Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (68) Abhängig von einer ganzen Reihe von genetischen, Umwelt- und Lifestyle-Risiko- faktoren (siehe unten) wird sich in einigen anfälligen Individuen eine Parodontitis ent- wickeln. Diese wird vorangetrieben durch eine unangemessene und überschießende immuninflammatorische Wirtsantwort, die den Großteil der Schädigung der parodon- talen Strukturen des Wirts verursacht. Sie ist verantwortlich für die nun ausgeprägte Dysbiose mit fehlender Auflösung der chronischen destruktiven Entzündung. Ein Teufelskreis ist entstanden, der dieses Un- gleichgewicht unterhält [Meyle & Chapple, 2015; Kilian et al.,2016]. Allerdings kann eine regelmäßige und gründliche Entfernung des Biofilms (anti- infektiöse Therapie) zur Auflösung der Ent- zündung beitragen und eine Symbiose wiederherstellen [Kebschull et al., 2017, S. 72–79 in diesem Heft]. Dabei ist ein ver- antwortungsvoller, zurückhaltender Umgang mit systemischen Antibiotika anzumahnen, um die benefizielle Mikrobiota zu schützen und antibiotische Resistenzen zu vermeiden [Jepsen & Jepsen, 2016]. Welche Rolle spielen die Risikofaktoren? Die große Bedeutung von Verhaltens-, Life- style-, sozialen und systemischen Faktoren im Kontext präventiver Therapien wurde kürzlich umfassend aufgearbeitet [Jepsen et al., 2017; Chapple et al., 2017]. Asso- ziationen zwischen einem niedrigen sozio- ökonomischen Status und einer höheren Parodontitisprävalenz sind belegt [Boillot et al., 2011]. Auch ist die Prävalenz der Paro- dontitis bei Männern höher als bei Frauen [Shiau & Reynolds, 2010]. Abgesehen von diesen Determinanten variiert das Ausmaß, in dem die Akkumulation eines Biofilms die Entstehung und das Voranschreiten einer Parodontitis befördert, interindividuell ent- sprechend des jeweiligen Risikoprofils der Patienten [Genco & Borgnakke, 2013]. Im Folgenden werden einige der systemischen beziehungsweise Patientenfaktoren, die das Risiko für Parodontitis mitbestimmen, be- leuchtet. Bei Patienten ohne eine Anfällig- keit für Parodontitis ist die Entzündungs- Abbildung 2: Positive Auswirkungen einer Wirts-Mikrobiom-Symbiose Quelle: nach Kilian et al. 2016 Abbildung 3: Faktoren, die eine Dysbiose des oralen Mikrobioms begünstigen können Quelle: nach Kilian et al. 2016 Wirts-Mikrobiom-Symbiose Dysbiose 68 Fortbildung Parodontologie

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