Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (44) konzept des mittigen Einzelimplantats im zahnlosen Unterkiefer untersucht [Kern M et al., 2017]. Studiendesign: Hierzu wurden an neun Uni- versitätszahnkliniken in Deutschland 158 zahnlose Patienten mit einem Implantat im Unterkiefer versorgt und entweder in die Sofortbelastungsgruppe (n= 81) oder in die Spätbelastungsgruppe (n = 77) randomisiert. In der Sofortbelastungsgruppe wurden die Implantate unmittelbar nach der Implanta- tion mit einem Kugelkopfattachment ver- sorgt. Die Implantate der Spätbelastungs- gruppe heilten für drei Monate geschlossen ein und wurden am Tag der Freilegung ebenfalls mit einem Kugelkopfattachment versorgt (Abbildung 1). Ergebnisse: Innerhalb der ersten drei Monate gingen neun Implantate (12,2 Prozent) der Sofortbelastungsgruppe und ein Implantat (1,5 Prozent) der Spätbelastungsgruppe verloren [Kern M et al., 2017]. Über einen Nachuntersuchungszeitraum von zwei Jah- ren ging kein weiteres Implantat verloren. Unabhängig vom Belastungszeitpunkt konnten bereits vier Monate nach Belastung der Implantate die Patientenzufriedenheit und die Kaueffektivität signifikant gesteigert werden [Passia N et al., 2017; Passia N et al., 2017/2] im Vergleich zur Ausgangssituation ohne Implantate mit konventioneller Total- prothese. Diese multizentrische Studie zeigt also ein weiteres Mal, dass das Konzept des mittigen Einzelimplantats im zahnlosen Unterkiefer bei einem konventionellen Be- lastungsprotokoll eine ebenso einfache und zweckmäßige wie erfolgreiche implantat- prothetische Therapieoption für den zahn- losen Unterkiefer ist, die einen relativ geringen operativen und auch finanziellen Aufwand beinhaltet. Bewertung und Ausblick: Unserer Meinung nach würde die Verankerung einer unteren Totalprothese an einem einzelnen Implantat gut den Anforderungen des Sozialgesetz- buches V (SGB V) § 12 zum Wirtschaftlich- keitsgebot entsprechen, wonach Leistungen, die von den gesetzlichen Krankenkassen getragen oder bezuschusst werden, „aus- reichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“ sein müssen. Allerdings ist die Gewährung von Leistungen für den Einsatz von dentalen Implantaten in SGB V § 28 zum heutigen Zeitpunkt explizit auf seltene, vom gemeinsamen Bundesaus- schuss festzulegende Ausnahmeindikationen für besonders schwere Fälle beschränkt wor- den. Da man davon ausgehen kann, dass aktuell rund 3,4 Millionen Menschen in Deutschland im Unterkiefer zahnlos sind, liegt damit bei Zahnlosen natürlich keine „seltene Ausnahmeindikation“, sondern eher eine recht häufige Indikation vor. Prof. Dr. Matthias Kern OA Dr. Nicole Passia Klinik für Zahn- ärztliche Prothetik, Propädeutik und Werkstoffkunde Uniklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Christian-Albrechts- Universität zu Kiel Arnold-Heller-Str. 16, 24105 Kiel mkern@proth.uni-kiel.de Die weltweit größte Studie zu Einzelzahn- implantaten zur Fixierung einer Vollprothese im zahnlosen Unterkiefer wurde 2012 an der Universitätszahnklinik Kiel begonnen. Aktuell hat die Deutsche Forschungsgemein- schaft (DFG) die Förderung der Studie um drei weitere Jahre verlängert. Das gesamte Forschungsvolumen beläuft sich auf eine Summe von rund 1,275 Millionen Euro. Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 6: Die Panoramaschichtaufnahme zeigt die mittige Position des 11 mm langen Implantats. „Survival and Compli- cations of Single Den- tal Implants ...“ finden Sie hier. Die Studie im Original M EHR AUF ZM - ONLINE Abbildung 5: Die an dem mittigen Einzelimplantat ver- ankerte Unterkiefer- prothese sitzt nun sicher auf ihrem Prothesenlager. Foto: UKSH 44 Zahnmedizin

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