Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23

zm 107, Nr. 23-24, 1.12.2017, (2787) Leistungen, den zahlreichen Anforderungen an die Flüchtlinge bei der Organisation des täglichen Lebens in Deutschland, den Sprachbarrieren, der eher symptombezoge- nen Inanspruchnahme von zahnärztlichen Behandlungen und dem – zumindest für die Kieferorthopädie nachgewiesenen – subjek- tiv geringer empfundenen Behandlungs- bedarf bei Flüchtlingen gegenüber euro- päischen Wohnbevölkerungen“. Außerdem bleibt die KFO-Therapie, heißt es in der Studie, genau wie prothetische Leistungen, Flüchtlingen für das erste Jahr nach der Anerkennung verwehrt. Unabhän- gig davon werde auch bei der deutschen Bevölkerung etwa der parodontologische Behandlungsbedarf zu wesentlichen Teilen nicht ausgeschöpft [IDZ, 2016]. Eine frühzeitige Sanierung ist kostengünstiger! Die frühzeitige Sanierung kariöser Defekte erscheint kostengünstiger als weitergehende Therapien bei akuten Schmerzen, die Wur- zelbehandlungen oder – im Fall einer Ex- traktion – teuren Zahnersatz zur Folge haben könnten. Die mit den Ergebnissen der Studie zur oralen Morbidität bei Flücht- lingen klarer umschriebenen Herausforde- rungen, vor denen die deutsche Gesell- schaft steht, ließen sich durch die Ver- antwortlichen in Wissenschaft und Politik relativ leicht beheben. Projektleiter Prof. Dr. Christian Splieth, Leiter der Abteilung für Präventive Zahn- medizin und Kinderzahnheilkunde von der Universität Greifswald und President-elect der Organisation for Caries Research: „Dazu müssten besonders die für die deutsche Bevölkerung vor 30 Jahren eingesetzten, systematisch entwickelten Präventions- strukturen zur wirksamen Reduktion oraler Erkrankungen auf die Flüchtlinge ausgedehnt werden.“ Mit finanzieller Unterstützung der Wrigley Foundation wurden von Dezember 2016 bis Juli 2017 in zehn deutschen Asylbewerberheimen und Erstaufnahmeunterkünften in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen ins- gesamt 544 Probanden untersucht, die 2015 bis 2017 als Flüchtlinge angenommen wurden, und diese Ergebnisse ausgewertet. Die Studie „Flüchtlinge in Deutsch- land – Mundgesundheit, Versorgungs- bedarfe und deren Kosten“ von Prof. Dr. Ch. H. Splieth, Dr. M. Takriti und ZA A. Alani von der Universität Greifswald wurde unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bun- desvereinigung (KZBV) erstellt und auf dem Deutschen Zahnärztetag 2017 in Frankfurt a. M. präsentiert. Dieser redaktionelle Beitrag präsentiert die wichtigsten Ergebnisse auf Basis der Kurzversion der Studie. Kosten für eine zahnärztliche Sanierung im GKV-Regelsystem bei 12-jährigen Flüchtlingen nach BEMA-Vergütung (1 Pkt = 1 EUR) auf Grundgesamtheit aller 12-Jährigen 12 Jahre (n = 17) Befund & Beratung Röntgen Füllungen Versiegelungen Pulpabehandlungen / Endodontie Stahlkronen Anästhesie Extraktion Lückenhalter KFO Zahnsteinentfernung Gesamtkosten Quelle: Studie/Splieth Minimum 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR 0 EUR Maximum 27,00 EUR 48,00 EUR 122,00 EUR 102,00 EUR 29,00 EUR 0 EUR 16,00 EUR 55,00 EUR 0 EUR 3.000,00 EUR (n=6) 16,00 EUR (n=1) Mittel 16,94 EUR 17,65 EUR 57,65 EUR 30,00 EUR 1,76 EUR 0 EUR 2,82 EUR 5,00 EUR 0 EUR 1058,82 EUR 0,94 EUR 1191,58 EUR SD 11,86 EUR 18,06 EUR 44,48 EUR 32,10 EUR 7,03 EUR 0 EUR 4,85 EUR 13,81 EUR 0 EUR 1477,78 EUR 3,88 EUR Foto: zm-sf 89

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