Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 108, Nr. 01-02, 16.1.2018, (73) Instrumente kombiniert eingesetzt werden [Jepsen et al., 2011]. Eine übermäßige Bear- beitung der Wurzeloberflächen im Sinne einer klassischen Wurzelglättung sollte hier- bei vermieden werden. Gleichzeitig ist eine Kürettage des Weichgewebes im Regelfall nicht indiziert [Heitz-Mayfield und Lang, 2013]. Neben einer seiten- oder quadranten- weisen Instrumentierung ist auch ein Full- Mouth-Scaling in einem Termin (oder an zwei Terminen innerhalb von 24 Stunden) möglich, allerdings ohne langfristig nachweisbaren klinischen Vorteil [Eberhard et al., 2015]. Als Alternative oder auch zusätzlich zu einer subgingivalen Instrumentierung mit Hand- oder Schall-/Ultraschallinstrumenten wurden optische Verfahren mit Lasern ver- schiedener Wellenlängen vorgeschlagen. Als der klassischen Instrumentierung eben- bürtig, wenn auch mit einem erhöhten Zeit- aufwand verbunden, wird der Einsatz von Erbium:YAG-Hartgewebslasern angesehen [Sgolastra et al., 2012]. Andere Laser mit geringerer Wellenlänge eignen sich nicht so gut zur Entfernung mineralisierter Ablage- rungen und werden daher ergänzend zur klassischen Instrumentierung eingesetzt. Bei diesem Einsatz ist unklar, ob ein zusätzlicher langfristiger klinisch relevanter Nutzen vor- liegt [Sgolastra et al., 2013; Sgolastra et al., 2014]. Der adjuvante Einsatz einer photo- dynamischen Therapie zeigt ebenso wenig langfristige Erfolge bei stark heterogener Datenlage (siehe wissenschaftliche Stellung- nahme von DG PARO und DGZMK). Ein Ein- satz der PDT ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht anzuraten. Von großem Interesse sind derzeit weiterhin subgingival eingesetzte Pulver-Wasserstrahl- Geräte. Mit gering abrasivem Pulver, häufig auf Glycin-Basis, können damit schnell und gründlich Biofilme, aber keine minera- lisierten Ablagerungen entfernt werden [Flemmig et al., 2012]. Das Verfahren hat daher seine Stärke im Bereich der unter- stützenden Parodontitistherapie, wo in der Regel keine ausgeprägten Konkremente zu erwarten sind. Für einen denkbaren Einsatz während der subgingivalen Instrumentierung liegen noch keine ausreichenden klinischen Daten vor, insbesondere ist wahrscheinlich die dem Verfahren immanente Gefahr eines Luftemphysems bei dem in der ersten Behandlungsphase oft noch stark aufgelockerten Gewebe (vgl. Abbildung 1) noch deutlich erhöht. Im Mittel führt eine subgingivale Instru- mentierung zu einer Reduktion der Taschen- sondierungstiefen von etwa 1,2 mm [Van der Weijden and Timmerman, 2002]. Diese Reduktion der Sondierungstiefe sowie die Veränderung des klinischen Attachment- levels sind deutlich von der Sondierungstiefe vor Therapie abhängig [Hunt & Douglass, 2002] (Tabelle 1). In Situationen mit gerin- gen Sondierungstiefen unter 3 bis 3,5 mm sollte auf eine energische subgingivale Instrumentierung verzichtet werden, um einen Verlust von Attachment zu vermeiden [Lindhe et al., 1982]. Eine ausführlichere Bewertung des lang- fristigen klinischen Nutzens verschiedener primärer und sekundärer Methoden für die subgingivale Instrumentierung sowie darauf aufbauende klinische Empfehlungen finden sich in der in Kürze veröffentlichten S3-Leit- linie „Subgingivale Instrumentierung“ von DG PARO und DGZMK. Adjuvanter Einsatz von Antiseptika und Antibiotika Da – auch mit modernsten Methoden zur subgingivalen Instrumentierung – keine vollständige Entfernung des Biofilms und der mineralisierten Ablagerungen zu er- warten ist, wurden verschiedene adjuvante oder additive Maßnahmen zur Verbesse- rung der Effizienz vorgeschlagen. Reduktion der Sondierungstiefen (ST) und Attachmentgewinne sechs und zwölf Monate nach nichtchirurgischer Therapie Sondierungstiefen vor Therapie 1–3 mm 4–6 mm 7 mm 1–3 mm 4–6 mm 7 mm Tabelle 1: Die Werte sind differenziert nach den Sondierungstiefen vor der nichtchirurgischen Therapie (supra- und subgingivales Debridement, geschlossenes Vorgehen). * Signifikanzniveau Į = 0,05 N 102 102 100 244 244 183 ST-Reduktion 6 Monate nach Therapie 0,04 mm 1,07 mm 1,97 mm 12 Monate nach Therapie 0,21 mm 1,16 mm 2,20 mm P-Wert* 0,28 0,0001 0,0001 0,0002 0,0001 0,0001 Attachment- gewinn – 0,15 mm 0,6 mm 1,21 mm – 0,23 mm 0,52 mm 1,42 mm P-Wert* 0,01 0,0001 0,0001 0,33 0,001 0,0001 Abbildung 1: Patient mit schwerer chronischer Parodontitis und Vorliegen von erheblichen ätiologischen Faktoren und massiven Entzün- dungszeichen. Fotos: Kebschull nach: Hung & Douglass, 2002 73
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