Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23

zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2786) allerdings nur eine gingivale Blutung und Zahnstein vor, die den Autoren zufolge durch einfache Maßnahmen der Mundhygiene- verbesserung oder eine professionelle Zahn- reinigung leicht zu korrigieren sind. Schwere Parodontopathien waren mit maximal 4,4 Prozent der Gebisssextanten eher selten. Der prothetische Versorgungsgrad war be- züglich des normativen Bedarfs niedrig, allerdings hatten die 35- bis 44-Jährigen im Mittel mehr Brücken beziehungsweise Teil- prothesen als deutsche Gleichaltrige. Voll- prothesen waren nur bei 0 bis 4 Prozent der erwachsenen Flüchtlinge vorhanden, mehr- heitlich bei den 45- bis 64-Jährigen und im Oberkiefer. Von den wenigen Senioren 65+ hatte nur einer eine Totalprothese. Wie in Deutschland erfüllt ungefähr ein Drit- tel der geflüchteten Kinder und Jugendlichen die Kriterien der kieferorthopädischen Indi- kationsgruppen. Die häufigste Dysgnathie war der einseitige Kreuzbiss. Akute Schmerzen gaben etwa 5 Prozent der Flüchtlinge zum Zeitpunkt der Unter- suchung an – sie hätten im Zuge der Schmerzbehandlung nach § 4 AsylbLG the- rapiert werden können. Die Kosten für mehrheitliche Füllungen oder Extraktionen liegen pro Fall im Mittel zwischen 59 und 297 Euro je nach Altersgruppe. Bei der gro- ßen Mehrheit der Flüchtlinge wurde eine zusätzliche, nicht therapierte orale Morbidi- tät ermittelt – vor allem multiple offene ka- riöse Defekte, die durch Füllungen, Extrak- tionen und gegebenenfalls auch Wurzelka- nalbehandlungen einschließlich Begleitleis- tungen behandelt werden könnten. µ In allen Altersgruppen haben zwischen 79 und 95 Prozent der Flüchtlinge einen Bedarf an zahnärztlicher Sanierung von kariösen Defekten. Bei anerkannten Flüchtlingen oder Asylbe- werbern könnten diese Therapien im Rah- men der GKV-Regelversorgung erfolgen. Da- zu kommen gegebenenfalls kieferorthopädi- sche, prothetische oder parodontologische Behandlungen, die im Rahmen eines Thera- pieplans vorab genehmigt werden müssten. Allerdings gehen die Autoren davon aus, dass die tatsächliche Inanspruchnahme weit unter dem normativen Bedarf liegt – „wegen der komplexen Beantragung dieser Prothetische Kronen und Implantate im Ober- und Unterkiefer bei erwachsenen Flüchtlingen (n= 283) nach Altersgruppen Prozent OK Krone/Brücke UK Krone/Brücke Implantate 0 5 10 15 20 25 18-34 Jahre 35-44 Jahre 45-64 Jahre 4 % 2 % 1 % 8 % 13 % 0 % 23 % 15% 0 % m=0,39 m=0,42 m=1,07 m=0,49 in Prozent & Mittelwert (m) Quelle Balkendiagramm: Studie/Splieth Anzahl von Flüchtlingen mit kariesfreiem bzw. naturgesundem Gebiss und ohne Fisteln, Abszesse, Ulzerationen und Pulpanekrosen (pufa/PUFA) sowie Mittelwerte für pufa/PUFA bei allen bzw. nur bei betroffenen Flüchtlingen (pufa/PUFA > 0) nach Alter Alter (Jahre) 3 6–7 8–11 12 13–17 18–34 35–44 45–64 Quelle: Studie/Splieth n 37 73 89 17 40 123 87 73 dt/DT =0 n (%) 18 (49 %) 10 (14 %) 16 (18 %) 2 (12 %) 11 (28 %) 12 (10 %) 14 (16 %) 15 (21 %) dmft/DMFT= 0 n (%) 17 (46 %) 5 (7 %) 12 (14 %) 2 (12 %) 9 (23 %) 4 (3 %) 4 (5 %) 2 (3 %) pufa/PUFA=0 n (%) 31 (84 %) 45 (62 %) 57 (64 %) 14 (82 %) 35 (88 %) 92 (75 %) 67 (77 %) 50 (69 %) pufa/PUFA (Ø für alle) 0,38±1,1 0,86±1,4 0,80±1,3 0,18±0,4 0,18±0,6 0,40±0,8 0,37±0,9 0,45±0,8 pufa/PUFA (Ø bei >0) 2,33±1,9 2,25±1,4 2,38±1,3 1,00±0,0 1,40±0,9 1,58±0,9 1,60±1,2 1,43±0,8 88 Zahnmedizin

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