Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (66) Gingivitis und Parodontitis gelten als Bio- film-induzierte entzündliche Erkrankungen. Sie sind die häufigsten Krankheiten der Menschheit [Guinness World Records, 2011]. Aufgrund der zunehmenden Welt- bevölkerung und des erhöhten Zahnerhalts ist die globale Belastung durch schwere Parodontitis zwischen 1990 und 2013 um 67 Prozent angestiegen [GBD, 2015] mit enormer ökonomischer Auswirkung auf die Gesundheitssysteme [Listl et al., 2015]. Was heißt parodontal (un)gesund? Bei parodontaler Gesundheit besteht eine Symbiose zwischen dem (mit Gesundheit assoziierten) Biofilm und einer angemesse- nen immuninflammatorischen Wirtsantwort. Eine Parodontitis entsteht als Folge der Entwicklung einer Dysbiose in anfälligen Individuen, die mit einer Dysregulation der immunentzündlichen Antwort einhergeht und die zu einem wirtsvermittelten Abbau von Bindegewebe und Alveolarknochen führt [Darveau, 2010; Kebschull & Papapanou, 2011; Jepsen & Dommisch, 2014; Dommisch & Jepsen, 2015; Meyle & Chapple, 2015; Kilian et al., 2016; Mira et al., 2017]. Im Kontext dieses Beitrags gelten die fol- genden Begriffsbestimmungen [Sanz et al., 2017]: Biofilm – an einer Oberfläche anheftende Mikroorganismen sind eingebettet in einer extrazellulären Matrix im Kontakt zu einem flüssigen Medium: Die Eigenschaften von Mikroorganismen im Biofilm sind anders als in einem planktonischen Stadium. Plaque auf einer Zahnoberfläche ist ein typisches Beispiel eines Biofilms, der als dentaler Bio- film bezeichnet wird. Mikroorganismen funktionieren in dentalen Biofilmen als interaktive mikrobielle Gemeinschaften, wobei die Interaktionen synergistisch, aber auch antagonistisch sein können. Symbiose – ein gegenseitig benefizielles Verhältnis zwischen den Mitgliedern einer mikrobiellen Gemeinschaft sowie zwischen den mikrobiellen Gemeinschaften und dem Wirt. Dysbiose – eine Veränderung innerhalb der mit Gesundheit assoziierten mikrobiellen Gemeinschaft, die zu einem Zusammen- bruch der benefiziellen Beziehung mit dem Ätiologie der Parodontitis – gibt es neue Erkenntnisse? Søren Jepsen, Henrik Dommisch, Moritz Kebschull Ein verbessertes Verständnis der Ätiologie der Parodontitis kann zu einer verbesserten Prävention und damit zu verbesserter parodontaler Gesundheit der Bevölkerung beitragen [Tonetti et al., 2017a; Jepsen et al., 2017]. Daher werden in diesem Beitrag aktuelle Aspekte zur Ätiopathogenese der Parodontitis zusammengefasst und die Risikofaktoren dargestellt. Foto: Fotolia_Tatiana Shepeleva 66 Fortbildung Parodontologie

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