Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (46) Die Studie wurde mit Frauen und ihren Kindern in Mexiko-Stadt durchgeführt [1]. Zur Abschätzung der Fluoridbelastung der werdenden Mütter wurden während ihrer Schwangerschaft Urinproben genommen und tiefgefroren, um später bezüglich der Fluoridkonzentration analysiert zu werden. Die Kinder wurden im Alter von vier Jahren sowie im Zeitraum von sechs bis zwölf Jahren Intelligenztestungen unterzogen. Im Alter von vier Jahren wurde der General Cognitive Index (GCI) und im späteren Alter der Intelligenzquotient (IQ) nach Wechsler erhoben. Insgesamt konnten vollständige Datensätze von 299 Mutter-Kind-Paaren für die Überprüfung eines statistischen Zusam- menhangs zwischen Fluorid im mütterlichen Urin und der Intelligenz ihrer Kinder bereit- gestellt werden, 287 für vierjährige und 211 für sechs- bis zwölfjährige Kinder. Die statische Analyse der Daten errechnet signifikante Zusammenhänge zwischen der Fluoridkonzentration im Urin der Schwan- geren und den kognitiven Leistungen ihrer Kinder. Mit einer um jeweils 0,5 mg/L höheren Fluoridkonzentration geht ein um 3,15 Punkte niedrigerer GCI beziehungsweise ein um 2,50 Punkte geringerer IQ einher. Die Schlussfolgerung der Untersuchung ist, dass eine höhere Fluoridaufnahme während der Schwangerschaft mit niedrigeren kognitiven Funktionen der Kinder einhergeht. Fachliche Bewertung der Studie Es verwundert nicht, dass aus der in der Studie beschriebenen Assoziation von Fluo- ridwerten und kognitiven Befunden in der öffentlichen Interpretation umgehend eine Kausalität abgeleitet wird. Dabei wird auch schnell der Bezug zum Zähneputzen mit fluoridhaltigen Zahnpasten hergestellt [2]. Es ist deutlich herauszustellen, dass eine derartige Interpretation der Studie nicht im Ansatz gerechtfertigt ist. Die Empfehlun- gen zur Fluoridanwendung aus Gründen der Kariesprävention behalten sowohl für Schwangere als auch für Kinder ihre volle Gültigkeit. Im Folgenden soll detailliert dar- gestellt werden, warum die vorgelegten Studienergebnisse für die Maßnahmen der Kariesprävention keinerlei Relevanz auf- weisen. Zunächst sei dabei der vorgelegten Unter- suchung zugute gehalten, dass sie eine große Anzahl von Mutter-Kind-Paaren um- fasst und dass in der Analyse zahlreiche mögliche Verzerrungen (andere chemische Elemente wie Blei und Quecksilber – es fehlt hingegen Arsen) und Störfaktoren (wie die soziale Schichtzugehörigkeit und der Studienkritik Zahnärztliche Fluoridierungsmaßnahmen in der Schwangerschaft sind sicher Ulrich Schiffner Kanadische Forscher beschrieben kürzlich einen Zusammenhang zwischen der Fluoridaufnahme von schwangeren Frauen und der Intelligenz ihrer Kinder: Eine höhere Fluorid-Exposition in der Schwangerschaft führte demnach später zu einem schwachen IQ bei den Kindern. Diese mit vielen Mängeln behaftete Studie hat allerdings keine Relevanz! Die Empfehlungen zur Fluoridanwendung aus Gründen der Kariesprävention behalten sowohl für Schwangere als auch für Kinder ihre volle Gültigkeit. Foto: vgajic - iStockphoto.com 46 Zahnmedizin
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