- ridierung, und dem invasiven Vorgehen. „Dabei werden Porositäten im Bereich einer Schmelzkaries mit einem niedrigviskosen, lichthärtenden Kunststoff als Infiltrant ver- schlossen“, erläuterte der Referent. Wichtig sei jedoch die richtige Diagnose: „Weißliche Schmelzveränderungen als Ursache eine Fluorose oder MIH lassen sich nicht so gut infiltrieren wie nicht kavitierte Karies. Diese White Spots von Karies abzugrenzen ist daher therapeutisch relevant.“ Verschiedene Methoden der Zahnaufhellung stellte Prof. Dr. Annette Wiegand, seit 2013 Direktorin der Poliklinik für Präventive Zahn- medizin, Parodontologie und Kariologie in Göttingen, vor. Ihr Fazit zum externen Bleichen: „Beide Ansätze – das Homebleaching-Verfahren wie das In-office-Bleaching – funktionieren! Und beim Farbergebnis gibt es keine signi- fikanten Unterschiede.“ Jedoch sei beim In-office-Bleaching das Risiko für Neben- wirkungen, wie zum Beispiel eine Hyper- sensibilität oder eine Gingivairritation, etwas höher. Das sogenannte Powerbleaching, ein externes Bleichen nach der In-office-Methode plus Lichtquelle, ist laut Wiegand dagegen nicht empfehlenswert: „Das Farbergebnis bleibt gleich, aber das Risiko für eine Hyper- sensibilität wird durch die Lichtquelle noch mal erhöht.“ Grundsätzlich gelte beim ex- ternen Bleichen: „Je dunkler die Zahnfarbe ist, desto besser wird das Ergebnis. Und je älter der Patient ist, desto schwieriger wird es.“ Prof. Dr. Gabriel Krastl, seit 2015 Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Paro- dontologie in Würzburg, zeigte, dass sich auch mit direkten Kompositrestaurationen in der Front ästhetisch hervorragende Ergebnisse erzielen lassen. „Kompositres- taurationen sind minimalinvasiv und haben das Potenzial, invasivere Restaurationen möglichst weit hinauszuzögern“, bilanzierte Krastl. Er stellte verschiedene Patientenfälle vor – direkte Kompositrestaurationen in der Front nach Zahntrauma, bei Diastemaschluss und im parodontal geschädigtem Gebiss. Einen Überblick über verschiedene Techniken in der Mukogingivalchirurgie gab Prof. Dr. Henrik Dommisch, seit 2014 Leiter der Ab- teilung für Parodontolgie und Synoptische Zahnmedizin Charité Berlin: von der Deckung einzelner und multipler Rezessionen über plastische Lippenbandoperationen und die Verdickung gingivaler Gewebe bis hin zur Verbreiterung der keratinisierten Gingiva durch Schleimhautimplantate. „Der Erfolg dieser chirurgischen Eingriffe wird jedoch von einer Reihe unterschiedlicher Einfluss- faktoren mitbestimmt“, erklärte Dommisch. „Hierzu zählen insbesondere anatomische Faktoren wie die Beschaffenheit der gingi- valen Gewebe sowie die Zahnstellung und -anatomie.“ Darüber hinaus sei natürlich die Compliance des Patienten hinsichtlich der individuellen Mundhygienetechniken sowie bezüglich möglicher Rauchergewohnheiten 27. Brandenburgischer Zahnärztetag Ein schönes Lächeln für Brandenburg Beim diesjährigen Brandenburgischen Zahnärztetag in Cottbus ging es um die Vereinbarkeit von Ästhetik mit einer nachhaltigen, zahnerhaltenden und präventiv ausgerichteten Zahnmedizin. Rund 1.500 Teilnehmer, davon etwa 750 Zahnärzte und 500 ZFA, kamen nach Cottbus. Veran- staltet wird der Brandenburgische Zahnärztetag von der Landeszahnärztekammer Brandenburg, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Land Brandenburg und dem Quintessenz Verlag Berlin. Fotos: zm-nb 56 Zahnmedizin

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