Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (18) einer Fregatte kann nachvollziehbar „wehr- zersetzend“ wirken – und so ist die Behand- lung mit einer Apnoe-Schiene eine stetig zunehmende Erweiterung des Therapie- portfolios des Truppenzahnarztes, natürlich in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit allgemeinmedizinischen Kollegen. Oberfeldarzt Michael Lüpke stellte die „Implantatprothetik bei Patienten mit paro- dontalen Vorerkrankungen“ vor und konnte dank seiner über zwanzigjährigen Tätigkeit am Standort Bundeswehrkrankenhaus Hamburg fundierte longitudinale Aussagen treffen. Er führte aus, dass auch bei schweren PA-Patienten eine implantatprothetische Versorgung möglich ist, als conditio sine qua non aber die vorherige, abgeschlossene Parodontaltherapie stehen muss sowie ein engmaschiges Recallsystem zur Kontrolle des Biofilms, was unter wehrmedizinischen Aspekten eine besondere Herausforderung darstellt, da durch ständige Ortswechsel der Soldaten eine hohe Eigenverantwortlichkeit vonnöten ist. Mit einer Apnoe-Schiene gegen die „Wehrzersetzung“ Bei Gewährleistung einer regelmäßigen Nachsorge ist aber auch die Behandlung von ausgeprägten Periodontitisfällen mit einer erfolgreichen Implantatversorgung möglich, wie Lüpke eindrucksvoll an zwei Pa- tientenfällen nach 18- beziehungsweise 19-jähriger Beobachtungszeit zeigen konnte. Ein wissenschaftliches Highlight mit praktisch- klinischem Hintergrund bot dann Oberfeld- arzt Christian Kühlhorn, der als begutach- tender Zahnarzt der Bundeswehr mit der Untersuchungsmethode der Effektorzell- typisierung auf Mercaptane und Thioether konfrontiert wurde. Im Rahmen seines Referates wurden anhand eines klinischen Patientenfalles die moleku- laren Grundlagen dieser Methodik erläutert und deren wissenschaftliche Aussagekraft bezüglich eines daraus folgenden Therapie- entscheids unter Betrachtung internationaler Peer-Review-Publikationen eingeordnet und bewertet. Last, but absolutely not least wies Ober- ärztin Dr. Gabriele Diedrichs aus Düsseldorf in einem sehr anschaulichen und praxis- nahen Vortrag auf die wesentlichen Aspekte der immer noch analogen Präparation auch bei weitergehend digitalem Workflow hin. Da die manuelle Präparation auch wohl noch in den nächsten Jahren die Grund- tätigkeit des Zahnarztes darstellt, lohnt es sich auch zukünftig, sich immer wieder ein- mal mit diesen Grundlagen zu beschäftigen. Im Wesentlichen seien hier die korrekte Aus- wahl der Instrumente unter dem Stichwort „Formkongruenz“, die korrekten Drehzahlen und die Zusammenstellung eines syste- matisch angeordneten Schleifsets genannt. Trotz fortgeschrittener Zeit wurde darüber lange diskutiert. Ein gelungenes verflixtes 7. Jahr Fasst man dieses Symposium zusammen, kann konstatiert werden, dass es wieder ge- lungen ist, bundeswehrtypische Probleme auch für die zivile Kollegenschaft interessant darzustellen und durch den bunten Blumen- strauß praxisnaher Vorträge auch für jeden etwas anzubieten. Man kann sich auf die achte Jahrestagung in diesem Jahr freuen, die auch unter dem Generalthema „Misserfolge“ großen Zuspruch haben wird. „Denn dieses ist der Freien einz’ge Pflicht – das Reich zu schirmen, das sie selber schirmt.“ Dieses Zitat aus Friedrich Schillers Wilhelm Tell passte zur 7. Jahrestagung des Arbeitskreises Wehrmedizin am 10. November nicht nur sehr gut, weil Schiller an diesem Tag Geburtstag hat, sondern auch inhaltich zum Jubiläum „60 Jahre Zahnmedizin in der Bundeswehr“. Es passte, weil die Aussetzung der Wehr- pflicht das Schillersche Zitat geradezu konterkariert und auch der gesamt- gesellschaftlichen Entwicklung nicht för- derlich ist. Sehr intensiv wurde im Jubiläumsjahr die Ausbildung von Sanitätspersonal an der Waffe diskutiert, jedoch dient diese Weisung gerade bei den deutschen Streit- kräften eindeutig nur zur Selbstverteidi- gung und zum Schutz der anvertrauten Patienten und folgt damit exakt dem Bundeswehrslogan „Der Menschlichkeit verpflichtet“, der gemäß dem Hippokra- tischen Eid auch und gerade in Kriegs- zeiten ein umso höheres Gut ist. Was die Zahnmedizin in der Bundeswehr betrifft: Sie überzeugt durch ihre hohe Leistungsfähigkeit – auch in Auslands- einsätzen – und braucht den Vergleich mit den Qualitätsstandards im Inland nicht zu scheuen. Prof. Dr. Peter Pospiech „Der Menschlichkeit verpflichtet“ 60 Jahre Zahnmedizin in der Bundeswehr Das Bild zeigt die Bordzahnstation eines Schiffslazaretts. Es stammt aus dem Beitrag „Ziel ist die Dental Fitness der Sol- daten“ (zm 18/2017), in dem der Leitende Zahnarzt der Bundes- wehr, Flottenarzt Dr. Helfried Bieber, die Geschichte der militär- zahnmedizinischen Versorgung resümiert. Foto: Bundeswehr_Kdo_SanDstBw Abtlg III Zahnmedizin 18 Zahnmedizin

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