Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (42) Trotz großer Erfolge der zahnärztlichen Pro- phylaxe, der Methoden zur Karieskontrolle und der steten Weiterentwicklung im Be- reich der Parodontologie ist nach wie vor in Deutschland ein hoher Anteil der Senioren (65+) in einem oder in beiden Kiefern zahn- los. Zwar sinkt – prozentual betrachtet – der Anteil Zahnloser in der Altersgruppe der jüngeren Senioren (65 bis 74 Jahre) seit der dritten Mundgesundheitsstudie von 1997 und die totale Zahnlosigkeit verschiebt sich in ein höheres Lebensalter [Micheelis W, Schiffner U, 2006]. Dennoch wird durch die steigende Lebenserwartung und den demo- grafischen Wandel die Versorgung zahn- loser Senioren auch in Zukunft nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein essen- zieller Bestandteil der pro- thetischen Zahnmedizin bleiben [Douglass CW et al., 2002]. Die von den gesetzlichen Krankenkassen als Regelversorgung bezu- schusste Therapieform für den zahnlosen Kiefer ist die Totalprothese. Viele Patienten sind insbesondere mit ihrer Unterkiefertotalprothese sehr unzufrieden [Critchlow SB, Ellis JS, 2010], sie bemängeln einen insuffizienten Halt, eine deutlich redu- zierte Kaueffektivität [Hyland R et al., 2009] und eine hiermit verbundene stark reduzierte mundgesundheitsbezogene Lebensqualität [Emami E et al.,2009]. Bisherige Standardtherapie: Als internatio- nal anerkannte Standardtherapie für den zahnlosen Unterkiefer gilt heute eine auf zwei Implantaten verankerte, abnehmbare Versorgung [Feine JS et al., 2002]. Da Im- plantate für den zahnlosen Kiefer aber nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Kran- kenkassen enthalten sind, schließt der finan- zielle Aufwand viele Patienten von dieser Therapieform aus. Walton et al. versorgten Totalprothesenträger mit entweder einem oder zwei Implantaten im zahnlosen Unterkiefer [Walton JN et al., 2009]. Sie fanden keine statistisch signifi- kanten Unterschiede hinsichtlich Patienten- zufriedenheit und Nachsorgeaufwand zwi- schen den beiden Gruppen. Materialkosten und Behandlungszeit waren in der Gruppe, die ein Implantat erhielt, geringer. Studie zum mittigen Einzelimplantat im zahnlosen Unterkiefer Das konventionelle Belastungsprotokoll ist erfolgreicher Matthias Kern, Nicole Passia Die Insertion des ersten mittigen Einzelimplantats im zahnlosen Unterkiefer (UK) zur Fixierung einer UK-Versorgung wurde im Jahr 1990 durchgeführt. Seit dieser Zeit sind zu diesem Versorgungskonzept verschiedene Untersuchungen mit heterogenen Studiendesigns und oft geringen Probandenzahlen durchgeführt worden. In einer weltweit ersten multizentrischen randomisierten klinischen Studie wurde jetzt über zwei Jahre der Einfluss des Belastungszeitpunkts auf das Versorgungskonzept des mittigen Einzelimplantats in zahnlosen UK untersucht. Abbildung 1: Zustand nach Insertion eines mittigen Unterkieferimplantats mit offener Einheilung (Camlog, lange Heilkappe). Alle Fotos: Kern et al. Abbildung 2: Die vorhandene Prothese wurde im Bereich der Heilkappe ausgeschliffen und mit weichbleibenden Kunststoff (Softliner, GC) unterfüttert. 42 Zahnmedizin

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